news

Sturms "magisches Viereck": Ilzers eigenes Ding

Dreieck? Sturm-Coach Ilzer will ein "eigenes Ding" erschaffen.

Sturms Foto: © GEPA

So richtig getaugt hat Jakob Jantscher im "Sky"-Interview die Frage, ob man Anderson Niangbo angesichts der schön herausgespielten Tore beim 3:0-Sieg in Klagenfurt in ein gemeinsames "magisches Dreieck" mit Kelvin Yeboah aufnehmen werde, nicht.

"Bei Sturm Graz von einem magischen Dreieck zu sprechen, ist ein bisschen schwierig, denn da hat es nur eines gegeben", grinst Jakob Jantscher.

Der 32-Jährige war selbst noch ein Kind, als Ivica Vastic, Hannes Reinmayr und Mario Haas in den 90ern die offensiven Leader einer von Trainer-Ikone Ivica Osim geprägten Sturm-Mannschaft waren, die nicht nur Fußball fürs Auge bot, sondern 1998 und 1999 auch die ersten beiden Meisterschaften der Vereins-Geschichte einfahren konnte.

Eine legendäre Ära in der steirischen Landeshauptstadt.

"Das magische Dreieck hat für mich eine große Bedeutung", betont Sturm-Trainer Christian Ilzer, "weil ich das selbst noch erlebt habe und mich der Fußball, der damals in Graz gespielt worden ist, fasziniert hat."

VIDEO - Sturms Fußball fürs Auge in Klagenfurt:

(Text wird unter dem Video fortgesetzt)

Ilzer: "Unser eigenes Ding erschaffen"

Mit seinen 44 Jahren ist Ilzer natürlich alt genug, um den Stellenwert der Herren Vastic, Reinmayr und Haas in der schwarz-weißen Historie richtig einzuordnen.

Magische Momente mit Haas, Vastic und Reinmayr
Foto: © GEPA

"Bei meiner Mannschaft vergisst man gerne, dass sie extrem jung ist und zum Teil noch gar nicht gelebt hat, als das magische Dreieck in Graz gezaubert hat", erinnert der Sturm-Coach.

Und dann gibt es aus Trainer-Sicht ja noch einen viel simpleren Grund, warum man derzeit nicht wirklich von einem "magischen Dreieck" sprechen kann:

"Wenn man genau hinsieht, haben wir mit einem Viereck gespielt, weil wir die Raute immer ein bisschen verdrehen und die Offensive aus Sarkaria, Niangbo, Jantscher und Yeboah bestand. Wir werden unser eigenes Ding erschaffen, und das geht nicht in Richtung Dreieck, sondern Viereck."

Niangbo ist seine Rolle "passiert"

Manprit Sarkaria in diese Erzählung mitaufzunehmen, spiegelt die Herbst-Saison korrekt wider. Während der Neuzugang von der Austria vor allem als Torschütze recht flott aufzeigte, brauchte mit Niangbo die Leihgabe vom KAA Gent ein bisschen Anlaufzeit.

Nach der Verletzung von Otar Kiteishvili entpuppte sich der 22-Jährige jedoch als tauglicher Ersatz.

"Vom WAC hat man ihn noch als Stürmer gekannt. Bei Gent hat er meistens am Flügel gespielt, dort war er eher unglücklich. Wir haben ihn eher als Stürmer geholt", erläutert Ilzer und meint weiter:

"Ich habe jedoch schnell gesehen, dass er enorme Qualitäten im Spielverständnis und im Lösen enger Situationen hat, sich sehr gut mit dem Ball bewegt und sehr gut Räume findet. Mit dem Ausfall von Kiteishvili ist ihm diese Rolle am Anfang auch passiert, aber wir haben gesehen, dass er sie ausüben kann."

Wie lange bleibt das Viereck zusammen?

Um wirklich generationenübergreifend als "magisches Drei-/Viereck" wahrgenommen zu werden, ist ein entscheidender Aspekt, dass man über einen längeren Zeitraum gemeinsam der Arbeit nachgeht.

