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El Maestro: Ausraster "Teil der Fußballkultur"

Sturm-Trainer begründet Tirade gegen Schiri mit einem Jahrhundert "Fußball-Kultur":

El Maestro: Ausraster Foto: © GEPA

Nestor El Maestro hat aktuell viel Erklärungsbedarf.

Vor dem Bundesligaspiel gegen den TSV Hartberg am Sonntag (17:00 Uhr im LAOLA1-LIVE-Ticker) muss sich der Trainer des SK Sturm sowohl für seinen Ausraster bei der 1:5-Niederlage gegen Red Bull Salzburg (Alle Infos >>>) als auch die schwachen Leistungen seiner Mannschaft in der Meisterrunde rechtfertigen.

Der 37-Jährige sagt zu seiner Tirade gegen Schiedsrichter Harald Lechner, dass diese "inakzeptabel, nicht zu entschuldigen" sei, betont aber gleichzeitig: "Groß außergewöhnlich war sie aber nicht. Viel anders als die Gelbe Karte für meinen Trainerkollegen fünf Minuten davor, in dem was gesagt wurde, eben auch nicht." Salzburg-Trainer Jesse Marsch hatte kurz vor dem Ausschluss El Maestros Gelb wegen Meckerns bekommen

Seine Rote Karte sei "sehr bedauerlich", so der Cheftrainer der Grazer

Auch vereinsintern wurde El Maestros Verhalten gegen die Salzburger thematisiert. "Ist mir klar, dass die Klub-Führung nicht einverstanden ist mit derartigem Verhalten? Ja, absolut. Wurde mir das deutlich kommuniziert? Ja. Habe ich mich beim Schiedsrichter, der Öffentlichkeit und bei den Klub-Verantwortlichen entschuldigt? Ja. Mir wurde jetzt nicht auf die Hände geschlagen wie einem Schüler 1970 in England. Es gab auch keine Geldstrafe", berichtet der Coach.

El Maestro: "Das ist Teil der Fußballkultur"

Die Ausfälligkeit des Anglo-Serben werde nur thematisiert, weil aufgrund der Coronakrise nur Geisterspiele stattfinden können und Außenstehende aufgrund der fehlenden Stimmung solche Aussagen mitbekommen können, so die These El Maestros.

Der Cheftrainer der Grazer hatte kurz nach dem Spiel davon gesprochen, dass er mit seiner verbalen Attacke Einfluss auf die Entscheidung des Unparteiischen nehmen wollte, der ein Foul von Majeed Ashimeru mit der gelben Karte ahndete. Laut El Maestro gab es genügend Spiele, "wo Schiedsrichterentscheidungen häufig reklamiert wurden, manchmal ist das einfach Frust, manchmal ein Versuch die Entscheidung, weil nicht klar ist ob Gelb oder Rot, oder eine zukünftige Entscheidung ein bisschen zu beeinflussen."

"Das machen übrigens tausende von Leuten auf den Rängen bei jedem Spiel in Europa. Beim Handspiel wird seit 120 Jahren 'Hand' geschrien, in der Premier League und sonstwo", argumentiert der 37-Jährige. "Ob das gut ist für den Fußball, kann man natürlich diskutieren, aber es ist einfach Teil der Fußballkultur."

(Text wird unter dem Video fortgesetzt)

Trainer im Spiel nur Motivator 

Am Freitagabend ist der Sturm-Coach vom Senat 1 der Bundesliga mit einer Funktionssperre von vier Spielen plus einer Geldstrafe in Höhe von 2.000 Euro belegt worden.

In den kommenden vier Spielen wird wohl stattdessen sein jüngerer Bruder Nikon El Maestro das Coachen an der Seitenlinie übernehmen.

"Leider oder zum Glück habe ich damit ein bisschen Erfahrung aus der Vergangenheit. Es ist leider ein bisschen mehr Arbeit für mich persönlich. Man muss halt fünf oder sechs Stunden mehr in der Vorbereitung des Spiels bringen", erzählt El Maestro.

Der Aufwand muss betrieben werden, um den Trainerstab entsprechend vorzubereiten. "Jedes Detail muss herausgearbeitet werden und jede Eventualität muss vorher genau besprochen sein, mit der Mannschaft und mit meinem Trainerteam, was normalerweise nicht der Fall ist. Diese Vorbereitung findet dann nur für mich statt."

Dass sein Fehlen das bereits mehr als mäßige Sturm-Spiel noch verschlechtert, glaubt El Maestro nicht. Der Trainer nehme während des Spiels nur eine motivierende Rolle ein, außerdem habe sein Bruder Nikon "das immer ganz gut gemacht".

