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11 Gründe, warum es Salzburg in die CL schafft

11 Gründe, warum es im elften Anlauf in der RB-Ära mit der CL klappt:

11 Gründe, warum es Salzburg in die CL schafft Foto: © GEPA

Es gibt im heimischen Fußball keine größere Tragikomödie als die Geschichte des FC Salzburg und die der Champions-League-Qualifikation.

Zehn Mal haben die "Bullen" seit dem Einstieg von Red Bull 2005 versucht, in die Königsklasse des Fußballs vorzustoßen, zehn Mal scheiterten die Mozartstädter - und das auf teils klägliche Weise.

Am Mittwoch wagen die Salzburger einen weiteren CL-Anlauf, beginnend in der dritten Quali-Runde gegen den mazedonischen Meister Shkendija Tetovo (19 Uhr im LIVE-Ticker).

LAOLA1 nennt elf Gründe, warum es für die Salzburger gerade im elften Versuch mit der Champions League klappt:

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Grund 1: Die Qualität

Der wichtigste Grund gleich mal vorweg: Die Qualität im Salzburger Kader ist sehr hoch. Die Klubführung konnte zur Abwechslung einen gröberen Umbruch vermeiden und den Großteil der Schlüsselspieler halten. Einzig die (überfälligen) Wechsel von Valon Berisha und Duje Caleta-Car gingen über die Bühne. Ansonsten konnten alle Leistungsträger ausnahmslos und teilweise überraschend gehalten werden.

Abgefangen wurden die Abgänge der Langzeit-"Bullen" vor allem intern, aber auch extern gab es Zugänge. Mit Zlatko Junuzovic holte man viel Routine in die Mozartstadt, dazu kamen mit Jasper van der Werff, Darko Todorovic, Kilian Ludewig und Smail Prevljak (Rückkehr nach Leihe) talentierte junge Männer, die langfristig ihren Platz finden werden.

Auch wenn Marktwerte oft eher Fantasiezahlen als realistische Richtwerte sind, lohnt sich ein Vergleich zwischen der "Übermannschaft" von 2014 und dem jetzigen Team. Die hochgelobte Truppe rund um Kevin Kampl, Sadio Mane und Jonatan Soriano, die die CL-Quali gegen Malmö vergeigte, kam damals "nur" auf einem Marktwert von insgesamt 67,5 Millionen Euro. Der aktuelle Kader weist mit 114,1 Millionen Euro fast den doppelten Wert auf (Zahlen laut "transfermarkt.at").

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Grund 2: Die Mentalität

Einer der Gründe, der Salzburg 2014 den Einzug in die Königsklasse kostete, war der Streik des wechselwilligen Schlüsselspielers Sadio Mane. In einer ähnlichen Situation findet sich aktuell Stefan Lainer wieder. Dem Rechtsverteidiger wurde ein Wechsel zum SSC Napoli verwehrt. Der Frust ist beim 25-Jährigen groß, gibt ihm aber keinen Anlass, Unruhe in die Mannschaft reinzubringen.

Überhaupt ist der Zusammenhalt beim aktuellen Salzburger Team groß, das hat vor allem die letzte Europa-League-Saison gezeigt. Die "Bullen" machten sich mit teils irren Aufholjagden einen Namen als "Mentalitätsmonster". Ein Rückstand kann die "Bullen" von 2018 nicht so schnell erschüttern. Situationen wie 2014 in Malmö, als das Team von Adi Hütter nach dem frühen Rückstand nicht mehr zurückkam, oder 2016, als die Salzburger am späten Ausgleich von Dinamo Zagreb zerbrachen und in der Verlängerung nicht mehr zusetzen konnten, gehören nun der Vergangenheit an.

Nicht nur die EL-Krimis gegen Lazio und Marseille haben gezeigt, dass die Salzburger so lange an sich glauben, bis der Schlusspfiff ertönt. Zuletzt musste das auch der SV Mattersburg erfahren.

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Grund 3: Die Gegner

"So leicht war's noch nie." Diese Aussage hörte man in den vergangenen Jahren zu Genüge, wenn es um die Gegner der Salzburger in der Champions-League-Qualifikation ging. Auch dieses Jahr wird den Salzburgern dieser Satz nicht erspart bleiben, genauso wenig wie die einsetzenden Häme rund um den Fußball-Globus, die den Salzburgern bei einem erneuten Scheitern blüht.

