"Aus meiner Sicht ein verdienter Sieg. Das ist eine Erleichterung für uns alle."
Das sind Oliver Lederers Worte nach dem 1:0-Heimsieg des SKN St. Pölten gegen die Wiener Austria in der 17. Runde. Dieser stellt den ersten Saisonsieg der Wölfe dar - inklusive Cup blieben die St. Pöltner saisonübergreifend 20 Pflichtspiele am Stück ohne Sieg.
Austria-Trainer Thorsten Fink gab zu: "Der Sieg von St. Pölten war verdient. Wie wir aufgetreten sind, war nicht zufriedenstellend. Das ist auch unserer schwierigen Personalsituation geschuldet, das darf natürlich aber keine Ausrede sein."
Für die Niederösterreicher soll es nun richtig losgehen.
"Jetzt müssen wir gegen die Admira nachlegen, daran werden wir hart arbeiten. Es ist nur ein erster kleiner Schritt. Wir werden jetzt auch nicht mit breit strahlendem Gesicht durch St. Pölten rennen. Aber es war wichtig, endlich einmal zu gewinnen", so der 39-jährige Trainer des SKN bei "Sky".
Sieg-Torschütze Dominik Hofbauer: "Das war ein sehr wichtiger Sieg für uns. Ich hoffe, dass es einen gewissen Befreiungsschlag geben wird. Aber das ist erst der Anfang, wir müssen weiter hart arbeiten."
Der Sieg der "Wölfe" war auch insofern wichtig, um nicht den schlechtesten Saisonstart seit Vorwärts Steyr hinzulegen.
SKN schrammt an Geschichtsbüchern vorbei
Hätte der SKN gegen die Austria und die Admira nicht mindestens zwei Punkte geholt, wäre nur eine Mannschaft schlechter als die St. Pöltner nach der ersten Halbzeit der Bundesliga-Saison gewesen: Vorwärts Steyr in der Saison 1995/96.
Die Oberösterreicher holten nach 18 Spielen nur mickrige drei Punkte, kassierten damals 51 Gegentore. Erwähnt werden muss, dass offiziell der GAK aus der Saison 2006/07 den schlechtesten Saisonstart aller Zeiten mit -9 Punkten hingelegt hat.
Den Grazern wurden zu Saisonbeginn allerdings 28 Punkte abgezogen, nach 18 Spielen hätten die "Roten" normalerweise 19 Punkte zu Buche stehen gehabt, sportlich also weit entfernt vom schlechtesten Saisonstart.
Bisheriger Punktelieferant SKN
Ähnlich wie die Steyrer der Saison 95/96 sind die St. Pöltner der Gegenwart gern gesehene Gegner. Der Wolfsberger AC und die Admira konnten jeweils einmal nur ein Unentschieden gegen den SKN einfahren. Mattersburg musste sogar in beiden Spielen mit nur jeweils einem Punkt vorlieb nehmen. Gegen die Austria gelang den "Wölfen" nun der erste Sieg.
Vorwärts Steyr legte seinerzeit zu Beginn eine Niederlagenserie von zehn Spielen zu Saisonstart hin, holte in den darauffolgenden drei Partien alle drei Hinrunden-Punkte. Die Wiener Austria, der GAK und der FC Tirol mussten damals gegen die Oberösterreicher Punkte liegen lassen. In der 14. Runde gegen die Admira ging die Punkteserie bis zur Rückrunde zu Ende.
Obwohl im Kader des SKN St. Pölten fünf Mittelstürmer stehen, hat der Klub aus der niederösterreichischen Landeshauptstadt erst elf erzielte Treffer zu Buche stehen. Hätten die Niederösterreicher gegen die Austria und die Admira keinen Treffer erzielt, hätte man auch in diesem Aspekt Geschichte negativer Natur geschrieben.
