Marc Janko fiebert der Champions League entgegen!
Zum dritten Mal in seinem Leben wird er in einer neuen Funktion am Rasen stehen, wenn die berühmte Hymne der Königsklasse gespielt wird. Auch nach seiner aktiven Karriere wird die Hymne beim 36-Jährigen eine Gänsehaut verursachen. Zum dritten Mal ist Janko bereits Teil des großen Spektakels, wenn in einem ausverkauften Stadion die 1992 vom Engländer Tony Britten komponierte Hymne erklingt.
2010 erlebte Janko sein UCL-Debüt mit Niederlands Meister Twente Enschede in einer Gruppe mit Tottenham, Inter Mailand und Werder Bremen. 2016 stand er für den Schweizer Meister FC Basel in einer Gruppe mit Arsenal, Paris SG und Ludogorez Rasgrad auf dem Spielfeld.
Am Dienstagabend feiert Janko gar sein Heimdebüt in der Champions League. Er wird auf dem Rasen der Salzburger "Bullen"-Arena neben TV-Moderatorin Constanze Weiss als Sky-Experte die Partie des FC Salzburg gegen Belgiens Meister Genk (ab 21 Uhr im LAOLA1-LIVE-Ticker) analysieren.
Im LAOLA1-Interview spricht Marc Janko über seine Erfahrungen in der Königsklasse, die Chancen der Salzburger und seine Zukunft, nachdem er Ende Juni seine sportliche Laufbahn beendet hat.
Ehe er sich aber seinem Ex-Verein zuwendet, spricht Janko noch über das Nationalteam. Auf die Frage, ob sich Österreich für die EURO 2020 qualifiziert, antwortet der gebürtige Wiener wie aus der Pistole geschossen: "Ja!"
Janko ist voll des Lobes über die ÖFB-Auswahl und meint über seinen Nachfolger: "Marko Arnautovic macht als Stürmer richtig gute Figur. Schade, dass sein wirklich toller Kopfball in Polen nur ans Lattenkreuz geklatscht ist. Die Kritiker von Arnautovic brauchen sich ja nur dessen Statistik anzuschauen. Die spricht für sich. Marko macht seine Sache vorne drinnen sehr gut. Auch Hans Krankl und Toni Polster haben nicht in jedem Spiel getroffen."

LAOLA1: Ein Nachfolger von dir als Salzburg-Stürmer (Janko absolvierte zwischen 2005 und 2010 für RBS 108 Spiele und erzielte 75 Tore) macht gerade groß von sich reden. Was sagst du zu Erling Haaland, der nach sieben Bundesliga-Runden bei elf Treffern hält?
Marc Janko: Das ist ein richtig toller Stürmer. Ich bin gespannt, wie er sich in der Champions League schlägt. Wenn er so weitermacht, wird Haaland nicht lange in Österreich spielen. Schön für ihn, aber weniger gut für Salzburg und die österreichische Liga.
LAOLA1: Was sind deine Erinnerungen an die Champions League?
Janko: Diese Liga ist auf Vereinsebene das Non Plus Ultra. Es ist eine aufregende Erfahrung, als Österreicher diese Hymne zu hören. Ich werde nie vergessen, wie meiner Frau damals in Basel auf der Tribüne beim Abspielen der Hymne die Tränen gekommen sind.
LAOLA1: Was traust du Salzburg zu?
Janko: Platz zwei oder drei ist für Salzburg drinnen, Letzter der Gruppe werden sie nicht, dafür sind sie zu gut. Red Bull ist inzwischen eine echte Top-Adresse in Europa.
LAOLA1: Ist Salzburg mit Liverpool vergleichbar?
Janko: Ja, schon. Da sind Ähnlichkeiten auszumachen. Liverpool hat wie Salzburg phasenweise Momente, wo die Mannschaft enormes Pressing spielen will und das auch durchzieht. Eine weitere Parallele sehe ich in der Intensität, mit der beide Teams ans Werk gehen und beide Vereine setzen auf ähnliche Trainer-Typen. Marco Rose ist – auch wenn er noch nicht die gleichen Erfolge hat - für mich sehr mit Jürgen Klopp vergleichbar. Auch Jesse Marsch passt für mich in diese Kategorie Trainer und Mensch. Vielleicht noch nicht mit dieser Strahlkraft, aber ganz sicher mit Tendenzen, die in diese Richtung gehen.
LAOLA1: Salzburg hat sich in der Europa League in den letzten Jahren einen Namen gemacht. Ist es vielleicht ein Nachteil, dass Österreichs Meister nicht mehr unterschätzt wird?
Janko: Die Ausgangsposition, dass Salzburg international unterschätzt wird, ist schon lange nicht mehr der Fall. Das haben sie spätestens vor einem Jahr untermauert. Ab dem Achtelfinale war jedem Gegner in Europa klar, dass Salzburg eine Top-Mannschaft ist, dass dieser Verein herzeigbar ist und sich jede Mannschaft anstrengen muss, um so ein Team auszuschalten. Der Ruf des österreichischen Fußballs hat sich in den letzten Jahren verbessert und der von Salzburg ganz besonders. Ich bin sicher, dass alle Gegner in der Champions League genau wissen, was sie mit und in Salzburg erwartet.
LAOLA1: Was weißt du aktuell über den belgischen Meister KRC Genk?
