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Wie Guardiolas Erbe bei Barca verschwindet

Vor Rückkehr verhärten sich die Anzeichen: Guardiolas Erbe verschwindet bei Barca.

Wie Guardiolas Erbe bei Barca verschwindet

In Barcelona verehren ihn die Fans noch immer als Heiligen.

Pep Guardiola hat sich in der katalanischen Hauptstadt dank seiner Verdienste als Spieler und Trainer ein Denkmal gesetzt. Insgesamt wurde er mit dem FCB neun Mal spanischer Meister. Dazu kommen drei Titel in der Champions League bzw. dem Europapokal der Landesmeister.

Nun kehrt der 45-Jährige mit Manchester City zu jenem Klub zurück, dem er einst seinen Stempel aufdrückte. Allzu viel „Pep“ steckt aber nicht mehr im FC Barcelona. Seit seinem Abgang im Jahr 2012 haben sich die „Blaugrana“ weiterentwickelt – sowohl auf als auch neben dem Platz. So wenig hat Barca noch mit Guardiola am Hut:

 

1. Der Kader: Pep würde den Kopf schütteln

Sieben Spieler sind es noch. Sie standen schon unter Guardiola für Barca am Spielfeld. Einige von ihnen sind noch immer stark von ihrem Ex-Coach geprägt. Es war Guardiola, der Gerard Pique nach seiner Rückkehr von Manchester United zu einem Weltklasse-Innenverteidiger formte. Dessen Partner Javier Mascherano funktionierte der aktuelle ManCity-Coach überhaupt erst zum Abwehrspieler um. Vor dem Duo agiert mit Sergio Busquets wahrscheinlich der typischste aller Guardiola-Zöglinge. Der Sechser erinnert  von der Spielweise her stark an seinen Mentor. Auch mit Andres Iniesta und Lionel Messi verbindet Pep eine enge Beziehung. Beide waren absolute Schlüsselspieler für seinen Ballbesitz-Fußball.

In der Mannschaft steckt also noch immer ordentlich viel „Pep“, obwohl ehemalige Größen der Guardiola-Jahre wie Xavi oder Carles Puyol ihren Rücktritt erklärt haben. Dennoch würde der Kader wohl anders aussehen, hätte der Katalane seinen Herzensklub 2012 nicht verlassen. 

Alle Barca-Profis, die schon unter Guardiola am Platz standen:

Name

Position Alter
Gerard Pique Innenverteidiger 29
Javier Mascherano Innenverteidiger 32
Sergi Roberto Außenverteidiger 24
Sergio Busquets Defensives Mittelfeld 28
Andres Iniesta Zentrales Mittelfeld 32
Rafinha Zentrales Mittelfeld 23
Lionel Messi Angriff 29

Der 45-Jährige legte stets großen Wert auf die Förderung des vereinseigenen Nachwuchses. Er wusste um die Wichtigkeit der „La Masia“-Abgänger für die Barca-Identität. Nicht umsonst setzte er in seiner letzten Saison mehr als 20 Spieler aus der eigenen Jugend ein. Mittlerweile ist diese Zahl jedoch stark gesunken. Eigenbauspieler wie Thiago (Bayern), Pedro (Chelsea) oder Marc Bartra (Dortmund) hätte Guardiola wohl nur ungern ziehen lassen. Stattdessen füllt Barca den Kader nun vermehrt mit Neuzugängen auf. Verpflichtungen wie Andre Gomes (23), Lucas Digne (23) oder Samuel Umtiti (22) sollen in Zukunft die großen Fußstapfen von Iniesta, Pique und Co. füllen. Der eigene Nachwuchs spielt in dieser Planung nur eine untergeordnete Rolle.