Nur der Wiener Sportclub aus der Saison 1993/94 erzielte weniger Tore nach der Hinrunde. Bis auf den LASK musste jedes andere Team gegen den SKN ein Gegentor einstecken. In sieben der 17 Hinrunden-Partien konnten die "Wölfe" keinen Treffer erzielen. Der Sportclub konnte damals in zehn Spielen kein Tor erzielen.
Schießbude Vorwärts Steyr
Die Oberösterreicher kassierten in ihrer Negativ-Saison 95/96 ganze 51 Tore in 18 Spielen. Nur gegen die Wiener Austria in Runde elf konnten die Steyrer die Null halten. Im Gegensatz dazu erscheint der SKN wie ein Abwehrbollwerk. Torhüter Christoph Riegler musste in den ersten 17 Spielen "nur" 36 Mal hinter sich greifen. Drei Mal blieb der SKN-Torwart ohne Gegentor.
Vorwärts Steyr gilt generell als Meister der schlechten Saisonstarts. Die Oberösterreicher halten den schlechtesten und auch den zweitschlechtesten seit Wiedereinführung der Zehner-Liga. Unter den "Top 10" der miesesten Saisonstarts ist der nächste Gegner des SKN allerdings Spitzenreiter.
Die Hinrunden 97/98, 01/02, 05/06, und 94/95, damals noch als VfB Mödling, schaffen es alle unter die zehn schlechtesten Hinrunden seit der Wiedereinführung der Bundesliga. Steyr legte wie erwähnt zwei Mal einen Fehlstart hin, Austria Kärnten in der Saison 09/10, der LASK in der Saison 10/11, Altach in der Saison 08/09 und der SKN aus der aktuellen Saison runden aktuell die "Top 10" aus.
Eigentlich ist der Saisonstart von Sturm Graz in der Saison 06/07 schlechter als jener der Altacher, doch den Grazern wurden 13 Punkte vor Saisonstart abgezogen.
Nur Vorwärts ohne Sieg
Dank des Sieges gegen die Austria bleibt Vorwärts Steyr die einzige Mannschaft, die nach der Hinrunde ohne Sieg geblieben ist. Die Steyrer konnten auch in der Rückrunde der Saison 95/96 keinen vollen Erfolg feiern.
Steyr holte in den letzten 18 Runden genauso wenige Punkte wie in den 18 Spielen davor, nämlich drei. Gegen Sturm Graz, die SV Ried und erneut die Wiener Austria konnten die Oberösterreicher eine Niederlage in der Rückrunde vermeiden.
Austria Wien bekleckerte sich auch gegen Vorwärts Steyr in der Saison 95/96 nicht mit Ruhm. Die Veilchen sind die einzige Mannschaft, welche gegen Steyr zwei Mal Punkte abgeben musste und konnte als einziges Team keines der beiden Heimspiele gegen die Oberösterreicher gewinnen.
Auch gegen den SKN St. Pölten der Gegenwart leistete sich die Austria nun einen Aussetzer.
Mieser Saisonstart und jetzt?
Doch endet ein dermaßen schlechter Saisonstart automatisch mit dem Abstieg?
Wenig überraschend mussten alle zehn Mannschaften, welche in den "Top 10" der schlechtesten Saisonstarts vertreten sind, den Gang in die Zweitklassigkeit antreten. St. Pölten kann diesen "Top 10" mit einem Sieg gegen die Admira noch entkommen.
Die Mattersburger, welche in der Saison 2016/17 die Hinrunde mit elf Punkten beendet hatten, sind derzeit die Mannschaft mit dem schlechtesten Saisonstart, welche sich dennoch in der Liga halten konnte.
Der SKN St. Pölten kann allerdings aufatmen. Die Mannschaft von Oliver Lederer wird nach 36 Runden nicht absteigen, zumindest nicht sofort.
Sollten die "Wölfe" nicht eine rasante Aufholjagd starten, müssen die Niederösterreicher in der Relegation ihre Bundesligatauglichkeit gegen den Dritten der Ersten Liga unter Beweis stellen. Einen Beweis, den der SKN St. Pölten in den ersten 16 Runden definitiv nicht erbracht hat.