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Gelingt DFB-Coach Löw zum Abschied noch ein Coup?

Bei der EM will man die "Todesgruppe" überstehen und vergangene Jahre vergessen machen.

Gelingt DFB-Coach Löw zum Abschied noch ein Coup? Foto: © GEPA

Eine "Todesgruppe" zum Auftakt, Enttäuschungen in den vergangenen Jahren - und dennoch führt der Weg zum EM-Triumph wohl auch bei der am Freitag beginnenden EM über Deutschlands Fußball-Nationalteam.

Die Abschiedstournee von Joachim Löw soll die DFB-Auswahl nach völlig verpatzter WM 2018 wieder zum Licht führen, dafür hat man extra eine Rückholaktion der Routiniers Thomas Müller und Mats Hummels gestartet. Das 7:1 gegen Lettland im finalen Test gab viel Selbstvertrauen.

Doch Gruppe F hat es in sich. Am kommenden Dienstag steigt das Auftaktspiel gegen Weltmeister Frankreich, vier Tage später kommt es zum Duell mit Titelverteidiger Portugal und Cristiano Ronaldo. Die Mission 1. deutscher EM-Titel seit 1996 könnte also schon fast vorbei sein, ehe der Abschluss gegen den krassen Außenseiter Ungarn wartet. Immerhin hat man in allen drei Partien Heimvorteil, kann vor rund 14.000 Zuschauern in München spielen.

Qualität des Kaders spricht für sich

Vier Bayern (Müller, Serge Gnabry, Joshua Kimmich, Manuel Neuer), zwei Champions-League-Sieger von Chelsea (Antonio Rüdiger, Kai Havertz), einer von CL-Finalist Manchester City (Ilkay Gündogan) sowie einer von CL-Halbfinalist Real Madrid (Toni Kroos) fanden sich in der Startaufstellung gegen Lettland. Löws 26-Mann-Kader fällt mit durchschnittlich 27,6 Jahren relativ jung aus, elf Kicker - Robin Gosens, Christian Günter, Marcel Halstenberg, Lukas Klostermann, Robin Koch, Gnabry, Havertz, Jonas Hofmann, Jamal Musiala, Florian Neuhaus, Kevin Volland - sind erstmals für ein großes Turnier nominiert.

Das 7:1 über die überforderten Letten am Montag gab wohl schon Aufschluss über jene Elf, die ins Turnier gehen wird. Dort könnte sich auch der 21-jährige Havertz finden, der sich nachhaltig als dritter Mann in der Offensive neben Müller und Gnabry empfahl. Mit Timo Werner, der sich nach einer persönlich etwas enttäuschenden Saison bei Chelsea gegen Lettland mit einem Treffer eine Mutinjektion holte, und Leroy Sane könnten von der Bank weitere Topmänner kommen.

Im Mittelfeld steht Löw vor einer Schlüsselfrage. Er verschob als Test seinen eigentlich besten Sechser Kimmich gegen die Letten einmal mehr nach rechts und besetzte das Zentrum mit dem defensiv nicht so aggressiven Duo Kroos und Gündogan. Löw will die Tage nach dem Einzug in das EM-Quartier in Herzogenaurach zur Feinabstimmung nutzen. Mit dem 18-jährigen Musiala von Bayern ist zudem ein zukünftiger Star im Aufgebot, der der jüngste DFB-Spieler werden könnte, der jemals bei einem großen Turnier eingesetzt wurde.

(Text wird unter dem VIDEO fortgesetzt)

Fokus auf Löw

Klar scheint, dass man in der Abwehr weiter auf die Dreierkette setzen wird, die Löw in jüngster Zeit meist bevorzugte. Dort ist Hummels der zentrale Punkt. Der 32-Jährige, der so wie Müller nach der WM 2018 nicht mehr gefragt war, soll der immer wieder anfälligen Defensive Stabilität verleihen. Neben ihm dürften Matthias Ginter von Mönchengladbach und Rüdiger gesetzt sein. Im Tor muss man sich angesichts von Dauerbrenner Neuer ohnehin keine Sorgen machen.

Die Augen werden nicht zuletzt auf Löw gerichtet sein. Dank Sommermärchen 2006 und WM-Titel 2014 war der ehemalige Austria- und FC-Tirol-Coach als Trainer der DFB-Auswahl für viele Jahre unbestritten. Der Umbruch nach der WM-Schmach 2018 in Russland, als man nach der Gruppenphase "flog", gestaltete sich aber dermaßen holprig, dass Löw nach der EM ein Jahr vor dem eigentlichen Vertragsende von seinem Posten zurücktreten wird. Gelingt dem 61-Jährigen zum Abschluss seiner 15-jährigen Tätigkeit noch einmal ein Coup oder wird der Makel an ihm haften bleiben, dass er den richtigen Moment für den Rücktritt verpasst hat?

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