 

2. Der Spielstil: Von Pep emanzipiert

Mit seinem extremen Ballbesitzfußball, der Barca 2009 das Triple einbrachte, hat Guardiola bereits in seiner ersten Saison den Fußball revolutioniert. Bis heute holte er mit diesem Spielstil viele weitere Titel. Gleichzeitig haben sich die Gegner mittlerweile aber besser auf den Pep-Fußball eingestellt. Auch deswegen hatten es Guardiolas Nachfolger schwer, seine Erfolge bei Barca zu wiederholen. Erst Luis Enrique konnte 2015 wieder das Triple gewinnen. Dazu musste er sich jedoch vom Pep-Stil emanzipieren.

VIDEO: Guardiola vs. Ronaldo

 

Unter dem Asturier pflegt Barca eine pragmatischere Philosophie. Hohe Bälle sind unter ihm nicht mehr verpönt, sondern ein adäquates Mittel. Das Angriffsspiel wurde direkter. Im Fokus steht der „MSN“-Sturm. Ziel der Mitspieler soll es sein, die drei Superstars möglichst perfekt einzusetzen und von lästigen, anderen Aufgaben zu entlasten. Steht bei Enrique nun also die vorderste Linie im Mittelpunkt, genoss unter Guardiola stets das Mittelfeld höchste Priorität. Symptomatisch dafür sind Messis unterschiedliche Rollen. Pep nutzte den Argentinier als falsche Neun, also am Schnittpunkt zwischen Mittelfeld und Angriff.

Enrique dagegen setzt mit Luis Suarez auf einen klassischen Mittelstürmer, der von Messi am Flügel unterstützt wird. Kritiker behaupten, unter dem aktuellen Barca-Coach würde eher die individuelle Klasse des Sturmtrios den Unterschied ausmachen und weniger das funktionierende Kollektiv, das Fußball-Romantiker wie Guardiola oder Johan Cruyff gerne predigen. Der Erfolg gibt Enrique jedoch Recht. Nicht umsonst ließ er seinen Vorgänger im CL-Halbfinale 2015 gegen die Bayern (3:0 und 2:3) alt aussehen.

 

3. Die Klub-Philosophie: Peps Feinde an der Macht

Als Guardiola 2008 zum neuen Trainer des FC Barcelona bestellt wurde, prangte noch das UNICEF-Logo von den Trikots der Katalanen. Kommerzielle Werbung als Brustsponsor schien damals unvorstellbar. Unter der Präsidentschaft von Sandro Rosell änderte sich das. 2011 stieg die „Qatar Sports Investmens“ als Sponsor ein. Seitdem überweist der Wüstenstaat Jahr für Jahr eine Riesensumme nach Katalonien.

VIDEO: So lief Guardiolas Abschied vom Camp Nou

 

Den Umsatzzahlen tut das gut - Barca gehört nicht umsonst zu den reichsten Klubs der Welt. Die Traditionalisten innerhalb des Vereins sehen diese Entwicklung jedoch kritisch. „Barca hat seine Werte verloren“, meinte beispielsweise Cruyff vor seinem Tod. Ex-Präsident Joan Laporta beanstandet: „Der Klub wird an Katar verkauft.“

Zu beiden Kritikern pflegt Guardiola ein enges Verhältnis. Laporta, der ihn einst zum Barca-Chefcoach beförderte, ist noch immer ein Freund des ManCity-Trainers. Auch deshalb gilt sein Verhältnis zur aktuellen Vereinsführung als angespannt. Zwar äußert er sich öffentlich praktisch nie zu klubpolitischen Angelegenheiten, doch sein Abschied verlief nicht gerade unproblematisch.

Guardiola warf dem Barca-Vorstand immer wieder vor, ihn während seines Sabbatjahres in New York mehrmals belästigt zu haben, obwohl er explizit darum bat, in Ruhe gelassen zu werden. Als damaliger Vize-Präsident stand der aktuelle Vereins-Boss Josep Maria Bartomeu stets mit in der Kritik. Ein allzu herzlicher Empfang wird den Ex-Trainer im VIP-Klub des Camp Nou also nicht erwarten.

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