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SVM: Akademie- statt Liverpool-Spieler

Neuer starker Mann, neue Philosophie: So plant Mattersburg für die Zukunft.

SVM: Akademie- statt Liverpool-Spieler Foto: © GEPA

Beim SV Mattersburg weht seit dieser Saison ein vollkommen neuer Wind.

Nach dem freiwilligen Abgang von Robert Almer als Sportlicher Leiter und dem etwas kontroversen Ende von Klaus Schmidt als Trainer übt nun Franz Ponweiser beide Ämter aus.

Doch nicht nur personell gibt es Veränderung rund um das Pappelstadion, auch in der Vereins-Philosophie hat sich einiges getan. Dass Ponweiser zuvor Leiter der Mattersburger Akademie war, kann man als klares Indiz werten.

Im Gespräch mit LAOLA1 bestätigt der 43-Jährige den neuen Weg der Burgenländer: „Wir haben doch einen kleinen Umbruch im Kader gehabt. Wir haben sehr viele Ergänzungsspieler verloren, die sehr erfahren waren. Das haben wir mit jungen Spielern aufgefüllt.“

„Der Kader ist kleiner und schlanker geworden, ich bin aber fest davon überzeugt, dass wir nicht an Qualität verloren haben“, glaubt Ponweiser an die Stärken der Youngster.

Ein Spieler kommt noch

Mit Fabian Miesenböck (von Spartak Trnava) wurde bislang nur ein arrivierter Spieler geholt. Ein zweiter Neuzugang ist zwar noch geplant, doch auch in diesem Fall setzen die Mattersburger auf ein Talent.

„Wir haben natürlich vorne ein Potenzial, wo wir sagen, da könnten wir noch einen holen. Wobei wir schon einen jungen Spieler ins Auge gefasst haben und da hoffen wir, dass die bürokratischen Hürden bald aus dem Weg geräumt sind und wir den Spieler bald bei uns haben“, bestätigt Ponweiser das Interesse an einem Stürmer.

Konkret handelt es sich dabei um den 19-jährigen Victor Olatunji: „Er war schon bei uns. Er ist ein nigerianischer Spieler, der schon in der Slowakei war (zuletzt bei Zweitligist Podbrezova, Anm.). Da stehen wir kurz vor dem Abschluss.“

Akademie hat Vorrang

Ein solcher Transfer wird in Mattersburg allerdings nur noch vollzogen, wenn es keinen vergleichbaren Spieler in der Akademie gibt. Das beweist man nun auch bei Toni Gomes.

Der Portugiese hat seine Ausbildung bei Champions-League-Sieger Liverpool genossen und war zuletzt zum Probetraining im Burgenland. „Ein interessanter Spieler, auch vom Charakter. Ein Top-Bursche, der einige Tage bei uns verbracht hat. Er steht jetzt in der Warteschleife, wir sind uns noch nicht ganz sicher“, erklärt Ponweiser.

„Vor allem weil er bestimmt nicht auf Anhieb der Spieler ist, der uns 12-15 Tore vorne garantiert. Da muss man wirklich gut abwägen, ob man so einen Spieler dazu nimmt, wenn wir auf dieser Position auch ähnliche Spieler aus der eigenen Akademie haben“, lebt der Sportliche Leiter den neuen Weg.

Mit diesen Spielern ist zu rechnen

Für Ponweiser ist klar, dass einige der jungen Spieler im Kader in dieser Saison bereits viele Bundesliga-Minuten sammeln werden.

„Es gibt einige Spieler, mit denen zu rechnen ist. Sehr, sehr positiv überrascht hat uns alle der Stephan Schimandl, der extrem gute Fortschritte macht, richtig gut aufzeigt und enormen Druck auf alle anderen Spieler macht“, nennt er den 20-jährigen Mittelfeldspieler stellvertretend.

Doch auch bei anderen ist er optimistisch: „Aber auch die anderen Jungen, wie Michael Steinwender oder David Nemeth (beide Innenverteidiger, Anm.), der schon Minuten bekommen hat, sind richtig gut drauf. Wir haben mit Fabian Wollmuth auch schon einen 17-Jährigen hochgezogen, der bei den Amateuren noch Erwachsenen-Fußball-Luft schnuppern soll und muss. Aber bei den Trainings und auch bei den Spielen hat er schon recht solide Leistungen erbracht.“

„Von Spielern wie Christoph Halper und Julius Ertlthaler erwarten wir uns natürlich, dass sie die nächsten Schritte machen und zu Führungsspieler heranreifen“, fordert der Trainer.

Dass man nicht ausschließlich mit Jungspunden in die Saison starten kann, ist Ponweiser bewusst: „Klar ist das die Gefahr. Wir werden nicht so blauäugig sein und mit einer blutjungen Truppe von Beginn weg unser Heil in der Offensive suchen. Wir werden schauen, dass wir eine gute Mischung bekommen.“

Noch ein Abgang droht

Von den erfahrenen Spielern könnte sich einer noch verabschieden, nachdem bereits Leistungsträger Rene Renner den Weg zum LASK genommen hat.

„Es gibt vielleicht noch einen Spieler, über den ein Fragezeichen steht. Wenn der den Klub verlassen sollte, wird er 100%ig adäquat ersetzt werden“, würde wohl auch dieser Transfer Geld in die nicht allzu vollen Kassen des SVM spülen.

Um welchen Spieler es sich handelt, will Ponweiser auch auf Nachfrage nicht beantworten.

Stressige Vorbereitung

Wie die Mattersburger unter dem neuen Coach auftreten werden, ist nach der Vorbereitung schwer einzuschätzen, auch für Ponweiser selbst.

„Für mich war das auch eine sehr kurze Vorbereitungszeit, weil alles sehr rasch gegangen ist. Auch die Arbeit mit der Mannschaft geht nur wenige Wochen. Wenn man da etwas ändern möchte und etwas Neues probieren will, ist die Zeit sehr knapp. Im Grunde genommen bin ich mit den Fortschritten zufrieden“, so der Burgenländer.

Erschwerend hinzukommt, dass sich Ponweiser als Sportlicher Leiter auch um die Dinge Abseits des grünen Rasens kümmern muss. Sein Vorgänger Robert Almer, der zusätzlich auch als Tormann-Trainer fungierte, klagte über eine 80-Stunden-Woche.

„Das ist in Stunden schwer auszudrücken. Es ist intensiv, ganz klar, aber es ist ein Job, den man liebt. Sonst würde man nicht im Fußball tätig sein. Natürlich merke ich, wenn es mir ab und an zu viel wird, aber dann nehme ich mir meine Auszeiten“, so Ponweiser.

Zumal der 43-Jährige die Aufgaben auch gut verteilen kann: „Es ist bis jetzt gut zu schaffen, auch weil ich ein extrem großes Trainerteam habe. Wir ziehen da alle an einen Strang, die unterstützen mich extrem gut. Und auch von der Vereinsseite bekomme ich bei allen administrativen Sachen eine extreme Unterstützung.“

Es weht in Mattersburg eben ein völlig neuer Wind.

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