Valerien Ismael gilt nicht gerade als emotionalster Trainer der österreichischen Bundesliga.
Der Franzose, der seit Sommer den LASK höchst erfolgreich coacht, analysiert die Leistung seiner Mannschaft meist äußerst sachlich und spart auch bei Siegen oft nicht mit Kritik an seinem Team.
Nicht so nach dem sensationellen 4:1-Kantersieg der Linzer über die PSV Eindhoven (Spielbericht>>>). Bei der Pressekonferenz nach der Partie holt Ismael zur Liebeserklärung an seine Athletiker aus:
"Das war eine Sternstunde für den ganzen Verein, für die Mannschaft, für die Fans, für die Stadt Linz und für den österreichischen Fußball. Es war eine unglaubliche Leistung von der ersten bis zur letzten Minute."
"Brügge-Deja-vu" schockte LASK
Dabei begann für den LASK die Partie äußerst ungünstig, nach fünf Minuten führte die PSV aufgrund eines höchst umstrittenen Elfmeters mit 1:0, zur Pause war der LASK eigentlich bereits aus der Europa League ausgeschieden.
"Nach drei Minuten hatten wir ein Deja-vu. Wir haben wieder einen ungerechten Elfmeter bekommen. Das war klar außerhalb des Sechzehners. Dann ist in der zweiten Halbzeit ein klarer Elfmeter für uns nicht gepfiffen worden. Wenn der Schiedsrichter so eine konsequente Linie hat, muss er sie auch durchziehen", ärgert sich Ismael nur kurz, um gleich zur nächsten Lobeshymne auszuholen:
"Aber wir haben uns nicht aus der Bahn werfen lassen, wir sind weitermarschiert. Ich habe in der Halbzeit zu den Jungs gesagt, dass das ein Deja-vu für uns ist, eine neue Prüfung. Das ist eine neue Hürde und diese Hürde werden wir dieses Mal übersteigen - und das haben wir gemacht. Die Mannschaft hat grandios gespielt."
Ismael "haut's den Beidl auf die Seit'n"
Zudem konnte der Franzose sein Österreichisch am Donnerstag-Abend etwas aufbessern. "Ich habe heute ein Wort auf Österreichisch gelernt: Mir haut's den Beidl auf die Seit'n. Ich glaube, das passt heute richtig gut", sorgt Ismael für Lacher.
Bereits beim Auswärtsspiel gegen Sporting Lissabon am zweiten Spieltag konnte der LASK mit einer richtig starken Leistung aufzeigen, musste damals aber noch mit 1:2 als unglücklicher Verlierer vom Feld gehen. An diesem Donnerstag war alles anders:
"Ich habe es von der ersten bis zur letzten Minute wirklich genossen. Auch nach dem Rückstand hatte ich nicht das Gefühl, dass die Mannschaft das Spiel aus der Hand gibt. Ich kann mich nur bei der Mannschaft bedanken, dass sie alles sehr gut umgesetzt hat und sich endlich mal auf diesem Niveau belohnt. Wir haben die Konsequenz auf internationaler Ebene gefunden", analysiert Ismael.
Unser Trainer heute ganz nebenbei auf gut österreichisch mit dem Sager des Tages! pic.twitter.com/3uSyAbfPJG
— LASK (@LASK_Official) November 8, 2019
"Wir ziehen einfach immer durch"
Eingeleitet wurde der Linzer Sieg durch den Ausgleichstreffer von Reinhold Ranftl in Minute 56. Der eher selten als Torschütze auftretende Rechtsverteidiger erklärt nach einer absoluten Top-Leistung: "Wir ziehen unser Spiel einfach immer durch. Erste Halbzeit haben wir die Chancen noch vergeben, zweite Halbzeit waren wir dann eiskalt, da ist dann alles aufgegangen. Es war ein überragender Abend für uns."
Gemeinsam mit Ranftl sorgte vor allem Thomas Goiginger für ständigen Betrieb in der Gefahrenzone. Auch der Blondschopf, der für zwei Assists sorgte, findet nach dem Kantersieg nur schwer Worte: "Ich finde, dass wir heute eine überragende Leistung geboten haben von der ersten bis zur letzten Minute. Wir haben immer weitergemacht, das ist genau unsere Mentalität und das zeichnet uns am allermeisten aus."
Van Bommel lobt: "LASK-Spielweise schwierig"
Ähnlich wie Ismael findet auch PSV-Coach Mark van Bommel vor allem lobende Worte für den LASK.
Damit, dass seine PSV im Vorfeld des Duells als Favorit gegen die Linzer gehandelt wurde, kann der einstige Bayern-Mittelfeldmann wenig anfangen: "Der LASK war eine Runde weiter als wir in der Champions-League-Qualifikation, von daher habe ich gesagt, dass es keinen Favoriten gibt, alle vier Teams hätten auch Champions League spielen können."
Die Eindhovener, immerhin holländischer Vize-Meister, fanden anders als noch im Hinspiel kaum Antworten auf das enorm intensive Spiel der Athletiker, wie auch van Bommel anmerkt: "Der LASK hat eine Spielweise, gegen die man sehr schwierig spielt. Da muss man Ruhe haben und gut nach vorne spielen, das haben wir einige Male auch gemacht. Wir haben auch den Elfmeter bekommen, leider haben wir es aber nicht besser genützt."
Für den 42-Jährigen könnte die Luft nach dem fünften Pflichtspiel ohne Sieg langsam knapp werden. Die PSV, die vor allem ihre beiden verletzten Offensiv-Stars Steven Bergwijn und Donyell Malen vermisste, agierte auf der Gugl über lange Strecken ideenlos und konnten das Linzer Pressing nur selten umgehen. Bezeichnend auch die Torschussstatistik, die mit 21:6 für den LASK ausging.
"Zweite Halbzeit hat der LASK noch mehr Gas gegeben, da ist es schwierig gewesen. Wir sind nicht in der Lage gewesen, das Spiel zu drehen. Wir haben im Spiel bei uns sehr viele Chancen gehabt, hier war es andersrum. Der LASK hat das genützt und wir nicht", knirscht van Bommel.