Was war das für ein wilder Champions-League-Abend!
Die Anfield Road erlebte schon einige legendäre Abende in der "Königsklassen"-Geschichte, mit dem Achtelfinal-Hinspiel zwischen dem FC Liverpool und Real Madrid am Dienstag wurde diese Riege um einen weiteren Klassiker reicher. Ob sich Liverpool-Fans gerne daran zurückerinnern werden, ist wieder eine andere Geschichte.
Zum Jubeln hatte am Dienstagabend letztlich nämlich nur eine Mannschaft - und die kam aus Madrid. 5:2 fegte Real Madrid über die "Reds" hinweg (Spielbericht >>>) und verschaffte sich damit eine ausgezeichnete Ausgangsposition für das Rückspiel am 15. März.
Dabei begann das Spiel eigentlich ganz nach dem Geschmack des FC Liverpool, der schon nach einer Viertelstunde 2:0 in Führung lag, auch begünstigt durch einen Lapsus von Real-Schlussmann Thibaut Courtois.
Dass es jedoch nicht Liverpools Abend war, bewies ein Schnitzer auf der Gegenseite. Mit Alisson Becker patzte auch der Keeper der "Reds" gewaltig und assistierte Vinicius Junior so zum zwischenzeitlichen 2:2. Real nahm das Geschenk dankend an und blickte in weiterer Folge nicht mehr zurück.
0:2? Mit Reals "Aura" kein Problem!
"Wir haben uns gesagt nach dem 2:0, wir brauchen nur ein Tor. Das haben wir dann Gott sei Dank schnell gemacht", lässt Real-Verteidiger Antonio Rüdiger die verpatzte Anfangsphase vor dem "DAZN"-Mikro Revue passieren. "Danach hat man gesehen, da waren wir da. Dann war das Selbstvertrauen da, dann ging alles einfacher."
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"Wir sind weiter unserem Plan nachgegangen. Wir wissen das aus der letzten Saison, dass ein Moment reicht. Den hat Vini gebracht und dann wussten wir, dass alles passieren kann", lässt der deutsche Nationalspieler auch bei "Sky" durchblicken, dass man nie auch nur ansatzweise die Ruhe verlor.
Dass man Real Madrid sei, habe in der Situation durchaus geholfen, wie Antonio Rüdiger meint. Immerhin habe man in der Vorsaison, selbst wenn der Deutsche damals noch nicht mit von der Partie war, mehrmals bewiesen, dass Rückstände immer wieder zu drehen sind.
"Es ist verrückt. Ich habe in den Spielern schon gesehen, dass wir irgendwie daran geglaubt haben. Aber so zurückzukommen, ist einfach nur verrückt", so Rüdiger, der in Madrid einen besonderen Spirit verspürt. "Seitdem ich hier bin, haben wir so eine Aura, dass wenn wir zurückliegen, einfach weiterspielen, das machen, was wir tun."
"Sowas erleben zu dürfen in Liverpool, ist verrückt"
Und das dann letzten Endes auch mit Erfolg. Erstmals seit 2004 haben die "Königlichen" nach einem 0:2-Rückstand ein Champions-League-Spiel gewonnen - und das natürlich in einem immens wichtigen Spiel.
"Das heute mit dieser Mannschaft erleben zu dürfen, ist einfach unfassbar", so Rüdiger, der einen der legendärsten Abende seiner Karriere erlebte: "Definitiv. In der höchsten Klasse, Champions League, sowas erleben zu dürfen in Liverpool, ist verrückt."
Fürs Feiern sei es aber noch etwas zu früh, immerhin gebe es noch ein Rückspiel zu spielen, in welchem man weiter auf der Hut sein müsse. "Was Liverpool heute passiert ist, könnte auch uns passieren. Wir müssen weiter Gas geben und auf Sieg spielen."
Einen kleinen Wermustropfen gibt es auf Real-Seite aber doch zu verkraften, immerhin verlor man schon in der ersten Hälfte David Alaba verletzt. Eine genaue Diagnose steht noch aus, Rüdiger drückt dem ÖFB-Star aber die Daumen, dass er schnell wieder auf den Platz zurückkehren kann: "Ich bin kein Doktor, ich kann nichts sagen. Ich hoffe, er kommt schnell zurück."
Liverpool trotz Start nach Maß am Boden
Viel schlechtere Stimmung gibt es am Dienstag selbstverständlich im Lager des FC Liverpool, der erstmals in der Vereinshistorie fünf Gegentore in einem Champions-League-Spiel kassierte.
Dabei lief am Anfang eigentlich alles wie am Schnürchen für die "Reds". "Ich denke, es war ein außergewöhnlich guter Beginn von uns", sagt Liverpool-Cheftrainer Jürgen Klopp nach dem Spiel. "Wir waren gut und intensiv im Spiel. Eigentlich war die gesamte erste Halbzeit von uns gut - mit Ausnahme der Gegentore."
"Das zweite Gegentor war natürlich Slapstick - sollte nicht passieren, aber kann passieren", so der Deutsche. In Halbzeit zwei rauschte der Zug dann komplett ab.
Klopp: "Es ist eigenartig"
"Wir wissen natürlich wir gut Real Madrid kontern kann, nach dem dritten Gegentor sind wir nicht mehr zurück ins Spiel gekommen. Da musst du dir das Momentum irgendwie zurückholen, aber das ist uns nicht mehr gelungen", so Klopp. "Real Madrid ist immer selbstbewusster geworden und hat dann auch schöne Tore erzielt."
"Es ist eigenartig", fasst Klopp einen Abend zusammen, an dem er nicht nur das Negative herausheben will. "Am Ende steht es 2:5, trotzdem kann ich viel Positives mitnehmen."
Vielleicht kann Liverpool das Positive ja schon im Rückspiel auf den Platz bringen.
