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Baric: "Auf Dinamo bin ich böse"

Trainer-Legende Otto Baric im LAOLA1-Interview vor dem großen Showdown:

Baric:

Einmal hat es Salzburg bereits in die Gruppenphase der Champions League geschafft.

1994 führte die Trainer-Legende Otto Baric Austria Salzburg beim ersten Versuch in die Königsklasse, seit dem Einstieg von Red Bull im Jahr 2005 scheiterten die Mozartstädter bereits acht Mal.

Im neunten Anlauf soll es am Mittwoch (20:45 Uhr) beim großen Showdown zu Hause gegen Dinamo Zagreb endlich auch in dieser Ära klappen.

Beim Hinspiel in Zagreb (1:1) war Baric live dabei. Warum er das Spiel früher verließ, welche Probleme Dinamo und Salzburg haben, das schildert der 84-Jährige im Gespräch mit LAOLA1.

LAOLA1: Wem drücken Sie am Mittwoch die Daumen?

Baric: Keinem. Ich bin kein Fanatiker. Natürlich, ich komme aus Zagreb, habe dort gespielt und war Trainer. Vielleicht bin ich etwas für Dinamo, aber ich bin nicht gegen Salzburg.

LAOLA1: Ich habe gelesen, Sie sind beim Hinspiel bereits vor Schlusspfiff gegangen.

Otto Baric: Richtig, weil mir das Spiel nicht gefallen hat. Ich war zwar in sehr guter Gesellschaft von Herrn Quehenberger und weiteren interessanten Leuten aus Salzburg, aber ich konnte nicht mehr. Ich habe einfach viel mehr von diesem Spiel erwartet, es war kein gutes Spiel.

LAOLA1: Was hat Ihnen nicht gefallen?

Baric: Beide Mannschaften haben für mich unterdurchschnittlich gespielt, ich war ein wenig enttäuscht, speziell von Dinamo. Ich habe geglaubt, dass sie mehr können. Bei Salzburg habe ich gewusst, dass sie geschwächt sind, weil sie in letzter Zeit auch viele Spieler verkauft haben. Auf Dinamo bin ich aber böse, weil sie schon jahrelang vor den wichtigsten Spielen die besten Spieler verkaufen. Sie bekommen zwar für Marko Pjaca und Marko Rog 40 Millionen Euro, aber für die Zuschauer ist das nicht gut. Wir haben ein Problem in Zagreb.

LAOLA1: Und zwar?

Baric: Der Verein steht finanziell sehr gut da, wahrscheinlich mit einem Plus von 50 bis 60 Millionen Euro, aber die Zuschauer wollen eine andere Mannschaft. Sie erwarten, dass Dinamo die besten Spieler behält. Das geht aber wiederum nicht, weil die Preise so gut sind und die Spieler ungeduldig werden. Wenn man sie verkauft, kann man aber eben auch keine richtige Mannschaft aufbauen.

Dinamo verkauft schon jahrelang vor den wichtigsten Spielen die besten Spieler. Sie bekommen zwar für Marko Pjaca und Marko Rog 40 Millionen Euro, aber für unsere Zuschauer ist das nicht gut. Wir haben ein Problem in Zagreb.

LAOLA1: Aber ist es nicht eben die Vereinsphilosophie Dinamos, die besten Spieler wie früher schon Luka Modric, Mario Mandzukic oder Mateo Kovacic für viel Geld zu verkaufen?

Baric: Diese Spieler wurden für viel Geld verkauft, aber es werden ja auch noch weitere verkauft, die in größeren Ligen spielen. Man dürfte nicht jeden Spieler verkaufen. Das ist keine richtige Vision für die Zuschauer und ich glaube nicht, dass sich das so schnell ändern wird. Eine für Europa konkurrenzfähige Mannschaft muss mindestens zwei Jahre zusammenspielen. Das versteht man aber nicht.

LAOLA1: Kommen aber nicht auch deswegen weniger Zuschauer, weil sie auf die Vereinspolitik von Ex-Klubchef Zdravko Mamic schlecht zu sprechen sind?

Baric: Nein. Er hat natürlich Spieler verkauft, aber er hat auch sehr viel Geld in den Klub gesteckt. Er hat etwa eine perfekte Sportschule installiert. Natürlich, viele Zuschauer waren mit ihm nicht glücklich, weil wir eben nicht diese Mannschaft wie vorher angesprochen haben.

LAOLA1: Kommen wir zu Salzburg: Wie denken Sie über die aktuelle Mannschaft?

