Endstand
2:2
1:0, 1:2
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Sturm euphorisch: "So muss man Lazio erst mal herrichten!"

Die Grazer Underdogs bewiesen in emotionalem Spiel in Rom Moral und knöpften Lazio noch einen "verdienten" Punkt ab. Das darf gefeiert werden.

Sturm euphorisch: Foto: © GEPA

Der SK Sturm Graz hat im Rennen um den Aufstieg in die K.o.-Phase der Europa League weiter alle Chancen!

Österreichs Vizemeister befindet sich auch nach dem vierten Spieltag weiterhin im Gleichschritt mit den drei Gruppenkonkurrenten, hält genauso wie Feyenoord, Midtjylland und Lazio Rom bei fünf Punkten.

Dass das überhaupt so ist, hat Sturm einem richtigen Kraftakt in Rom zu verdanken. Trotz zweimaligem Rückstand erobern die Grazer auswärts bei Lazio noch ein 2:2 (Spielbericht >>>).

"Es ist ein sehr wichtiger Punkt, auch für das Team als Ganzes", freut sich Sturm-Matchwinner William Böving nach dem Spiel im Interview mit "Sky".

Vor allem, wie der Punkt zustande kam, hinterlässt bei den Grazern Freude. "Wir haben einen tollen Charakter gezeigt, haben uns nach zwei Gegentoren zurückgekämpft", so Böving. "Es ist eine großartige Nacht!"

Ilzer: "Sehr emotional geführte Partie"

Gerade in Halbzeit eins sah es aber nicht danach aus, konnte Sturm dem aktuellen Dritten der Serie A doch nur wenig entgegensetzen. Der Führungstreffer durch Ciro Immobile vom Elfmeterpunkt war dementsprechend auch folgerichtig.

Eine Gelb-Rote Karte gegen Lazios Manuel Lazzari kurz vor dem Pausenpfiff hauchte den Grazern jedoch neues Leben für Durchgang zwei ein.

"Vor allem erste Halbzeit war es eine sehr emotional geführte Partie. Wir haben ganz gut begonnen in der ersten Viertelstunde, haben danach aber in gewissen Positionen die Dynamik des Spiels nicht mitgehen können. Lazio ist immer stärker geworden, mit jeder Aktion hat man gemerkt, wir sind ein bisschen verunsichert worden mit unserem Vorhaben", analysiert Sturm-Cheftrainer Christian Ilzer bei "Servus TV" das Spielgeschehen.

Noch vor dem 1:0 durch Immobile drückte Lazio vehement, Jörg Siebenhandl und die Latte hielten jedoch lange die weiße Weste. "Wir wollten es irgendwie in die Pause schaffen. Ich habe gewusst, es gibt ein paar Dinge zu korrigieren. Deshalb sehr ärgerlich, dass wir den Elfer vor der Pause hinnehmen mussten", hätte sich Ilzer gerne einen anderen Pausenstand gewünscht.

Lazios Rote Karte glücklich für Sturm, aber...

Dafür durfte Sturm allerdings mit einem Mann mehr in die zweite Halbzeit gehen, nachdem Lazzari von Schiedsrichter Sascha Stegemann mit Gelb-Rot vom Platz gestellt wurde - glücklich aus Sicht von Sturm, wie Ilzer meint.

"Ich denke, der Ausschluss war eine Fehlentscheidung", so der Sturm-Cheftrainer, der dafür aber eine andere Rote Karte für einen Lazio-Spieler begrüßt hätte - nämlich für Ciro Immobile nach einem Schubser gegen Gregory Wüthrich.

"Dafür ist Immobile günstig davongekommen, von dem her ist es schon gerecht gewesen, dass wir in Überzahl in die zweite Halbzeit gehen", so Ilzer.

In dieser drückte Sturm plötzlich und belohnte sich auch mit dem Ausgleich durch Joker William Böving. Zwar brachte Pedro die Römer sogar kurzzeitig wieder in Führung, Bövings zweiter Treffer brachte Sturm aber letztlich doch noch den Punkt.

Ilzer schwärmt von zweiter Halbzeit

"Auch wenn wir zweite Halbzeit einen Mann mehr waren, so muss man Lazio erst einmal herrichten. Das war spielerisch wirklich top. Es war dann schon ein verdienter Punkt", konstatiert der Sturm-Cheftrainer.

 

"Insgesamt war der Auftritt in der zweiten Halbzeit richtig stark - auswärts bei so einer Klasse-Mannschaft. Auch wenn sie in Unterzahl sind, haben sie die individuelle Klasse, dass sie ein Momentum kriegen. Wir haben aber wieder zurückgeschlagen", gerät Ilzer fast schon ins Schwärmen.

"Ärgerlich ist nur das zweite Gegentor, wo wir wirklich am Drücker waren. Da haben wir in Überzahl passiv zugeschaut", gibt es in Halbzeit zwei doch auch einen Wermutstropfen zu beklagen.

Das Gegentor nahm nach Spielende übrigens Sturm-Keeper Siebenhandl auf sich: "Ich bin ein bisschen hin- und hergerissen, auch ein bisschen enttäuscht, weil das zweite Tor auf mich geht. Aber ich bin den Jungs dankbar, dass sie zumindest das zweite Tor gemacht haben."

Sonderlob für Matchwinner Böving: "Überragend!"

Besonderer Dank geht hierbei selbstverständlich an Doppeltorschütze Böving, der sich nach Spielende nochmal ein Sonderlob von Christian Ilzer abholen darf.

"Ich bin glücklich über seine Reaktion. Er hat letzten Donnerstag gegen Lazio schon ein starkes Spiel gemacht. Ich habe einfach taktische Überlegungen gehabt, wo er zu Beginn nicht am Platz war. Wenn ein Spieler so reagiert, ist das überragend. Er hat ein fantastisches Spiel gemacht, war das Um und Auf in unserer Offensive. Ich kann ihm nur gratulieren", freut sich der Cheftrainer mit seinem Schützling mit.

"Natürlich hätte ich gerne von Anfang an gespielt", sagt Böving. Dafür ging er aber perfekt vorbereitet in die Begegnung und nützte die Schwächen der Lazio-Defensive auch gleich im Handumdrehen aus. "Ich wollte Chancen kreieren, ich wusste, wo der Platz dafür war. Ich freue mich sehr, dass ich zwei Tore erzielen konnte."

Nun wartet Feyenoord - "Sollte jedem in der Brust brennen!"

So steuert Sturm nun auf zwei echte "Finalspiele" in den verbleibenden zwei Gruppenspielen hin, wie Ilzer meint. "Dass die Gruppe so offen ist, habe ich nicht erwartet. Wir haben alle Trümpfe in der eigenen Hand. Wenn wir gegen Rotterdam einen Dreier einfahren können, schaut es richtig gut aus", sagt Siebenhandl.

Apropos Feyenoord Rotterdam: Da haben die Grazer doch noch ein 0:6 aus dem Hinspiel gutzumachen. "Mit Feyenoord haben wir sowieso eine Rechnung offen. Da brauchen wir eine gewaltige Steigerung. Es sollte jedem in der Brust brennen, dass wir die Antwort auch geben zuhause", brennt Ilzer bereits auf das nächste Europa-League-Spiel am 27. Oktober.

Spätestens das 2:2 in Rom hat aber gezeigt, dass sich die Grazer vor niemandem verstecken müssen.

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