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Hickersberger: "Achtelfinale ein Muss"

Der ehemalige ÖFB-Teamchef spricht über das aktuelle Team und die Erinnerungen an die Heim-EURO:

Hickersberger:

Josef Hickersberger traut dem ÖFB-Team ein erfolgreiches EURO-Abschneiden zu.

Angesichts der beeindruckenden Qualifikation geht der EM-2008-Teamchef davon aus, dass die ÖFB-Auswahl im Gegensatz zu 2008 die Gruppenphase überstehen wird.

"Mit dieser Mannschaft muss man das Achtelfinale erreichen", sagt Hickersberger der APA. "Wir haben ein hervorragendes Team und eine Auslosung, die man nicht als unglücklich bezeichnen kann. Außerdem steigen ja auch die vier besten der sechs Gruppendritten auf."

"Im Achtelfinale muss nicht Endstation sein"

In der Runde der letzten 16 könnte die Luft dann aber dünn werden. "Da muss man schauen, welcher Gegner kommt. Aber ich glaube nicht, dass im Achtelfinale Endstation sein muss."

Unabhängig von den Ergebnissen in Frankreich sieht Hickersberger für das heimische Nationalteam eine rosige Zukunft. "Wir haben derzeit eine starke Mannschaft mit großartigem Potenzial und herausragenden Einzelspielern und ich glaube nicht, dass das Team schon den Zenit erreicht hat", vermutete der Niederösterreicher.

"Einige Schlüsselspieler haben noch viele gute Jahre vor sich, und die allgemeine Entwicklung im österreichischen Fußball ist so positiv, dass uns für die nächsten Jahre nicht bange sein muss. Wir haben so viele gute Legionäre, die nicht einmal im derzeitigen Kader sind."

Eine ähnliche Durststrecke wie zuletzt - Österreich benötigte 18 Jahre, um sich wieder auf sportlichem Weg für eine Endrunde zu qualifizieren - hält Hickersberger für nahezu ausgeschlossen. "Wir haben gute Chancen, uns in den nächsten zwei, drei Jahrzehnten öfter für große Turniere zu qualifizieren, als wir das in den vergangenen zwei, drei Jahrzehnten getan haben."

 

Das Turnier 2008 ist für viele zu früh gekommen.

Hicke blickt zurück

Hicke über die Heim-EURO 2008

Das habe auch mit der EM-Aufstockung auf 24 Teams zu tun. "Aber in erster Linie liegt es daran, dass im österreichischen Fußball seit der Jahrtausend-Wende seriös im Nachwuchs gearbeitet wird. Das wird weiter Früchte tragen", prophezeite der 68-Jährige.

Hickersberger und seiner EM-Truppe half diese Entwicklung noch nicht. "Das Turnier 2008 ist für viele zu früh gekommen", vermutete der frühere Rapid-Meistermacher, von dessen damaligem Kader noch Christian Fuchs, Ramazan Özcan, Martin Harnik, György Garics und Sebastian Prödl im aktuellen ÖFB-Aufgebot stehen.

Obwohl vor acht Jahren das große Ziel - das Erreichen des Viertelfinales - verpasst wurde, hat Hickersberger überwiegend positive Erinnerungen an die Endrunde vor eigenem Publikum. "Es war unglaublich schön mitzuerleben, wie uns die Fans während der EM unterstützt haben. Das war auch ein Grund dafür, dass wir ein ordentliches Turnier gespielt haben."

Vom Aufstieg in die K.o.-Runde war man letztlich aber weit entfernt. "Die Vorbereitung war wirklich gut, die Mannschaft war konditionell ausgezeichnet und auch gut organisiert, wir haben defensiv wenig zugelassen. Doch im Spiel nach vorne hat uns sehr viel gefehlt. Diese mangelnde Kreativität tut mir auch jetzt noch weh", meinte Hickersberger.

Das hat Hickersberger genervt

Ebenfalls weniger gut in Erinnerung sind dem Ex-Coach die zahlreichen Pressekonferenzen rund um die EURO 2008.

"Die haben an meinen Nerven gezehrt." Einige Aussagen von damals würde Hickersberger heute nicht mehr tätigen, so etwa, dass er "die Richtigen, nicht die Besten" für den Kader nominierte. "Diesen Satz würde ich nicht mehr sagen, der ist schwer missbraucht worden."

Das hätte ich mir sparen können, auch wenn ich in Deutschland dafür eine Auszeichnung bekommen habe.

Über seinen berühmten Sager

Die Wortmeldung "Wir haben nur unsere Stärken trainiert, deswegen war das Training heute nach 15 Minuten geschlossen" sei genauso verzichtbar gewesen. "Das hätte ich mir sparen können, auch wenn ich in Deutschland dafür eine Auszeichnung bekommen habe", sagte Hickersberger.

Tipps zum Verhalten bei Pressekonferenzen gibt es von "Hicke" für den aktuellen Teamchef Marcel Koller keine, auch von sonstigen Empfehlungen sieht der Niederösterreicher ab. "Koller ist ein erfahrener Trainer, der jahrelang in der deutschen Bundesliga gearbeitet hat. Er braucht von mir keine Ratschläge."

Keine Rückkehr ins Trainer-Geschäft

Von der Arbeitsweise des Schweizers ist Hickersberger mehr als angetan. Die jüngsten Erfolge des Nationalteams seien nicht nur auf die Qualität der Spieler, sondern auch auf die Qualität des Trainers zurückzuführen. "Die Aufstockung auf 24 EM-Starter und die guten Spieler haben die Qualifikation erleichtert, aber es wäre ungerecht, seinen Anteil gering zu schätzen."

Während Kollers Vertrag erst im März bis einschließlich der WM-Qualifikation verlängert wurde, ist für Hickersberger eine Rückkehr ins Trainergeschäft nicht mehr denkbar. Seine letzte Station war 2013 ein Engagement bei Al Wahda in Abu Dhabi. "Es hat zwar danach immer wieder Angebote gegeben, doch ich bin in einem Alter, in dem man nicht mehr so viel Aufregung braucht", meinte Hickersberger.

Seinen selbst gewählten Rückzug vom Nationalteam nach der EM 2008 hält der ehemalige Teamspieler nach wie vor für richtig. "Es war zwar klar, dass es besser wird, aber es war nicht absehbar, dass ich diesen Aufschwung hätte miterleben können. Ich musste froh sein, dass ich überhaupt noch bei der EM Teamchef war, mein Kredit bei den Fans war aufgebraucht. Die Rücktritts-Entscheidung war nicht nur für mich, sondern auch für den ÖFB okay", betonte Hickersberger.


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