Baric: Salzburg ist viel schwächer geworden, aber hat auch ein anderes Problem. Wie Salzburg sehr gut war, war Leipzig noch nicht wirklich da. Jetzt ist Leipzig in der Bundesliga und da muss man investieren. Das ist schlecht für Salzburg, das schon zwei, drei Spieler an Leipzig abgegeben hat. Ich glaube, Salzburg bekommt weniger Geld und das ist schade, weil Salzburg ein guter Boden für Fußball ist.

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LAOLA1: Glauben Sie dennoch, dass Salzburg es in die Champions League schafft?

Baric: Sie können es schaffen, aber man darf nicht vergessen, dass es Dinamo auch schaffen kann. Sie spielen auswärts viel besser, sie können in Salzburg gewinnen. Zwar haben sie vor zwei Jahren zwei Mal gegen Salzburg klar verloren, aber da war Dinamo sehr schwach. Jetzt sind sie besser, wenn auch nicht gut, doch Salzburg ist schwächer geworden. Die Chancen stehen wirklich 50:50. In solchen Spielen kommt es einfach oft auch auf die Tagesform an.

LAOLA1: Warum spielt Dinamo eigentlich auswärts besser?

Baric: Weil sie die Spieler dafür haben, um schnelle Konter zu spielen. Wenn man die gesamte Mannschaft hernimmt, mit den besten Mittelfeldspielern, die Dinamo zur Verfügung hat, können sie zwei, drei Tore erzielen. Das wäre natürlich schlimm für Salzburg. (lacht)

LAOLA1: Wie schätzen Sie Ihren Ex-Spieler Zlatko Kranjcar als Dinamo-Trainer ein?

Baric: Er ist ein guter Trainer, aber nicht schuld an der Situation. Schließlich hat er in den letzten Wochen seine beiden besten Spieler verloren. Noch bevor er gekommen ist, wurden weitere Spieler verkauft. Er hat viele enorm gute und junge Spieler, aber sie sind zu jung für Europa.

LAOLA1: Kannten Sie eigentlich Oscar Garcia zuvor?

Baric: Nein, kannte ich nicht. Aber er ist in Ordnung. Wie gut er ist, wird sich am Mittwoch zeigen.

Ich wäre gerne vor einigen Jahren einmal als Sportdirektor zu Salzburg gekommen. Ich denke, wir hätten dann eine bessere Mannschaft gehabt. Man hat früher auch zu wenig für junge Spieler gemacht, in derselben Zeit hat Dinamo 20 internationale Spieler herausgebracht, Salzburg vielleicht zwei oder drei.

LAOLA1: Hätten Sie es auch gerne einmal unter Red-Bull-Flagge versucht?

Baric: Ich wäre gerne vor einigen Jahren einmal als Sportdirektor zu Salzburg gekommen. Ich denke, wir hätten dann eine bessere Mannschaft gehabt. Man hat früher auch zu wenig für junge Spieler gemacht, in derselben Zeit hat Dinamo 20 internationale Spieler herausgebracht, Salzburg vielleicht zwei oder drei. Ich habe aber nie mit Herrn Mateschitz wirklich darüber gesprochen. Er macht das übrigens phänomenal mit den vielen Sportarten, in die er investiert. Er hilft fast dem gesamten europäischen Sport. Schade, dass ich nicht mit ihm gesprochen habe. Er kennt mich zu wenig. Als Rudi Quehenberger Präsident war, traf ich ihn zwei Mal kurz.

LAOLA1: Holt man in Salzburg aber zu wenig heraus?

Baric: Ich glaube schon. Salzburg ist gut und Meister. Aber wir sind damals mit Austria Salzburg mit 80 Prozent weniger Geld Meister geworden und ins UEFA-Cup-Finale gekommen. Von daher müsste Salzburg nun einfach mehr erreichen.

LAOLA1: Sie sind 84 Jahre alt. Wie sehr verfolgen Sie den Fußball noch? Schauen Sie viele Spiele?

Baric: Ich schaue immer alles. Bei der EM habe ich nicht jede Partie gesehen, aber 80 Prozent. Kroatien war gut, könnte aber noch ein wenig besser sein, aber wir haben viele Probleme innerhalb des Landes. Das zeigt sich auch im Fußball. Österreich muss man zu Marcel Koller und der Qualifikation gratulieren, aber man war länger nicht bei so einem Wettbewerb dabei, wo man alle drei Tage spielt, das hat man gesehen.





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