Ein Blick auf die möglichen kommenden Gegner lässt zunächst tatsächlich wenig Furcht aufkommen. In der dritten Runde wartet mit Shkendija Tetovo der Meister aus Mazedonien. Jenes Team, das sich in Runde eins der CL-Quali dem walisischen Meister New Saints mit 0:4 geschlagen geben musste und nur dank eines 5:0 im Hinspiel nicht frühzeitig scheiterte.

Auch im Playoff hätte es die Salzburger wieder einmal deutlich schlimmer erwischen können. "Horrorlos" YB Bern wurde vermieden. Auch die Geister des vergangenen Scheiterns (Malmö, Zagreb) bleiben dieses Mal fern. Nun würde entweder Roter Stern Belgrad oder Spartak Trnava warten. Das Hinspiel in der serbischen Hauptstadt ging am Dienstag 1:1 aus (Hier nachlesen!).

Die Serben haben sich von einer sportlich und finanziell schwierigen Phase erholt. Vergangenes Jahr konnte der Traditionsklub nach zehn Jahren Absenz in eine europäische Gruppenphase zurückkehren. Von der ersten Runde der Europa-League-Quali stießen die Belgrader bis ins Sechzehntelfinale vor. Große Stars finden sich nicht im Kader des Siegers des Europapokal der Landesmeister von 1991 wieder. Auch Roter Stern setzt ähnlich wie Salzburg auf junge Spieler, die teuer ins Ausland verkauft werden. Für die Belgrader wäre es ebenfalls die erste CL-Teilnahme.

Die Slowaken waren in diesem Jahrtausend überhaupt noch nie in einer europäischen Gruppenphase vertreten. Durch den allerersten Meistertitel der Klubgeschichte in der Vorsaison, damals noch unter Coach Nestor El Maestro, darf Spartak 2018 erstmals an der CL-Quali teilnehmen und warf mit Zrinjski Mostar und Legia Warschau gleich mal den bosnischen und polnischen Meister raus. Ex-Austria-Co El Maestro ist in Trnava, das gute 50 Kilometer Luftlinie von der österreichischen Grenze entfernt ist, mittlerweile Geschichte. Mit den ÖFB-Legionären Kubilay Yilmaz, Marvin Egho und Fabian Miesenböck bleibt Spartaks Österreich-Connection aber erhalten.

Alle drei Teams sind Meister aus deutlich schwächeren Ligen als der österreichischen Bundesliga und dürfen für einen Europa-League-Halbfinalisten einfach keine Hürde darstellen.

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Grund 4: Die Form

Neun Spiele, neun Siege, null Remis, null Niederlagen und 35 erzielte Tore bei drei erhaltenen Treffern: So lautet die bisherige Salzburger Bilanz in der Saison 2018/19 – die Vorbereitung eingerechnet.

Auch wenn sich einige kleinere Gegner und unwichtige Testspiele in dieser Statistik befinden – die Form der "Bullen" stimmt. Die Mozartstädter stemmten in dieser Saison bisher fast jeden Gegner mit Leichtigkeit und überzeugten dabei immer wieder mit taktischer Variabilität. Auch wenn es in der Hitzeschlacht von Mattersburg (2:0) richtig eng wurde, in Gefahr, ein Spiel zu verlieren, kam der Serienmeister in dieser Spielzeit noch überhaupt nicht.

Dies war in der Vergangenheit nicht immer der Fall. Beide Auftakt-Spiele in der Bundesliga gewannen die "Bullen" schon seit 2014 nicht mehr. Im Gegenteil, in den letzten Jahren war es oft so, dass die Salzburger den Saisonstart verpatzten und mit der Zeit und mehr Eingespieltheit immer besser wurden.

Nun wird eine andere Einstellung an den Tag gelegt, ein Fehlstart wird nicht mehr toleriert. Ruft ein vermeintlicher Stammspieler nicht von Beginn an 100 Prozent seines Leistungsvermögens ab, kann im dichten Salzburger Kader schnell Ersatz gefunden werden. Spielzeit, wie sie Munas Dabbur 2016 oder Paulo Miranda 2015 trotz schlechter Leistungen bekamen, würde es heute nicht mehr geben.

