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Sturm: Abschreckung durch Strafe für "stupid guy"

Schlaflose Nacht bei Sturm. Jauk will mit Regressforderung abschrecken:

Sturm: Abschreckung durch Strafe für Foto: © GEPA

Der SK Sturm Graz am Tag nach dem rabenschwarzen Europacup-Abend.

"Mein schwarz-weißes Herz hatte eine schlaflose Nacht", gesteht Präsident Christian Jauk nach dem bitteren Vorfall im EL-Quali-Spiel gegen Larnaca, bei dem ein Schiedsrichter-Assistent von einem Bierbecher getroffen und am Kopf verletzt wurde (Grazer Verzweiflung).

Besonders schmerzt den Sturm-Boss bei einem Medientermin am Freitag, dass ein Einzeltäter dunkle Schatten über die ganze Sturm-Familie gebracht hat - ein Fakt, der so jedoch auch bei der UEFA angekommen sein dürfte.

Zumindest zitiert Jauk aus dem Bericht des UEFA-Delegierten für dieses Spiel: "Darin steht ein Satz, der für mich zutreffend ist: 'The only stupid guy was throwing. All the other crowd was excellent.'"

Nicht die ganze Sturm-Familie anpatzen

Entsprechend bedankt sich Jauk auch bei dem restlichen Publikum, das die Mannschaft auch in diesem Spiel trotz der schwachen Darbietung bei der 0:2-Niederlage hervorragend unterstützt hat: "Ich kann als Präsident nicht akzeptieren, dass wegen des Fehlverhaltens einer Person die ganze Sturm-Familie angepatzt wird."

Dass der Ruf des SK Sturm durch das Fehlverhalten des in der Folge von der Polizei gestellten und angezeigten Bierbecher-Werfers kollektiv gelitten hat, steht wohl außer Frage. Die Vereins-Verantwortlichen beklagten bereits am Donnerstagabend den riesigen Imageschaden.

"Die Bilder, die transportiert wurden, haben uns enttäuscht. Sie schaden dem SK Sturm und dem Fußball insgesamt. Das tut uns natürlich weh und ich möchte mich, was ich bereits gestern getan habe, dafür entschuldigen, was passiert ist", meint Jauk, der gleichzeitig betont: "Das sind nicht die Bilder, für die der SK Sturm steht. Der SK Sturm steht für leidenschaftlichen und fairen Fußball, was wir gemeinsam mit unseren Fans auch immer wieder beweisen."

Keine Erfahrung mit UEFA-Verfahren

Dennoch dürfte der Vorfall den "Blackies" teuer zu stehen kommen. Wie teuer, darüber rätselt auch der Präsident: "Im Delegationsbericht wurde das Spiel ansonsten positiv bewertet, die Organisation war korrekt, aber natürlich dominiert der Schatten eines solchen Vorfalls. Es gibt im Strafenkatalog nicht den Begriff 'Bierbecher-Wurf', deshalb können wir nicht sagen, was am Ende des Tages als Strafe herauskommen wird. Es gibt ein Verfahren der UEFA, auf das wir warten. Ich habe auch keine Ahnung, wie lange das dauert. Wir haben wenig Erfahrung damit."

Jauk verweist in diesem Zusammenhang darauf, dass in der Sturm-Geschichte erst drei Spiele unterbrochen werden mussten, das letzte 2011, und noch nie eine Begegnung abgebrochen wurde: "Wir sind froh, dass kein negativer Meilenstein geschaffen wurde."

Teuer zu stehen kommt sein "Volltreffer" mutmaßlich dem an diesem Chaos schuldigen Werfer, also dem laut UEFA-Bericht "stupid guy". Jauk zeigt sich jedenfalls fest entschlossen, den Einzeltäter zur Verantwortung zu ziehen - und zwar nicht nur mit einem Stadionverbot.

