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De Bruyne, Courtois und Co.: Genks Talenteschmiede

KRC Genk formte Topstars. Belgier als Sprungbrett für große Karrieren.

De Bruyne, Courtois und Co.: Genks Talenteschmiede Foto: © getty

KRC Genk - nicht schon wieder werden sich österreichische Fußball-Fans gedacht haben, als das Los in die Kamera gehalten wurde.

Die Belgier treffen in der Europa-League-Gruppenphase auf den SK Rapid (18:45 Uhr im LIVE-Ticker). Ein Wiedersehen - schließlich gab es dieses Duell schon vor fünf Jahren in der Saison 2016/17. Im Jahr 2019 musste RB Salzburg gegen den Klub aus Flandern ran.

Ein vielseits unterschätzter Gegner, aufgrund der Attraktivität nicht unbedingt ein Traumlos. Allerdings können die Belgier durchaus als "Big Player" im europäischen Fußball-Geschäft bezeichnet werden.

In Punkte Talenteausbildung und -förderung machen den Blau-Weißen nämlich nur wenige etwas vor. KRC Genk gilt als absolute Talenteschmiede - Spieler wie Kevin de Bruyne, Thibaut Courtois oder Christian Benteke bahnten sich von hier aus den Weg zu Weltruhm. Die Philosophie mit jungen, belgischen Talenten greift bis heute.

Eine Studie der Forschungsorganisation Centre International d'Etude du Sport (CIES) aus dem Jahr 2020 unterstrich die Bedeutung Genks im internationalen Fußball. Demnach rangierte der vierfache belgische Meister und aktuelle Cupsieger auf Rang 6 jener Klubs, die als Karriere-Sprungbrett in eine der Top-5-Ligen Europas dienen. Spitzenreiter war Ajax Amsterdam, Dritter mit RB Salzburg Österreichs Aushängeschild in dieser Kategorie.

Die Intention, dass der junge belgische Weg Früchte trägt, zeigt nicht nur der Erfolg der Nationalmannschaft in den vergangenen Jahren, sondern auch die Tatsache, dass sich neben Genk mit Anderlecht und Brügge zwei weitere Klubs in den Top 15 wiederfinden.

Platz Verein Anzahl Spieler
1. Ajax Amsterdam (NED) 22
2. Benfica Lissabon (POR) 21
3. RB Salzburg (AUT) 20
4. Real Madrid Castilla (ESP) 17
5. Sporting Lissabon (POR) 17
6. KRC Genk (BEL) 16
7. FC Basel (SUI) 15
8. PSV Eindhoven (NED) 15
9. FC Porto (POR) 15
10. RSC Anderlecht (BEL) 13

Genk bastelt an den De Bruynes von morgen

Der heutige Star im Ensemble der "Roten Teufel" wechselte mit 14 Jahren in die Nachwuchsabteilung Genks. Ein Erlebnis bei seiner Gastfamilie sollte zum Turbo für seine Karriere werden.

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"The Players Tribune" erzählt de Bruyne, wie seine Mutter bei der Rückkehr von den Gasteltern weinend meinte: "Sie wollen dich nicht zurück, weil du so bist, wie du bist. Sie sagten, du bist ihnen zu ruhig. Sie können mit dir nicht interagieren, sie halten dich für schwierig." Das verletzte den Spieler so sehr, dass er den Ball stundenlang gegen den Gartenzaun drosch und er es danach allen beweisen wollte.

"In zwei Monaten werde ich bei den Profis sein. Koste es, was es wolle, ich werde nicht als Gescheiterter nach Hause kommen", motivierte er sich, trumpfte in der zweiten Mannschaft bei Genk auf und drängte in die erste. Als die Gastfamilie ein Missverständnis ortete und De Bruyne zurück wollte, lehnte er ab.

"Sie hatten mich wirklich verletzt, also sagte ich: 'Ich komme nicht zurück. Ihr habt mich in den Müll geworfen und jetzt wo ich gut bin, wollt ihr mich zurück?" Im Nachhinein hätte er ihnen aber möglicherweise danken sollen, weil "diese Erfahrung der Treibstoff für meine Karriere war." De Bruyne arbeitete sich hoch in die erste Mannschaft, weckte Begehrlichkeiten und spielte sich in die Notizblöcke internationaler Top-Klubs. Nach sechseinhalb Jahren bei den Belgiern schlug Chelsea zu und überwies acht Millionen Euro für den damals 20-jährigen Mittelfeldstrategen. Sein weiterer Weg ist bekannt: Werder Bremen, Chelsea, Wolfsburg und seit 2015 Titelhamster bei Manchester City. Auch im belgischen Nationalteam ist er nicht wegzudenken.

Von Courtois, über Benteke bis Milinkovic-Savic

De Bruyne ist aber bei weitem nicht der einzige große Name in Genks Historie. Da wäre etwa noch Thibaut Courtois, mittlerweile Einser-Keeper bei Real Madrid und im belgischen Nationalteam.

Die oben Genannten standen damals zusammen für Genk auf dem Platz. Pikante Sidestory: Nach der Zeit bei Rapids kommendem Gegner hatte der Keeper eine Affäre mit der Freundin des belgischen Nationalteamkollegen, die Rache wollte, weil der Mittelfeldspieler sie mit ihrer besten Freundin betrogen hatte. Caroline Lijnen trat dann auch noch nach, was Courtois nicht besser kann als De Bruyne. Das belastete das Verhältnis der beiden Belgier viele Jahre, heute können sie angeblich schon darüber lachen.

