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Zidane vor CL-Finale: "Wäre Kirsche auf der Torte"

Real hofft auf Deja vu wie 2014. Zidane lobt Atletico, antwortet Materazzi und glaubt an CR7.

Zidane vor CL-Finale:

"Das wäre die Kirsche auf der Torte", klingt bei Real-Madrid-Trainer Zinedine Zidane Vorfreude auf das große Finale der Champions League gegen Atletico Madrid durch.

Bei der offiziellen Pressekonferenz in Mailand wird er nicht müde, die harte Arbeit seiner Mannschaft über die Saison hinweg zu betonen, auch der Stadtrivale bekommt Lob ab: "Beide Teams haben es sich verdient."

Der Ex-Starkicker prophezeit: "Es wird schwierig, kompliziert - das wissen wir. Wir werden mit Sicherheit leiden müssen."

"Wir haben leiden müssen"

Ins selbe Horn stößt auch Kapitän Sergio Ramos, der im Falle einer Endspiel-Niederlage nichts von einer verpatzten Saison ohne Titel wissen will.

"Ich würde es nicht als Scheitern bezeichnen, sondern als verpasste Chance. Wir haben leiden müssen, um hierher zu gelangen und nun wollen wir dieses Finale gewinnen. Wir werden alles dafür tun, um es zu erreichen."


Die Rojiblancos können mittlerweile durchaus als ein Angstgegner des weißen Balletts bezeichnet werden. Trotz der Verbundenheit von Zidane zu seinem französischen Landsmann Antoine Griezmann will dieser niemanden aus dem Team von Atletico hervorstreichen.

"Atletico ist eine Mannschaft, sie arbeiten als Team. Ich würde da niemanden hervorheben", ist Zizou vor dem gegnerischen Kollektiv gewarnt.

Ein Drehbruch wie im Finale 2014?

Obwohl sich das Team im altehwürdigen San Siro Stadion den letzten Schliff für das Endspiel holt, schwelgen alle Beteiligten unweigerlich in Erinnerungen an 2014, als "La Decima" gegen Atletico in Lissabon vollendet wurde.

"Ich habe natürlich sehr gute Erinnerungen und wenn ich einen Film erstellen müsste, dann würde ich dieses Spiel verfilmen. Aber wir haben das Kapitel Lissabon zugeschlagen, wir denken nicht an das Vergangene. Ich persönlich habe den gleichen Hunger wie 2014. Ich werde dieses Spiel so angehen, als hätte ich noch nie die Champions League gewonnen", brescht der spanische Welt- und Europameister Ramos vor.

Sein brasilianischer Kollege Marcelo stimmt da etwas andere Töne an und will den Krimi von vor zwei Jahren nicht gänzlich aus seinem Gedächtnis verbannen.

"Es ist unmöglich, nicht an Lissabon zu denken, das war eine besondere Partie. Dieses Spiel ist schon Vergangenheit, jetzt ist es ein anderes Finale. Wir haben die Gelegenheit, erneut einen äußerst großartigen Tag zu erleben, aber wir wissen, dass ein Champions-League-Finale immer schwierig ist."

Zidane will auf Waffen zurückgreifen"

Der am öftesten geäußerte Satz im zum Bersten gefüllten Pressekonferenz-Saal vor dem Mailänder Kultstadion lautet: "Wir sind bereit für dieses Spiel, wir sind vorbereitet."


Die Lockerheit ist auch bei der letzten Trainingseinheit danach nicht nur vorgetäuscht, man versucht sich so gut es geht abzulenken.

Denn obwohl Real die letzte Niederlage in einem grandiosen Frühjahr von Atletico zugefügt wurde, ist sich Chefbetreuer Zidane sicher.

"Wir müssen definitiv gut verteidigen. Offensiv haben wir unsere Waffen, zu attackieren. Was getan werden muss: Laufen, laufen, laufen."

"Ronaldo wird bei hundert Prozent sein"

Rund laufen wird aller Voraussicht nach auch Cristiano Ronaldo, der im Laufe der vergangenen Woche mit mehreren Problemen zu kämpfen hatte. Doch Zidane beruhigt im Bezug auf seinen Über-Star.

"Cristiano ist bei hundert Prozent. Er hatte kleine Beschwerden, aber selbst diese würde er in einem Finale vergessen. Er wird bei hundert Prozent sein", verspricht der Real-Coach, der im Falle des Scheiterns bereits mit einer Ablöse in Verbindung gebracht wird.

Gegen Atletico wird Real zweifelsohne einen guten Tag brauchen. Die robuste und eiskalte Art der Rojiblancos wurde in dieser Saison bereits dem FC Barcelona und Bayern München zum Verhängnis.

Trotzdem ist sich Zidane vor dem Finale sicher, dass die Chancen bei 50:50 stehen und es keinen Favoriten gebe.

"Sehr gut, wenn Materazzi das sagt"

Dabei meldete sich im Vorfeld der Partie ausgerechnet Zidanes Kopfstoßopfer aus dem WM-Finale 2006, Marco Materazzi, zu Wort, der betonte, im Endspiel für Zizou und Real die Daumen zu drücken.


Obwohl Reals Legende anfangs versucht, der Frage auszuweichen, muss er dann doch zugeben:

„Ich bin froh über die Arbeit bis ins Finale und was wir alles geleistet haben. Es ist immer schwierig in ein Finale zu kommen. Wenn er das gesagt hat, ist das sehr gut."

Plötzlich auf der anderen Seite zu stehen, erstmals als Trainer und nicht als Spieler, macht den Routinier nicht nervös. In jungen Jahren, nach nur vier Monaten als Cheftrainer bei Real, kommt er bereits zu Final-Ehren, damit hätte er bei seinem turbulenten Antritt wohl nicht gerechnet.

"Mir gefällt dieser Druck

"Ich fühle mich nicht anders. Ich erlebte das einst als Spieler, als Co-Trainer und jetzt als Trainer. Ein Finale zu erreichen, ist überhaupt nicht leicht. Was die Spieler geleistet haben, war phänomenal", meint Zidane, um dann doch noch genauer auf sein angespanntes Nervenkostüm einzugehen.

"Es geht mit gut, aber die Intensität, wenn das Spiel beginnt, wird sicher noch höher.. Aber das ist Teil des Trainer-Jobs und mir gefällt das. Mir gefällt dieser Druck. Carlo Ancelotti sagte mir vor dem Finale in Lissabon, dass ich ein Finale eines Tages als Cheftrainer erleben werde – und heute sind wir hier."

Wenn er in die Augen der Spieler blickt, sieht er jene Entschlossenheit, die notwendig sein wird, um Atletico zu fordern. So wie 2014, also wäre ein Deja-vu gar nicht mal so schlecht.

Und "La Undecima" wäre seiner Meinung nach dann sowieso "die Kirsche auf der Torte".


Aus Mailand berichtet Alexander Karper

 


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