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Bittere italienische Tränen

"Niemand wird sich an uns erinnern!" Die Azzurri sind am Boden zerstört.

Bittere italienische Tränen

Das Interview von Andrea Barzagli nach dem italienischen Aus im Elfmeterschießen gegen Deutschland war sinnbildlich.

Der routinierte Abwehr-Recke brach in Tränen aus: "Nichts von all den guten Dingen, die wir getan haben, wird bleiben. In ein paar Jahren wird sich niemand mehr an dieses Team, das wirklich alles gegeben hat, erinnern."

Die "Squadra Azzurra" hatte der favorisierten DFB-Elf einen aufopferungsvollen Viertelfinal-Kampf geliefert, erst im 18. Versuch wurde das Elferschießen entschieden.

Die Highlights des Krimis:


"So ein Penaltyschießen habe ich noch nie erlebt. Ich weiß nicht mal mehr, wie viele Schützen angetreten sind", war DFB-Goalie Manuel Neuer nach dem Einzug ins EM-Halbfinale erleichtert.

Sein Gegenüber, die lebende Tormann-Legende Gianluigi Buffon, sah das naturgemäß ein wenig anders: "Wir haben jeden Grund zum Heulen. Wir haben so viel gegeben, wir waren so nahe dran. Es ist verrückt, wenn man daran denkt, dass die Deutschen drei Elfmeter verschossen haben und es für sie trotzdem gereicht hat. Wir haben unsere Seele gegeben, um unseren Traum zu verfolgen."

Sturaro ein unbesungener Held

Einer der unbesungenen Helden dieses so bitteren Abends aus Sicht der Italiener war Stefano Sturaro. Die Notlösung auf der Sechser-Position - Daniele de Rossi und Antonio Candreva waren verletzt, Thiago Motta gesperrt - zog sich in der ersten Hälfte eine Knieverletzung zu, hielt aber die vollen 120 Minuten durch. "Ich werde ihm nie vergessen, wie stoisch er es bis zum Ende durchgestanden hat. Ich hätte wirklich Probleme gehabt, jemanden für seine Position zu finden", zollte ihm Trainer Antonio Conte großen Respekt.

Der italienische Teamchef hatte übrigens geahnt, dass Joachim Löw taktische Änderungen für das Spiel vornehmen würde. "Er hat uns in der Früh vorgewarnt, wir waren vorbereitet", sagte Marco Parolo über die deutsche Dreierkette. Nachsatz: "Das bedeutet, dass wir eine Mannschaft und ein System kreiert haben, das andere Teams respektieren und fürchten - sie verändern lieber ihre eigene Ausrichtung als gegen uns Risiko zu nehmen."

"Italiener mit den eignen Mitteln schlagen"

Löw erklärte: "Die Italiener sind gut, sie sind vorne gefährlich. Für uns ist es darum gegangen, ihren Raum im Mittelfeld zu begrenzen. Man muss die Italiener manchmal mit den eigenen Mitteln schlagen und mit Intelligenz."

Für Conte ist die Reise mit dem italienischen Team nun zu Ende, er wird neuer Chelsea-Trainer. Giampiero Ventura, bisher Torino-Trainer, übernimmt das Teamchef-Amt. "Diese Generation kann wachsen, für viele dieser Spieler war es das erste Turnier. Wir müssen den Weg weitergehen", gab Conte seinem Nachfolger mit auf den Weg.

Doch zunächst müssen erst einmal all die bitteren Tränen trocknen.


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