Nur ein Sieg aus den letzten fünf Bundesliga-Spielen.
So lautete die magere Bilanz des SK Rapid vor dem Auswärtsspiel in Mattersburg. Langsam sah man die Felle davonschwimmen, der Rückstand zur Spitze wurde größer.
Sportdirektor Andreas Müller sprach deshalb schon vor der Partie von einem „extrem wichtigen Spiel“, das gewonnen werden muss, Trainer Zoran Barisic von einem „Must-Win-Spiel“, um bis zur Winterpause in Schlagdistanz zu bleiben.
Die Grün-Weißen nahmen sich das diesmal zu Herzen. Der 6:1-Kantersieg im Pappelstadion nach einem 5:0 zur Pause soll nach Meinung der Spieler jener Befreiungsschlag sein, den man sich – abgesehen von der Europa League – so lange erhofft hatte.
Rapid spielte sich in einen Rausch
Dabei ist das Burgenland für die Hütteldorfer normalerweise kein guter Boden, um ein großes Feuerwerk zu zünden.
Noch dazu brillierte die Truppe von Trainer Ivica Vastic bisher vor allem auf eigenem Terrain. Bis zum Debakel gegen die Wiener gab es in sieben Heimspielen fünf Siege.
Diesmal sah man sich vom Anpfiff weg im Hintertreffen. Während die Hausherren nervös und verunsichert wirkten und nie zu ihrem Spiel fanden, spielte sich Rapid in einen Rausch.
„Wir hatten eine super Taktik und Mattersburg zuerst kommen lassen. „Wir sind super reingestartet, haben die Chancen super herausgespielt und wunderbare Tore erzielt. Entscheidend war aber, dass wir eiskalt vor dem Tor waren“, freute sich Stefan Schwab im Gespräch mit LAOLA1.
„Das war eines SV Mattersburg nicht würdig“
Vor allem die frühe Führung durch einen abgefälschten Schuss von Florian Kainz ins Kreuzeck war der Dosenöffner.
Gerade über den ersten Torschützen des Tages und Philipp Schobesberger entwickelte Rapid über die Außénbahnen gegen die schlicht überforderte und inferiore Mattersburger Defensive immer wieder Gefahr.
„Das war eines SV Matterburg oder eines Bundesligisten nicht würdig“, musste selbst SVM-Kapitän Patrick Farkas ohne Umschweife zugeben.
Und der von Rapid umgarnte Karim Onisiwo meinte: „Keine Ahnung, was los war. Es war von Anfang an schwer gegen Rapid. Wir wollten eigentlich selbst auf Konter spielen, dann haben wir vier Tore aus Kontern bekommen. Ich weiß selber nicht, was los war.“
Erinnerungen an das 7:0 in Salzburg
War das 2:0 durch Stefan Stangl noch ein Kopfball nach einer Standardsituation, strahlte Rapid in weiterer Folge Spielfreude aus und ließ nie locker – anders als in den vergangenen Wochen.
„Das war ein tolles Spiel von meiner Mannschaft, wir haben den Fans tollen Fußball geboten. Mein Eindruck hat mich nicht getäuscht: Wir waren sehr frisch, agil und aktiv. Es hat Spaß gemacht, meiner Mannschaft zuzuschauen“, analysierte Rapid-Coach Zoran Barisic.
Mattersburg | Rapid | |
---|---|---|
Ballbesitz | 32,6% | 67,4% |
Zweikämpfe | 45% | 55% |
Eckbälle | 1 | 6 |
Torschüsse | 13 | 10 |
Torschüsse außerhalb Strafraum | 4 | 4 |
Torschüsse innerhalb Strafraum | 9 | 6 |
Kopfballchancen | 3 | 2 |
Abseits | 3 | 4 |
Fouls | 13 | 18 |
5:0 zur Halbzeit? Das war für viele Spieler im grün-weißen Lager Neuland. Nur Kapitän Steffen Hofmann erinnerte sich schnell an ein denkwürdiges Spiel.
„Seitdem ich Profi bin, erinnere ich mich nur an eines“, grinste der Deutsche und spielte auf das 7:0 gegen RB Salzburg am Ostersonntag der Meistersaison 2007/08 an.
Das tat Hofmann schon in der Pause kund. Diesmal reichte es aber „nur“ zu einem 6:1. Der guten Stimmung tat Patrick Bürgers Ehrentreffer kurz nach der Pause (52.) keinen Abbruch. Auch wenn Rapid in weiterer Folge einen Gang zurückschaltete.
Prosenik: „Fußball kann so einfach sein“
Unter den Torschützen waren auch zwei Mal Philipp Prosenik und Joker Matej Jelic zu finden. Diese bewiesen, dass Rapids zuletzt in der Kritik gestanden Stürmer doch treffen können.
„Selbstvertrauen bei den Stürmern ist wichtig. Wir haben zwei, die sehr gut für die Mannschaft arbeiten, denen zuletzt nicht so viele Tore gelungen sind, aber die beide Qualität mitbringen und uns in Zukunft helfen werden“, freute sich Hofmann für seine Vorderleute.
Auch Prosenik fiel nach seinem ersten Doppelpack ein Stein vom Herzen: „Das gibt natürlich enormes Selbstvertrauen. Es gibt Schlechteres als einen Doppelpack. Wir haben sehr flüssig, sehr gut abgestimmt gespielt. Wenn man zusammenspielt, kann Fußball so einfach sein. Das haben wir eindrucksvoll gezeigt.“
Mattersburg hatte hingegen nicht viel zu lachen. Vastic meinte: „Rapid hat in jedem Moment gewusst, was sie tun, uns herausgelockt und das beinhart ausgenützt. Wenn du zur Halbzeit schon 0:5 hinten liegst, wird es schwierig, noch an sich zu glauben.
„Das war Spielfreude, das war Spielwitz“
Des einen Leid war des anderen Freud. Und dieser Spaß am Spiel war Rapid an diesem Abend in Mattersburg anzusehen – mehr als in den vergangen Wochen auf Liga-Ebene.
„Das war Spielfreude, das war Spielwitz“, beschrieb Schwab die über viele Stationen herausgespielten Tore. Dabei trat jeder uneigennützig auf und spielte auch in aussichtsreicher Position noch quer.
Allen voran Florian Kainz, der neben seinen zwei Treffern auch noch zwei Tore auflegte. Das Wichtigste für alle war jedoch der Blick auf die Tabelle. Nach Austrias 1:1 gegen die Admira beträgt der Rückstand auf Platz eins nur mehr vier Punkte.
„Wir haben gewusst, dass wir die Partie gewinnen müssen, um vorne dranzubleiben“, meinte Prosenik. Und Schwab ergänzte: „Wir sind wieder bis auf vier Punkte am Tabellenführer dran, kein Grund zur Sorge.“
Diesen Kantersieg gilt es zu bestätigen. Ein gewaltiges Ausrufezeichen war dieses 6:1 aber allemal.
Alexander Karper