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Wölfe an "überragendem Tag" in Feierlaune

WAC-Mannschaft gibt nach 1:0-Sieg gegen Feyenoord mit viel Bier PK-Crasher.

Wölfe an

Es ist Historisches, das sich am Donnerstag-Abend auf dem Rasen des Wörthersee-Stadions zu Klagenfurt abgespielt hat. Der Wolfsberger AC sichert sich durch einen 1:0-Sieg gegen Feyenoord Rotterdam (Spielbericht>>>) den zweiten Platz in Gruppe K, um als erst viertes österreichisches Team nach Salzburg, Rapid und dem LASK den Einzug in die K.o.-Phase der Europa League zu fixieren.

Ganz in Worte fassen konnte WAC-Trainer Ferdinand Feldhofer das Geschehene nach dem Spiel nicht. "Mir fehlen die Worte, muss ich ehrlich sagen, unfassbar! Wir haben heute Geschichte geschrieben. Nicht nur, dass wir aufgestiegen sind, sondern einfach mit einer Art und Weise, die mich und viele Leute begeistert", so der 41-Jährige.

"Wir haben es richtig gut gemeistert, waren gut eingestellt, haben die richtigen Dinge gemacht. Am Ende auf dem Platz richtig gut agiert, deswegen war es einfach ein überragender Tag", fasst Michael Liendl die Situation zusammen.

Nach den Eingangs-Statements von Trainer und Kapitän macht sich Lärm vor dem Presseraum im Wörthesee-Stadion breit. Kurz darauf stürmte die versammelte Mannschaft aufs Podium, um mit Feldhofer und Liendl den Aufstieg lautstark mit Bier zu feiern.

Die Szene im Video (ab 2:56 Minuten):

Freude bei dankbarem Feldhofer

Die Jubelszenen sind emblematisch für die Freude, die der WAC-Coach nach dem historischen Aufstieg verspürt. Er sei "extrem stolz, extrem dankbar den Spielern gegenüber, dem Kapitän, dem Staff, dem Trainerteam, dem Vorstand". Das erreichte Sechzehntelfinale im erst zweiten Versuch sei ein "unglaublich schönes Gefühl".

Eine Gruppenphase hat Feldhofer bereits als Spieler überstanden. In der Saison 2000/01 stieg der SK Sturm in der Champions-League-Gruppe D als Sieger in die zweite Gruppenphase auf. Feldhofer war damals 21 Jahre alt.

"Da war ich aber Kader-Ergänzungsspieler", sagt der Steirer über den damaligen Erfolg. "Das war natürlich auch ein sehr schöner Moment. Aber über diesen Tag, dieses Ereignis steht nichts drüber. Ich bin erst seit Kurzem Trainer, aber ich bin sehr dankbar, dass ich so etwas erleben darf."

Auch für Kapitän Michael Liendl ist dies ein besonderer Erfolg: "Es ist für mich ein überragender Moment. Mit so einem Verein, dem Wolfsberger AC, den auf der Fußball-Landkarte noch keiner richtig gesehen hat, das zu erleben ist schon ganz großes Kino". Der Teamgeist sei laut dem 35-Jährigen ein maßgeblicher Faktor am Erfolg der Lavanttaler.

"Hatten nicht das Gefühl, dass sie uns wehtun können"

Spielerisch hatten die Kärntner das Geschehen am ramponierten Platz in Klagenfurt stets unter Kontrolle. Michael Liendl bezeichnet den Erfolg über die Niederländer als "absolut verdient".

"Wir haben zweimal Feyenoord Rotterdam geschlagen in der Gruppe. Ich glaube nicht, dass das viele Mannschaften schaffen. Einmal auf einem überragenden Platz 4:1 souverän geschlagen, einmal auf bisschen einem Acker 1:0 gewonnen. Das ist am Ende einfach Qualität. Wie wir die Dinge wegverteidigen und wie wir auch vorne die Chancen nutzen, ist Qualität", analysiert Liendl.

Der Aufstieg ins Sechzehntelfinale sei jedenfalls "absolut verdient". Diesen Erfolg hätten dem Team nicht viele Beobachter zugetraut, so der Spielmacher der "Wölfe".

Dafür ist die Freude über ein scheinbar unerreichbares Ziel umso größer. "Jetzt in der Kabine, wenn man sieht, wie jeder mit Freude dabei ist, wie sich jeder mit der Mannschaft freut, dass ist einmalig. Ob das der Zeugwart ist, ob das die Spieler sind, ob das das Präsidium ist, ist eigentlich scheißegal. Das ist eine überragende Truppe", erzählt Liendl, der auf dem Platz keine Bedenken ob des Ausgangs des Spiels hatte.

"Ich glaube nicht, dass wir am Platz das Gefühl hatten, dass sie uns wehtun können. Wir sind kompakt gestanden, haben nichts zulassen", sagt Liendl, der in der Offensive die eine oder andere Chance "besser fertigspielen" hätte wollen.

Der Routinier hätte nie das Gefühl gehabt, "dass wir das vermasseln könnten. Das ist auch eine Qualität, vor allem eine mentale Qualität, die wir heute auf den Platz gebracht haben."

Gegner egal, dafür ein Wunsch

Im ersten Europacup-K.o.-Duell der Vereingeschichte könnte der eine oder andere große Namen den Weg nach Kärnten finden. Manchester United, Leverkusen oder Tottenham könnten den "Wölfen" drohen (zur kompletten Übersicht >>>).

Dass der Names des Gegners im Sechzehntelfinale nachrangig ist, darüber sind sich Feldhofer und Liendl einig.

"Ich habe keinen Gedanken darüber verschendet, was da auf uns zukommt. Es ist einfach nur ein sehr, sehr schönes Gefühl aktuell. Zu sehen, wie sich alle freuen und wie viel Herz dabei ist, sehr berührend", so Feldhofer, der nach dem Aufstieg sichtlich bewegt ist.

Liendl findet da schon deutlichere Phrasen. "Wir sind in der K.o.-Phase, mir ist wirklich völlig wurscht, wer da kommt. Wir wissen, dass höchstwahrscheinlich ein richtig Guter kommt", sagt der WAC-Kapitän, der sich ebenfalls nicht auf einen Gegner festlegt, aber einen Wunsch äußert.

"Der einzige Wunsch, den ich hätte, wäre, dass wir mit Zuschauern spielen können, dann ist mir der Gegner relativ wurscht", sagt Liendl mit Gedanken an das leere Wörthersee-Stadion.

"Wenn da heute Zuschauer dagewesen wären, hätte die Hütte gebrannt. Das schmerzt nachwievor, wenn keiner im Stadion ist, wenn du solche Erlebnisse hast und das mit den Zuschauern nicht teilen darfst, ist sehr, sehr bitter. Wir haben uns gesagt, wir überwintern einfach international und schauen, dass dann nächstes Jahr Zuschauer reindürfen", sinniert Liendl.

Ob dieser Wunsch erhört wird, ist Stand heute noch nicht zu sagen. Prognosen sind im Jahr 2020 stets mit Vorsicht zu genießen, wie der WAC in der Europa League eindrucksvoll unter Beweis gestellt hat.

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