Sturm will mit Regressforderung abschrecken

"Die Person ist ausgeforscht und auch einvernommen worden. Alle Aussagen zu dieser Person und auch zum Vorfall obliegen der Polizei - wir haben einen Rechtsrahmen, der uns verbietet, mehr darüber zu sagen. Aber das Stadionverbot ist natürlich das Mindestmaß", betont Jauk, der für einen Präzendenzfall sorgen will:

"Wir sind gerade dabei herauszufinden, und das ist heute Vormittag noch nicht möglich gewesen, welche Regresschancen es gibt. Wir haben ja noch keine Präzendenzfälle in Österreich. Also muss man sich auch die Frage stellen, warum sich noch kein anderer Verein mit solchen Regressansprüchen durchgesetzt hat. Wir werden es trotzdem versuchen. Sobald uns das rechtliche Gutachten vorliegt, wie wir hier vorgehen, werden wir das auch tun."

Möglicherweise auch für andere Klubs interessanter Nachsatz: "Vielleicht schaffen wir hier etwas, was andere Menschen - nicht nur in Graz, sondern in ganz Österreich - abschrecken könnte."

Sturm ist jedoch nicht der einzige heimische Verein, der derzeit Regressforderungen anstrebt. Nach dem Vorfällen im Derby gegen die Austria im vergangenen Februar strebt auch Rapid selbige an. Die Strafe für die Hütteldorfer hat ursprünglich 100.000 Euro betragen und wurde vom Ständig Neutralen Schiedsgericht auf 53.000 Euro heruntergesetzt.

"Bevor man regressieren kann, muss man alle Rechtsmittel ausschöpfen. Das haben wir gemacht. Jetzt sind wir gerade dabei, zu regressieren", erklärte Präsident Michael Krammer vor einer Woche im "ORF".

Was lernt Sturm daraus?

Bei Sturm stellt man sich naturgemäß auch die Frage, was man selbst daraus lernen und besser machen könnte. Auf jeden Fall möchte man diesen Vorfall zum Anlass für neue Gespräche mit dem Stadioneigentümer, der Stadt Graz, nehmen:

"Wir sind wahrscheinlich der einzige Verein der Bundesliga, bei dem die Schankrechte nicht beim Verein liegen. Wir hatten einen Bierbecher-Wurf im Jahr 2011. Damals gab es konkrete Vorschläge unsererseits, was die Bierbecher-Beschaffenheit betrifft - die ist alles andere als optimal, wenn man die Wunde gesehen hat. Wir würden uns hier Verbesserungen wünschen und werden das auch gegenüber der Stadt Graz und der Messe zum Ausdruck bringen. Es wäre natürlich auch ein Vorteil, wenn wir in den Genuss kommen könnten, selbst die Schankrechte auszuüben, weil wir dann auch Einfluss auf das, was letztlich geliefert wird, hätten. Die aktuelle Lösung ist nicht die optimale."

Letztlich seien alle Beteiligten gefordert, gemeinsam über eine sinnvolle Lösung nachzudenken. Personalisierte Eintrittskarten empfindet der Sturm-Boss nicht unbedingt als sinnvolle Lösung: "Diese Frage wurde aufgeworfen, das gibt es in manchen Ländern. Man darf jedoch die negativen Effekte nicht unterschätzen."

Schiedsrichter-Assistent wird nach Graz eingeladen

Der betroffene Schiedsrichter-Assistent Fredrik Klyver ist bereits wieder in seine Heimat Schweden zurückgereist.

"Ich wollte mich in der Früh noch mit den Schiedsrichtern treffen und mich für ihr korrektes Verhalten bedanken, aber sie sind bereits abgeflogen. Er wurde hervorragend behandelt - nicht nur von Sturm-Arzt Dr. Jürgen Mandl, sondern auch später im Krankenhaus. Ich möchte ihm weiter gute Besserung wünschen", meint Jauk, der gleichzeitig eine Einladung ausspricht:

"Meine Juristen konnten mir nicht sagen, ob ich das überhaupt sagen darf, aber ich mache es trotzdem: Wir würden den Herrn aus Schweden sehr gerne nach Graz einladen und ihm auch die schönen Seiten der Stadt näher bringen - zumindest wenn uns das erlaubt ist."

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