Endstand
1:3
1:0, 0:3
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LASK: "95 Minuten Vollgas mit den Eiern in der Hand"

Die Linzer sind stolz auf ihre Leistung gegen Liverpool. Trotzdem schwingt etwas Wehmut mit. Die gezogenen Erkenntnisse sind vielversprechend.

LASK: Foto: © GEPA

Es war ein Fußball-Fest, das am Donnerstagabend in Linz zelebriert wurde.

Der LASK lieferte dem großen FC Liverpool zum Start der Europa-League-Gruppenphase einen harten Kampf, durfte sogar 55 Minuten lang vom "Wunder von Linz" träumen. Dass es schlussendlich nicht dazu kam, war der individuellen Weltklasse des 19-fachen englischen Meisters geschuldet.

Entgegen seiner Ankündigungen schenkte Jürgen Klopp zu Beginn vielen jungen Spielern das Vertrauen, legte dafür nach der Pause kräftig nach. So wurden Joe Gomez, Alexis Mac Allister, Dominik Szoboszlai, Joel Matip und Superstar Mohamed Salah im Laufe der zweiten Halbzeit eingetauscht.

"Wenn die in der 60. und 70. Minute Szoboszlai und Salah einwechseln, wird es schwer für uns. Da brauchen wir nicht reden", betonte Kapitän Robert Zulj. Salah war es dann auch, der in den Schlussminuten den 3:1-Endstand herstellte. Zuvor drehten Darwin Nunez und Luis Diaz das Spiel.

"Die bringen Spieler von der Bank, die es in Europa nicht so oft gibt. Deshalb sind sie auch Liverpool und nicht der LASK", haderte Zulj.

Entweder fallen lassen oder Glück erzwingen

Vorwerfen könne sich der LASK nichts, "die Jungs haben alles reingehaut", war der Captain stolz auf seine Teamkollegen.

Die Athletiker stellten den Premier-League-Riesen speziell in den ersten 45 Spielminuten vor massive Probleme, attackierten hoch, "waren mutig, frech, aggressiv und intensiv", sagte Thomas Sageder auf der Pressekonferenz.

Zulj glaubte, dass Liverpool von der Linzer Gangart durchaus überrascht war, wenngleich Klopp meinte, dass dem nicht so gewesen sei.

"Genau das haben wir uns vorgenommen. Du kannst zwei Varianten wählen: Entweder du lässt dich fallen und hoffst auf irgendwas oder du gehst vorne drauf und erzwingst dein Glück. Wie wir das über weite Strecken gemacht haben, war richtig gut."

Das Resultat: Das nicht unverdiente 1:0 von Florian Flecker, der das Leder aus 20 Metern traumhaft ins linke Eck schweißte. "Kurz darauf haben wir (durch Marin Ljubicic, Anm.) eine große Chance aufs 2:0, das wäre für den Spielverlauf eine super Sache gewesen", seufzte der LASK-Coach.

LASK hadert mit Entscheidungen vor 1:1 und 1:2

Die zweite Halbzeit wollten die Linzer ähnlich wie die erste angehen. "Aber man hat schon gemerkt, dass Liverpool eine Top-Mannschaft ist, die immer wieder die Räume findet, es uns brutal schwer gemacht hat, Bälle zu gewinnen und in Umschaltmomente zu kommen", so Sageder.

Zudem konnte die Intensität mit Fortdauer der Partie nicht mehr auf demselben Level hochgehalten werden, erklärte Florian Flecker. Für Zulj ist klar, "dass du gegen Liverpool nicht 90 Minuten draufpressen kannst." Allerdings sei man in der zweiten Hälfte "einen Tick zu passiv geworden im Defensivblock."

"Für uns ist es wichtig, wieder so eine Leistung zu bringen, damit man erkennt, wenn wir unsere Dinge richtig gut machen, überzeugt und mutig sind, dass wir sogar Liverpool fordern können."

Thomas Sageder nimmt viel Positives mit

Er war überzeugt: "Je länger wir das 1:0 halten, desto schwieriger wird es für sie. Nach dem Elfmeter brauchen wir nicht reden, dass es schwer wird."

Den Strafstoß bezeichnete der Routinier im Nachgang als "Geschenk für Liverpool", auch das 1:2 ging für Sageder nicht lupenrein vonstatten. Der Cheftrainer will in der Entstehung ein hohes Bein erkannt haben. "In der österreichischen Liga wird das sicher abgepfiffen", ärgerte er sich.

Wenn Liverpool so bespielt wird...

Neben Wehmut war viel Stolz in den Katakomben der Oberösterreich Arena zu spüren. "Natürlich bist du enttäuscht", machte Zulj keinen Hehl aus seiner emotionalen Lage. "Du gibst 95 Minuten Vollgas gegen so ein Top-Team, hast die Eier in der Hand, attackierst vorne und machst es über weite Strecken überragend."

"Dass wir 3:1 verlieren, tut natürlich weh, aber ich bin stolz auf die Mannschaft, wie wir das heute gemacht haben. Das war beeindruckend", huldigte der 31-Jährige seine Mannschaftskollegen, wie auch die über 17.000 Fans, die über das gesamte Spiel hinweg für eine atemberaubende Stimmung sorgten.

Philipp Ziereis konnte der Leistung ebenfalls viel abgewinnen. "Wenn Liverpool kommt und man bespielt gerade in der ersten Halbzeit so eine Mannschaft, wie wir das gemacht haben, können wir schon stolz sein."

Mit Mut und Überzeugung kann jeder Gegner gefordert werden

Sageder stimmte zu, auf sein Team sei er aber ohnehin "immer stolz, das hat nichts mit dem Ergebnis zu tun. Für uns ist es wichtig, wieder so eine Leistung zu bringen, damit man erkennt, wenn wir unsere Dinge richtig gut machen, überzeugt und mutig sind, dass wir sogar Liverpool fordern können."

Aber man habe auch "den einen oder anderen Punkt gesehen, an dem wir ansetzen können", wollte sich der 40-Jährige nicht gänzlich zufrieden geben. Ziereis war sich sicher, dass der LASK auf dem Spiel aufbauen könne und "es uns Schwung für die nächsten Wochen, die nächsten internationalen Spiele geben wird."

Bevor es jedoch Anfang Oktober zum zweiten Gruppenspiel nach Toulouse geht, wartet nun erstmal wieder der Bundesliga-Alltag. Am Sonntag wartet der bisher stark aufspielende TSV Hartberg (14:30 Uhr im LIVE-Ticker >>>). Gegen die Oststeirer soll der vierte Liga-Sieg en suite gelingen.


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