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Luis Enrique - kompromisslos, stur, erfolgreich

An Spaniens Teamchef prallt Kritik ab. Im Vergleich zu Schicksalsschlag alles "ein Kinderspiel":

Luis Enrique - kompromisslos, stur, erfolgreich Foto: © getty

Luis Enrique ist ein Mann klarer Worte.

Er nehme bei Personalentscheiden keine Rücksicht auf Befindlichkeiten, hatte der spanische Teamchef vor der EM verkündet. Sergio Ramos blieb zu Hause - wie auch alle anderen Kandidaten des Giganten Real Madrid. Dies brachte ihm Kritik ein. Enrique, der als Aktiver für den FC Barcelona wie auch die Madrilenen kickte, stellte sich dieser ohne mit der Wimper zu zucken.

Seit der Rückkehr als Nationaltrainer geht Enrique seinen Weg noch kompromissloser. Es ist ein Weg der Verjüngung. Seine klare Haltung liegt auch in Schicksalsschlägen begründet. Anfang 2019 legte der 51-Jährige das Amt wegen der Krebserkrankung seiner neunjährigen Tochter Xana für mehrere Monate nieder. Sie schaffte es nicht. "Du wirst der Stern sein, der unsere Familie leitet", veröffentlichte Enrique damals eine Nachricht bei Twitter. Die Anteilnahme in Spanien war groß.

Im November 2019 kehrte Enrique auf den Posten des Nationaltrainers zurück. Seinen langjährigen Weggefährten Robert Moreno, der seinerseits Ansprüche anmeldete, weiter Trainer der "Roja" zu bleiben, sortierte er wegen Illoyalität aus. Enrique, der den Posten nach dem missglückten Auftritt der Spanier bei der WM in Russland 2018 übernommen hatte, trieb seinen Weg unbeirrbar voran.

"Verglichen mit dem, was ich erlebt habe, ist das alles ein Kinderspiel."

Der "Mister" präsentiert sich dabei stets entschlossen und von seinem Tun überzeugt. Einer wie er, der schon in Frankfurt den Ironman oder auch einen Ultra-Marathon in der Sahara beendet hat, weiß mit Herausforderungen umzugehen. Stur sei er, meinen Kritiker. Eigenwillig sagen andere. Als in Spanien im Vorfeld der EM angesichts des Ausfalls des erkrankten Sergio Busquets von einer "Corona-Panik" geschrieben wurde, sagte Enrique: "Verglichen mit dem, was ich erlebt habe, ist das alles ein Kinderspiel." Es war eine der wenigen Äußerungen zu seinem persönlichen Schicksal.

Enrique kennt keine Zweifel

Zweifel an seiner Mannschaft kennt er keine. "Ich? Nein, das müssen Sie schon jemanden anderen fragen", meinte er nach dem 5:3 n.V. im Achtelfinale gegen Kroatien auf eine diesbezügliche Frage. Wenn der 51-Jährige beim Training unter den Spielern steht, fällt außerdem eines auf: Luis Enrique Martinez Garcia, wie er mit vollem Namen heißt, wirkt so fit, dass er selbst noch mitmachen könnte.

Dabei ist seine eigene Profizeit schon eine Weile her. Vor 17 Jahren beendete Enrique sie. Nach 61 Einsätzen für Spanien. Von seiner Heimat im Norden des Landes bei Sporting Gijon war der Asturier mit 21 Jahren zu Real gewechselt, ehe es ihn fünf Jahre später zum FC Barcelona zog. Allein das belegt schon: Vor Herausforderungen ist Enrique noch nie zurückgewichen. Ein Meistertitel mit Real, zwei mit Barcelona standen für den in der Offensive variabel einsetzbaren "Lucho" als Aktiver auf seiner Visitenkarte.

Als Coach begann er bei Barcelona B, wechselte dann nach Italien zur AS Roma, ehe es ihn wieder nach Spanien zurückzog. Über Celta de Vigo ging es 2014 wieder retour nach Barcelona. Mit Lionel Messi, Neymar und Co. holte Enrique von 2014 bis 2017 insgesamt neun Titel, darunter auch einmal das Triple aus Champions League, Meisterschaft und Cup (2015).

Er erklärte dann freiwillig seinen Rücktritt. "Es wäre leicht gewesen, mit den besten Spielern der Welt weiterzumachen. Aber es kommt die Zeit, wenn die Message, die man aussendet, nicht mehr wirkt. Und es ist wichtig, eine Message auszusenden", erklärte er Jahre später seine Entscheidung. Sein Vorgänger und ehemaliger Barca-Teamkamerad Pep Guardiola sagte damals: "Als Fan bin ich traurig, dass wir den perfekten Trainer für Barcelona verlieren."

VIDEO - So bereitet sich Spanien auf das Halbfinale gegen Italien vor:


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