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Höbinger lebt Traum: "Ganze Stadt verrückt nach Liverpool"

Die 22-jährige ÖFB-Teamspielerin tauchte im Sommer in eine neue Fußball-Welt ein.

Höbinger lebt Traum: Foto: © GEPA

Marie Höbinger ist in diesem Sommer in eine neue Fußball-Welt eingetaucht.

Beim englischen Frauen-Erstligisten Liverpool lebt die 22-Jährige seit fast zwei Monaten einen Traum.

Von Beginn an hat die Mittelfeldspielerin mitbekommen, dass der Traditionsclub in England Kultstatus genießt. "Die ganze Stadt ist verrückt nach Liverpool. Jeder zweite Mensch hat ein Trikot an, das ist schon alles irgendwie sehr verrückt", sagte Höbinger im APA-Gespräch.

Beim Verein selbst sei spürbar, dass jedem die Tradition sehr wichtig sei. Das wurde zuletzt etwa auch beim Einzug der Frauen ins ehemalige Trainingszentrum der Männer in Melwood deutlich.

"Die Freude vom ganzen Verein war groß, dass es in den eigenen Reihen bleibt, die Tradition von diesem Trainingscenter weiterleben kann", berichtete Höbinger. Zugleich ist es ein klares Bekenntnis, die Frauensparte in Zukunft dorthin bringen zu wollen, wo die Männer bereits sind: im nationalen und europäischen Spitzenbereich.

"Bedingungen hier sind unglaublich"

"Sie investieren viel, die Bedingungen, die wir hier vorfinden, sind unglaublich, mit die Besten, die es im Frauenfußball im Moment gibt", schwärmte die 29-fache ÖFB-Teamspielerin. Auch deshalb kommt sie momentan aus dem Genießen nicht heraus. "Für mich ist es echt cool und eine richtig große Ehre, das Liverpool-Zeichen zu tragen, das alles zu erleben und zu merken wie stark der Fokus hier in England auf dem Fußball liegt." Kein Vergleich etwa zum Schweizer Topclub FC Zürich, wo sie die vergangenen eineinhalb Jahre verbracht hatte.

Liverpools Frauen absolvierten in der Vorbereitung Teile auf dem Trainingsgelände der Männer. Trainer Jürgen Klopp oder den zahlreichen Stars wie Mohammed Salah ist Höbinger aber noch nicht über den Weg gelaufen. Das kann sich in Zukunft ändern, gibt es doch bei Dressen-Präsentationen oder Marketing-Aktivitäten immer wieder gemeinsame Termine. Auch in der Stadt auf Plakaten bekommen wichtige Kickerinnen der "Reds" wie die Männer-Stars eine Bühne. "Sie geben sich schon viel Mühe, die Frauen auch viel zu zeigen, diese Sichtbarkeit zu schaffen", so Höbinger.

An der Anfield Road hat sie bisher noch kein Match gesehen, das soll sich bald ändern. Gratis-Tickets gibt es für Höbinger und Co. aber aufgrund der "unheimlich großen Nachfrage" keine. Die bisherigen Auftritte der Klopp-Truppe hat sie via TV mitbekommen. "Ich finde die ganze Mannschaft recht cool und den Fußball, den sie unter Jürgen Klopp spielen. Sie haben unglaublich viel Qualität", verlautete die Wienerin. Für das eigene Spiel schaue man sich da gerne etwas ab.

"Das wird eher schwierig für den LASK"

Vielleicht auch am Donnerstag im Auswärtsspiel der "Reds" beim LASK zum Europa-League-Start in Linz. "Ich glaube, das wird schon eher schwierig für den LASK da etwas mitzunehmen", schilderte Höbinger ihre Sicht. Der Premier-League-Club werde den Bewerb genauso ernstnehmen, wie wenn es die Champions League wäre. "Der Club hat immer die Ambition, vorne mitzuspielen - egal in welchem Bewerb", betonte die England-Legionärin. Der starke Saisonstart habe auch gezeigt, dass das durchaus berechtigt sei.

Jener des eigenen Teams steht noch aus, am 1. Oktober wartet zum Ligaauftakt mit dem Duell mit Manuela Zinsbergers Arsenal im sicher gut gefüllten Emirates Stadium gleich ein Highlight. "Es ist für mich ganz besonders. Die englische Liga ist im Moment nicht vergleichbar mit anderen, die Bühne, die man hier bekommt, ist einfach unglaublich", betonte Höbinger. Die Leistungsdichte vorne ist wohl auch einzigartig, Liverpool will versuchen den "großen Vier" Chelsea, Arsenal, Manchester City und Manchester United näher zu rücken. Vergangene Saison war der Club Siebenter.

"Wir haben auf jeden Fall das Ziel, im Mittelfeld die direkten Duelle zu gewinnen. Und sicher wollen wir auch nach oben schauen und zeigen, dass wir auch die großen Mannschaften ärgern können", sagte Höbinger. Welche Rolle sie spielen wird, wird sich weisen. Auf einer der beiden Achter-Positionen im zentralen Mittelfeld sieht sie sich am besten aufgehoben. In der Vorbereitung bekam sie von Trainer Matt Beard "viele Minuten", auf dem Feld durfte sie wie bei früheren Stationen auch Standardsituationen treten.

"Es ist nicht so, dass ich einmal ankommen will. Ich will sofort meine beste Leistung zeigen und unter Beweis stellen, dass ich auf dem Platz wichtig bin", sagte Höbinger, die das Auslandsabenteuer alleine angetreten hat und mit einer Mitspielerin in einer WG wohnt. Ihr Vertrag läuft für zwei Jahre, eine "bestmögliche Weiterentwicklung als Spielerin und Mensch" ist das Ziel. An die Zeit darüber hinaus verschwendet sie, die schon als 13-Jährige in die Akademie von Turbine Potsdam nach Deutschland gewechselt war, noch keinen Gedanken.

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