Kurzum: Das Salzburger Werkl‘ läuft und wird durch den hohen Konkurrenzdruck am Laufen gehalten.

Salzburgs Galerie des Scheiterns:

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Grund 5: Der Trainer

Groß waren die Zweifel als Marco Rose im Sommer 2017 zum neuen Cheftrainer der Salzburger ernannt wurde.

Der Leipziger konnte nur auf Coaching-Erfahrung in der deutschen Regionalliga und im hauseigenen Nachwuchs zurückblicken. Zudem machten die Salzburger mit "hochgezogenen" Trainern wie Peter Zeidler in jüngerer Vergangenheit eher schlechte Erfahrungen.

Ein Jahr später ist alles anders. Rose coachte sich mit seinem hohen Taktik-Verständnis und seiner sympathischen Art ins Herz der Salzburger Fans. Groß war die Erleichterung, als der 41-Jährige im Mai seinen Vertrag bis 2020 verlängerte und auf indirekte Weise auch RB Leipzig einen Korb gab.

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Grund 6: Die Youth-League-Sieger

Hand in Hand mit Punkt fünf geht Grund Nummer sechs. Rose verschaffte sich seinen Trainerjob bei den großen "Bullen" mit dem sensationellen Titelgewinn in der UEFA Youth League 2016/17.

Viele seiner Jungspunde nahm Rose damals mit zur Kampfmannschaft. Xaver Schlager, Hannes Wolf, Amadou Haidara und Patson Daka gehören (längst) zum engen Stammelf-Kreis. Alle diese jungen Kicker haben das Sieger-Gen eingeimpft und wollen dies in der Spitzenklasse des Fußballs, der Champions League, unter Beweis stellen.

Zudem stehen die großen "Bullen" etwas unter Zugzwang, dem Nachwuchs etwas zurückzugeben. Die U18 der Salzburger konnte den Meistertitel nicht erfolgreich verteidigen, die Admira tritt nun im Meisterweg der Youth League an. Eine Champions-League-Teilnahme der Salzburger ist also ein Muss, um die "Jungbullen" doch noch in der Youth League zu platzieren.

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Grund 7: Die Erfahrung

Konträr zu den Youth-League-Durchstartern gibt es die älteren, erfahreneren Kicker, über die der Salzburger Kader auch zu Genüge verfügt.

Alex Walke mit 35 Jahren, Kapitän Andreas Ulmer (32), Andre Ramalho (26), Stefan Lainer (25), Ray Yabo (26), Christoph Leitgeb (33), Zlatko Junuzovic (30) und Munas Dabbur (26) sind alle längst aus dem Talente-Alter heraußen und sollen als Stützen für die Jungen dienen.

Auch an internationaler Routine mangelt es den "Bullen" nicht. Zusammengerechnet kommt der Salzburger Kader auf 312 Einsätze in der Europa League.

Und auch Champions-League-Erfahrung findet sich im Kader der Mozartstädter wieder: Andre Ramalho durfte während seiner Zeit bei Bayer Leverkusen 2015/16 einmal in der Königsklasse ran.

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Grund 8: Die zweite Chance auf die CL

Auch wenn es im elften Anlauf wieder nicht mit der Qualifikation zur Champions League klappt, haben die "Bullen" in dieser Spielzeit eine weitere Chance, sich direkt für den "verwunschenen" Bewerb zu qualifizieren.

Da Österreich die vergangene Spielzeit als Elfter der Fünfjahres-Wertung beendete, ist dem Bundesliga-Meister 2018/19 eine CL-Teilnahme so gut wie sicher. Der kommende CL-Sieger muss sich nur auch über die Meisterschaft für die CL-Gruppenphase 2019/20 qualifizieren – dieser Fall trat bisher fast immer ein.

Salzburg sammelte einen Großteil der 32,850 Punkte, die Platz 11 besorgten, und will sich mit dem Meistertitel selbst belohnen. Hämische Stimmen sprechen bereits von der längsten Champions-League-Qualifikation aller Zeiten.

Der Druck könnte durch diese "Absicherung" dieses Mal also etwas weniger stark auf den Salzburger Schultern lagern.

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Grund 9: Die zurückgeschraubten Erwartungen

Mit Aussagen wie "Wir wollen in der Champions League eine Rolle spielen", wie sie 2014 Ex-Sportdirektor Ralf Rangnick tätigte, ist man in Salzburg sehr vorsichtig geworden.