Wie De Bruyne wechselte auch Courtois zu Chelsea - damals für 8,85 Millionen, ein Schnäppchen. Auch Christian Benteke wurde in Genk ausgebildet, und schaffte über Lüttich und noch mal Genk für 8,8 Millionen Euro den Sprung zu Aston Villa. Zwischendurch landete er sogar beim FC Liverpool, seit 2016 stürmt er für Crystal Palace.

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Sergej Milinkovic-Savic ist mittlerweile bei Lazio Rom und im serbischen Nationalteam nicht mehr wegzudenken. Da er in der GAK-Jugend aufwuchs, hat er sogar Österreich-Bezug. Über Vojvodina landete er bei Genk, von wo aus er den Sprung nach Italien schaffte. Anfangs für vermeintliche 9 Millionen an Lazio verkauft, wurde die Ablöse dann noch auf 18 Millionen verdoppelt - damit war der Mittelfeldspieler lange Zeit Genks Top-Transfer.

Leon Bailey: Für Rapid und Salzburg zu schwach, bei Genk explodiert

Auch Leon Bailey hatte Österreich-Bezug. Der Jamaikaner war für RB Salzburg angeblich nicht gut genug und landete in der Jugend des USK Anif, weil ihn auch der SK Rapid bei einem Probetraining abblitzen ließ. Sein Stiefvater polterte im Nachhinein, dass man von Rapid "sehr unanständig behandelt" worden sei, Bailey selbst schwärmte aber von Steffen Hofmann (Hier geht's zur Story >>>).

Und präsentierte Rapid einige Jahre später im Dress von Genk die Rechnung, als er 2016/17 in Wien einen Doppelpack beim 2:3 erzielte und beim 1:0 in Genk den Siegtreffer auflegte. Bailey ging seinen Weg, war Bayer Leverkusen 16,7 Millionen wert und wechselte erst im Sommer für 32 Millionen zu Aston Villa.

Wilfred Ndidi übersiedelte für 17,6 Millionen Euro zu Leicester City, Kalidou Koulibaly war Napoli 7,75 Millionen Euro wert. Igor de Camargo schaffte es von Genk aus über Brüssel und Lüttich in die deutsche Bundesliga zu Gladbach und Hoffenheim und kehrte 2015/16 sogar noch mal "heim". Steven Defour wurde dank Ausbildung in Genk zum 52-fachen belgischen Teamspieler mit Stationen in Lüttich, Porto, Burnley oder Antwerpen. Nur einige Namen, die eine ganz große Karriere im belgischen Städchen starteten.

Noch mehr Geld wurde 2019/20 gescheffelt. Leandro Trossard war Brighton and Hove 20 Millionen Euro wert. Für das norwegische Supertalent Sander Berge machte Sheffield United 23 Millionen Euro locker.

Ex-Austrianer für Genk auf Talentesuche

Genks Nachwuchsschule hat somit einen hervorragenden Ruf, Talente werden hier geschliffen. Ein Wechsel nach Belgien, um von dort den großen Sprung in die weite Fußballwelt zu schaffen, war für viele der oben Genannten kein Fehler.

Auch in der Talenteschmiede findet man einen Mann mit Österreich-Erfahrung - Jochen Janssen. Der mittlerweile 45-jährige Ex-Stürmer trug von Jänner 2001 bis Jänner 2002 ein Jahr das Trikot der Wiener Austria, hinterließ mit 2 Toren in 13 Pflichtspiel-Einsätzen aber keinen bleibenden Eindruck. In Genk ist er Leiter des Nachwuchsscoutings, womit er eine gewichtige Rolle auf der Suche nach jungen Talenten einnimmt, die in Zukunft Europa erobern sollen.

Detail am Rande: Joseph Paintsil spielte schon von 2018 bis 2020 in Genk und ist nun nach Leihe wieder zurück. Er ist der Bruder von Hartberg-Neuzugang Seth Paintsil, der davor schon bei Ried und Admira in Österreich aktiv war.

Rapid muss gewarnt sein, nicht nur, weil sich der Marktwert der Belgier auf stolze 127 Millionen Euro beläuft und somit mehr als dreieinhalb Mal so viel wie bei den Wienern. Im Kader stehen bereits neue Rohdiamanten, die eine große Karriere einschlagen könnten.

Torhüter Marteen Vandervoort (19), Luca Oyen (18), Jay-Dee Geusens (19) sind nur einige junge Eigenbauspieler, die nach Höherem streben, dazu kommen Spieler, die Genk als Sprungbrett verwenden wollen. De Bruyne und Co. dienen dabei als Paradebeispiel.

Die berühmtesten und teuersten Genk-Verkäufe

Spieler Saison aufnehmender Klub Ablöse
Sander Berge 2019/20 Sheffield United 23 Mio.
Leandro Trossard 2019/20 Brighton and Hove 20 Mio.
Sergej Milinkovic-Savic 2015/16 Lazio Rom 18 Mio.
Wilfried Ndidi 2016/17 Leicester City 17,6 Mio.
Leon Bailey 2016/17 Bayer Leverkusen 16,7 Mio.
Ruslan Malinovskyi 2019/20 Atalanta Bergamo 13,6 Mio.
Joakim Maehle 2020/21 Atalanta Bergamo 12 Mio.
Thibaut Courtois 2011/12 FC Chelsea 8,95 Mio.
Christian Benteke 2012/13 Aston Villa 8,8 Mio.
Kevin de Bruyne 2011/12 FC Chelsea 8 Mio.
Kalidou Koulibaly 2014/15 SSC Napoli 7,75 Mio.

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