Janko: Genk werden die wenigsten Fans in Österreich kennen. Der Verein hat auch nicht die Strahlkraft von Liverpool oder Napoli. Ich handhabe es als Experte genauso, wie ich das als Spieler gemacht habe – je näher das Match rückt, umso intensiver beschäftige ich mich mit dem Gegner.
LAOLA1: Wie schaut es bei dir generell mit der Karriere nach der Karriere aus?
Janko: Experte zu sein, macht mir großen Spaß. Das ist für mich auch ideal, um mich nach der sportlichen Karriere neu zu orientieren. Ich arbeite für Sky nur einen Tag pro Woche. Ich möchte die Tage dazwischen auch noch irgendwie anders füllen. Jetzt genieße ich aber einmal diese Phase und probiere das eine oder andere aus. Die ersten Eindrücke sind sehr positiv, aber es gibt auch andere Tätigkeitsfelder, in die ich hineinschnuppern möchte. Da kann ich vielleicht auch das eine oder andere bereits neben meiner Tätigkeit bei Sky angehen. So kann ich mittelfristig vielleicht herausfinden, in welche Richtung ich zukünftig wirklich gehen will.
LAOLA1: Machst du gerade irgendeine Ausbildung oder spezielle Lehrgänge?
Janko: Ich fange jetzt im Oktober zu studieren an - Business und Administration. Gleichzeitig bauen wir gerade in Wien ein Haus, da gibt es bekanntlich auch sehr viele Entscheidungen zu treffen, es wird mir also nicht langweilig werden.
LAOLA1: Spielst du auch weiter hobbymäßig Fußball?
Janko: Nein, ich habe seit meinem Karriereende kein einziges Mal mehr gegen den Ball getreten. Derzeit tendiere ich Richtung andere Sportarten. Ich spiele aktuell wieder mehr Tennis und versuche, nachdem das jahrelang brach gelegen ist, wieder Sicherheit und Qualität in mein Tennisspiel zu bringen. Gleichzeitig spiele ich wieder öfter Golf. Auf dem Niveau, auf dem ich Golf betreibe (Anm.: Handicap 18), ist es für mich eher kein Sport, sondern ein schöner Aktivspaziergang mit Ärgernissen. Golf ist sehr beeindruckend und macht mir echt Spaß. Ich durfte im Sommer eine Runde mit Bernd Wiesberger spielen – diesen Unterschied live auf dem Platz zu erleben, ist unglaublich. So wie er das ausübt, ist das wirklich großer Leistungssport. Das, was die Golf-Elite spielt, ist extrem beeindruckend.
LAOLA1: Gehst du auch Rad fahren oder laufen?
Janko: Nein, aktuell beschränkt sich meine sportliche Tätigkeit auf Tennis und Golf. Ich muss aber beginnen, auch in diese Richtung etwas zu tun. Ich merke, dass es mir fehlt, den Körper wieder ans Limit zu treiben und von Seiten der Belastung her Spitzen reinzubringen. Bisher habe ich seit meinem Karriereende das Leben fast nur genossen. Ich merke auch, dass der körperliche Verfall ab einem gewissen Alter um einiges schneller geht.
LAOLA1: Nicht nur aufgrund des Hirscher-Rücktritts ein großes Thema: Fallen Sportler nach dem Karriere-Aus in ein Loch? Wie war das bei dir?
Janko: Ich habe mich echt mental darauf vorbereitet, dass es möglicherweise ein Loch geben könnte, bisher ist das aber noch nicht aufgetaucht. Dankenswerter Weise auch wegen meiner Tätigkeit bei Sky und den Projekten, die ich bereits erwähnt habe. Dazu kommt noch das eine oder andere Start-up-Unternehmen, wo ich dabei bin und aktiv daran teilnehme. Deswegen wird mir überhaupt nicht langweilig und das Loch ist derzeit nicht in Sicht.
LAOLA1: Wie läuft deine journalistische Tätigkeit beim Kurier. Machst du alles selber?
Janko: Es war eine Grundbedingung von mir, dass ich alles selber schreiben will. Ich bin kein Freund davon, nur meinen Namen herzugeben und über den Artikel des Ghostwriters nur einmal oder gar nicht drüber zu lesen. Ich will das definitiv anders handhaben. Wahrscheinlich und hoffentlich merken das die Leser meiner Kolumne auch. Ich habe das vorher nie gemacht und meine ersten Artikel werden auch nicht so flüssig und perfekt daherkommen. Aber auch das ist etwas, was mich immer schon interessiert hat. Unabhängig davon, ob ich das Schreiben weiter betreiben werde, ist das eine Sache, die mir großen Spaß macht.
Das Gespräch führte Peter Rietzler
Sky zeigt vier der sechs Gruppenspiele der Salzburger live und exklusiv als Einzelspiel. Die Partien des FC Salzburg in Neapel (4. Spieltag) und zu Hause gegen Liverpool (6. Spieltag) werden in der Konferenz übertragen. Zu sehen sind sie in vollen Länge nur beim Streamingdienst DAZN. Sky-Österreich-Chef Uwe König gab an, die Salzburg-Spiele "dementsprechend groß zu besetzen". So setzt der Sender pro Partie auf 16 Kameras, über 80 Mitarbeiter sind in Salzburg vor Ort. Janko wird vom Spielfeld aus analysieren, Manuel Ortlechner als Co-Kommentator fungieren.