Mittlerweile ist Demut angesagt, wenn es in der Mozartstadt um das Thema Champions League geht. Große Ansagen in Richtung Königsklasse kommen weder Sportdirektor Christoph Freund noch Coach Rose über die Lippen.

"Wir wissen, dass in zwei Spielen immer alles möglich ist und dass wir gut aufgestellt sind. Wir werden uns bestmöglich vorbereiten und freuen uns auf diese Spiele", sagt etwa Freund angesprochen auf das leidige CL-Thema.

Rose schlägt in eine ähnliche Kerbe: "Ja, wir wollen. Fakt ist auch, dass wir eine gute Mannschaft haben, aber es ist Fußball. Da kann immer etwas passieren und auch andere Mannschaften wollen dorthin. Deswegen brauchen wir eine Top-Leistung."

Ein "Wenn nicht jetzt, wann dann?" gibt es nicht mehr. Die Champions League ist ein Glücksfall, der Salzburg passieren kann – aber nicht muss.

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Grund 10: Die Hintertüre Europa League

Sollte tatsächlich auch der elfte Versuch scheitern, gibt es für die Salzburger immer die Hintertüre Europa League. Sollte das Salzburger Aus in CL-Quali-Runde 3 erfolgen, hat der Serienmeister im Meisterweg der Europa-League-Quali die Chance auf die EL-Teilnahme, kommen die "Bullen" bis ins CL-Playoff sind sie fix in der EL-Gruppenphase.

Die Europa League wird nicht erst seit dem letztjährigen Halbfinal-Einzug in Salzburg als "Unser Bewerb" tituliert. Tatsächlich ist die Europa League eine Salzburger Erfolgsgeschichte.

Zusammen mit FCSB, zuvor Steaua Bukarest, weisen die Salzburger die meisten Teilnahmen an der EL-Gruppenphase auf, insgesamt sieben. Zudem sind die "Bullen" das einzige Team, das zwei Mal alle sechs Vorrunden-Spiele gewinnen konnte, nämlich 2009/10 und 2013/14.

Für Salzburg ist die Europa League mehr als nur der Bewerb der Verlierer, deswegen könnten die "Bullen" durchaus auch eine weitere EL-Teilnahme verkraften. Rose: "Wir haben letzte Saison gesehen, wie viel Spaß es in Europa macht. Von da her ist der Druck nicht so groß."

Grund 11: Jede Serie muss mal reißen

Real Madrid hat in den vergangenen zwei Jahren gezeigt, dass es so etwas wie einen Fluch im Fußball nicht gibt und schaffte die erfolgreiche CL-Titelverteidigung gleich zwei Mal in Folge.

Salzburg scheiterte in den bisherigen zehn Versuchen zu oft an sich selbst als viel weniger am Gegner, da genau dieser CL-Fluch in den Hinterköpfen herumspukte und die Salzburger Geister lähmte. Nun wird in der Mozartstadt wie oben schon angesprochen eine andere Mentalität an den Tag gelegt. Eine CL-Teilnahme scheiterte in der Vergangenheit nicht zu selten an der Effizienz und am erzwungenen Spielglück.

An beiden haben die "Bullen" in der kürzeren Vergangenheit geschraubt. Die vergangene Europa-League-Saison hat gezeigt, dass Salzburg nicht immer 20 Chancen braucht, um ein Tor zu erzielen. Es kann auch mal jeder Schuss sitzen.

Ein mehr als fragwürdiger Elfer (Shaktar Donetsk 2007), ein Kollektiv-Versagen (Düdelingen 2012), 13 vergebene Top-Chancen (Fenerbahce 2013), ein Missverständnis zwischen Goalie und Abwehrchef (Malmö 2014), eine "Kindermannschaft" (Malmö 2015), ein unglückliches Last-Minute-Tor (Dinamo Zagreb 2016) oder ein glasklarer Treffer, der nicht gegeben wird (Rijeka 2017), sind alles Unglücksfälle, die ein-, zwei- und ja vielleicht sogar zehnmal eintreffen können.

Irgendwann geht aber jeder Pechsträhne zu Ende. 2018 wird dies beim FC Salzburg der Fall sein.

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