Dass Jantscher, Sarkaria, Niangbo und Yeboah länger als eine Saison zeitgleich beim SK Sturm angestellt sind, ist indes unwahrscheinlich.

Damit ist logischerweise nicht nur die auslaufende Niangbo-Leihe gemeint, sondern auch die heiße Transfer-Aktie Yeboah.

Wenn es für Sturm - aus sportlicher Sicht - ganz blöd läuft, wird es am Ende gar nur ein halbjähriges Viereck gewesen sein. Denn gänzlich ausschließen kann man nicht, dass für den Stürmer schon im Winter ein Angebot hereinschneit, das sowohl Verein als auch Spieler nicht ablehnen können.

Wenn Yeboah weiter alles richtig macht...

Ilzer hofft darauf, dass Yeboah seine Zukunft weiterhin sorgfältig plant:

"Bis jetzt macht er in seiner Karriere alles richtig. Er hatte die Geduld, bei der WSG Tirol in Wattens zu reifen, hat dort Zweitliga-Erfahrung gesammelt und nach dem Aufstieg Bundesliga gespielt. Zum richtigen Zeitpunkt hat er den für ihn passenden Schritt zu Sturm Graz gemacht. Er war bei uns schnell in der Mannschaft etabliert und hat schon vergangenes Frühjahr in der Meistergruppe seine Wichtigkeit unter Beweis gestellt."

"Kelvin Yeboah ist natürlich jemand, der aufgrund seines Alters und seiner Spielweise Aufmerksamkeit erregt. Bis jetzt hat er alles richtig gemacht. Wenn er weiter alles richtig macht, bleibt er im Frühjahr noch bei Sturm Graz."

Christian Ilzer

Im laufenden Herbst erzielte der 21-Jährige zwar 14 Pflichtspiel-Tore (11 davon in der Liga), hat jedoch erstmals in seiner Karriere Dreifachbelastung miterlebt. Mit diesem intensiven Spielrhythmus habe auch er zu kämpfen gehabt, wie Ilzer betont.

Die Ansage des Coaches: "Er ist natürlich jemand, der aufgrund seines Alters und seiner Spielweise Aufmerksamkeit erregt. Bis jetzt hat er alles richtig gemacht. Wenn er weiter alles richtig macht, bleibt er im Frühjahr noch bei Sturm Graz."

Yeboah "angefressen" auf Ilzer

Dass Yeboahs Reifeprozess noch nicht abgeschlossen ist, liegt auf der Hand. "Ich weiß, dass es für ihn sehr wichtig wäre, bei Sturm zu bleiben, aber natürlich spielen immer wieder andere Faktoren rein", sagt Ilzer.

Sollte der italienische U21-Nationalspieler im Frühjahr ausgeruhter auf die Konkurrenz losgelassen werden, könnte dies in eine noch bessere Torausbeute münden.

In Klagenfurt hatte Yeboah nach dem 45-Minuten-Einsatz gegen Monaco die nötige Frische und durchaus auch noch Lust auf mehr, wie Ilzer schmunzelt:

"Mit dem Abseitstor hat er ja eigentlich sogar zweieinhalb Tore gemacht. Er war dann richtig angefressen auf mich, weil ich ihn ausgetauscht habe. Er hätte gerne noch ein drittes gemacht. Er ist sehr ehrgeizig."

Sturms Fußball kommt Jantscher zu Gute

An Ehrgeiz mangelt es auch dem "Chef" des Vierecks nicht. Mit Tor und Assist in Klagenfurt beendet Jantscher den Herbst mit famosen 15 Treffern und 14 Vorlagen in 29 Pflichtspielen.

"Ich bin froh, dass ich der Mannschaft so helfen konnte. Das System, so wie wir Fußball spielen, kommt mir zu Gute, deswegen funktioniert es momentan auch so gut", strahlt der Routinier.

In den letzten Wochen habe man es nicht immer einfach gehabt: "Aber wir haben gezeigt, dass wir charakterlich eine wirklich super Einstellung haben."

Im Frühjahr werde man nun "voll angreifen". Möglicherweise sichert man sich ja mit weiterer Magie einen fixen Platz in der Sturm-Historie.

Kommentare