news

Frauen-EM: Spanien vor kniffliger Titelmission

Titelfavorit Spanien steht vorm Auftakt in die Fußball-Europameisterschaft der Frauen, doch begeleitet Unruhe die Nationalmannschaft vor dem Start ins Turnier.

Frauen-EM: Spanien vor kniffliger Titelmission Foto: © getty

Am Donnerstag steigen die Spanierinnen in die Europameisterschaft ein. Gegen Portugal wollen die Spielerinnen an den Erfolg bei der letzten Weltmeisterschaft anknüpfen und erstmals Europameister werden. 

Das Unterfangen wird von viel Störfeuer begleitet. Die aus dem Nationalteam ausgebootete Jennifer Hermoso wettert auf der Plattform X gegen die Trainerin Montserrat Tomé, sie solle sich "darauf konzentrieren, Spanien zum Europameister zu machen, auch wenn die Spielerinnen das alleine schaffen können, wahrscheinlich sogar noch besser."

WM 2023 endete mit Titel und Skandal

Die 35 Jahre alte Hermoso gilt seit dem Vorfall bei der WM 2023 als eine der bekanntesten Fußballerinnen der Welt. Bei der Siegerehrung nach dem Finale hatte ihr der damalige spanische Verbandspräsident Luis Rubiales auf den Mund geküsst. Hermoso stellte Strafanzeige gegen den Funktionär, der Kuss sei ihr ohne Einverständnis aufgezwungen worden.

Im Februar sprach ein spanisches Gericht Rubiales der sexuellen Aggression schuldig. Mit einer Berufung ist er nun gescheitert, doch auch gegen diese zweite Entscheidung will der 47-Jährige Rechtsmittel einlegen.

Rubiales verlor seinen Posten, wurde vom Fußball-Weltverband FIFA für drei Jahre gesperrt und zu einer Geldstrafe verurteilt. Der Fall wurde international zum Symbol für den Kampf gegen Sexismus im Sport.

Nichtnominierung aus sportlichen Gründen

Eine Hermoso im EM-Kader hätte den Fokus noch stärker auf dieses Thema gelenkt, doch die nicht Nicht-Nominierung habe laut der Trainerin sportliche Gründe. "Wir haben - genau wie bei anderen Spielerinnen - ihre Leistungen bei ihrem Verein ausgewertet und wir haben mit ihrem Trainer gesprochen", sagte Tomé.

Die Qualität im Kader ist auch ohne Hermoso enorm hoch. Der wiedererstarkte Mittelfeldstar Alexia Putellas, Weltfußballerin 2021 und 2022, und die Innenverteidigerin Irene Paredes verkörpern Weltklasse. Die Offensive gehört sowieso zum Besten in Europa. Der Teamgeist gilt nach den Turbulenzen der vergangenen Jahre als gestärkt.

Bonmati-Einsatz offen

Ein Fragezeichen steht hinter der aktuellen Weltfußballerin Aitana Bonmati.

Die 27-Jährige kam erst am späten Montagabend im Teamhotel an, nachdem sie wegen einer viralen Meningitis im Krankenhaus behandelt wurde. Am Dienstag saß die Spielmacherin des FC Barcelona auf dem Fahrrad-Ergometer und trainierte danach auch wieder auf dem Platz.

"Aitana ist eine sehr wichtige Spielerin für uns und wir werden auf sie warten", hatte Teamchefin Tomé über die Weltmeisterin 2023, zweifache Weltfußballerin (2023, 2024) und dreifache Champions-League-Siegerin gesagt.

Spanien noch nie in einem EM-Finale

Spanien liegt in der FIFA-Rangliste knapp hinter den USA und vor Deutschland. Doch mit der Favoriten-Rolle kamen die Weltmeisterinnen bei Olympia in Paris nicht gut zurecht. Sie verloren sowohl im Halbfinale gegen Brasilien, als auch im Spiel um Bronze gegen das deutsche Team.

Der Euphorie in Spanien tat es aber keinen Abbruch. Der Frauenfußball hat dort enorm an Bedeutung gewonnen und bricht Zuschauer- und Besucherrekorde. In der Woche vor der EM wurde die Nationalelf sogar von Königin Letizia in den Zarzuela-Palast eingeladen.

Am Donnerstag will man mit einem Sieg die Ambitionen untermauern, erstmals in ein EM-Finale einzuziehen. In der Nations League hatte "La Roja" die Portugiesinnen im April mit 7:1 deklassiert, die weiteren Gegner in der Gruppe B sind Belgien und Italien.


Diese Spielerinnen könnten die Frauen-EM prägen

Kommentare