Der Engländer kann seinem neugewonnenen Tribünenplatz auch positive Aspekte abgewinnen. "Es gibt kleine Vorteile, man sitzt weiter oben, man ist im Grunde genommen etwas ruhiger und vielleicht ein bisschen sachlicher analysierend."

Meister Hartberg, Sturm Zweiter? "Nehme ich jedes Jahr"

Mit einem Sieg könnte Hartberg den Vorsprung in der Tabelle auf die Grazer auf sieben Punkte ausbauen, die Kräfteverhältnisse in der "grünen Mark" wären wohl einzementiert. Die Nummer eins der Steiermark zu sein, hat für El Maestro hingegen sowieso keine Bedeutung.

"Der Wettbewerb an dem ich teilnehme, ist die österreichische Bundesliga und da ist mir extremst bedeutsam, fast lebenswichtig, wie wir in dieser Liga am Ende abschneiden. Aus welchen Regionen die Vereine, die vor oder hinter uns stehen, kommen, ist wirklich völlig unwesentlich", erläutert der Sturm-Trainer, der mit dem folgenden Beispiel wohl dem einen oder anderen Fan der "Blackies" vor den Kopf stößt.

"Wenn mir jemand aktuell anbieten würde, dass Hartberg Meister wird und wir Zweiter: Das nehme ich jedes Jahr."

Das Duell mit den fünftplatzierten Hartbergern sieht er jedenfalls nicht als Derby: "Ich bin ein bisschen Fußballromantiker, man kann natürlich sagen: Sturm Graz gegen Juventus wäre ein Schwarz-Weißes Derby aber ich glaube, die Leute aus Turin empfinden das nicht so. Ein Derby ist etwas, was mit einem Jahrhundert Fankultur und Geschichte zu tun hat. Und für Sturm Graz gibt es, soweit ich weiß, nur ein Derby und das ist gegen den GAK."

Das Grazer Stadtderby hatte laut El Maestro zwar nicht das Gewicht von River Plate gegen Boca Juniors oder dem "Old Firm" in Glasgow, dennoch könne man "diese hundert Jahre Geschichte nicht einfach wegwischen".

Der 37-Jährige trifft keine speziellen Vorbereitungen vor der Partie gegen Hartberg, seien doch alle Spiele gleich wichtig für El Maestro. Dennoch sieht auch der Sturm-Trainer ein richtungsweisende Begegnung für beide Mannschaften. "Dieses Spiel ist für beide Vereine brisanter als sonst. Kann man das Spiel mit einem Endspielcharakter vermarkten? Absolut."

Lob für die "Wundertüte"

Dennoch äußert sich El Maestro sehr lobend über die kommende Aufgabe. Für ihn seien die Oststeirer "eine sehr interessante Truppe", die "viele interessante Fragen" aufwerfe.

"Die Mannschaft ist von der Ergebnisdynamik her ein bisschen eine Wundertüte. Sollte man oben mitspielen, wie Sturm, Austria oder Rapid, dann ist der Begriff absolut negativ. Weil man braucht eine Konstanz in den Ergebnissen. Ist man eher ein kleinerer Verein, so wie Hartberg wahrgenommen wird, ist der Begriff ein Lob. Das heißt, sie sind vielleicht nicht jede Woche, aber immer wieder für eine Riesen-Überraschung gut", erläutert der Sturm-Trainer.

Zwar kassiere die Mannschaft von Trainer Markus Schopp "hin und wieder hohe Niederlagen und eine Menge an Gegentoren", aber diese lasse sich davon laut El Maestro nicht beeinflussen und schafft "extrem viele außergewöhnliche Ergebnisse. Unentschieden zu spielen in Hütteldorf vor 20.000 ist außergewöhnlich für Hartberg. Den WAC zu schlagen, nach Rückstand, außergewöhnlich."

Einen Grund dafür sieht er in der guten Arbeit der Hartberger, andererseits atterstiert El Maestro dem Fünften der Meistergruppe viele "phlegmatische" Spieler zu haben. "Ein bisschen philosophisch, aber ich glaube phlegmatische Spieler werden bei größeren Vereinen nicht geduldet, weil per Definition bringen sie keine konstanten Leistungen und das wird zum Beispiel bei Rapid einfach nicht geduldet. Du musst es jede Woche auf den Platz bringen. Aber für einen Verein wie Hartberg ist das absolut das Richtige."

El Maestro streicht Rajko Rep, Dario Tadic und Jodel Dossou heraus und meint: "Sie bringen es nicht jede Woche, aber an einem guten Tag sind diese Jungs absolut gut genug für jeden Verein in Österreich zu spielen und diese Saison bringen sie ihre große fußballerische Qualität häufiger auf den Platz als nicht."

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