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Altach sucht Profis mit "Wiener Gretzn-Mentalität"

Schritt für Schritt für Schritt. Sportdirektor Roland Kirchler baut den Kader des SCR Altach um. Warum er nun an Typen wie Didi Kühbauer oder Andy Ogris denkt.

Altach sucht Profis mit Foto: © GEPA

Christian Möckel, Werner Grabherr, Georg Festetics, seit Sommer 2023 Roland Kirchler - von Kontinuität auf der Position des Sportchefs kann man beim SCR Altach in den 20ern nicht sprechen.

Bisher.

Denn logischerweise ist Kirchler mit der Motivation angetreten, im Ländle etwas Längerfristiges aufzubauen.

Zumindest denkt der Tiroler perspektivisch und somit schon an die Übertrittsperiode im Sommer, die dann gleichzeitig seine dritte Transferzeit in Amt und Würden darstellen wird.

Ein Typ wie Kühbauer oder Ogris soll her

"Das wäre dann der dritte Schritt, nach dem man schon ein anderes Gesicht der Mannschaft erkennen kann", sagt Kirchler im Gespräch mit LAOLA1.

Schließlich habe man dann die Chance, weitere Akteure mit auslaufendem Vertrag "mit besseren Spielern" zu ersetzen.

"In Tirol nennen wir es einen Sturschädl. Solche Spieler braucht man in einer Mannschaft, denn wir sind fast noch zu brav."

Roland Kirchler

Und diesbezüglich schwebt dem 53-Jährigen ein ganz konkretes Profil vor: Zumindest ein echter Typ würde diesem Kader noch gut tun.

"Wir suchen einen Spieler, der auch in Drucksituationen nicht die Nerven verliert, ein bisschen das Freche mit auf den Platz bringt - diese Wiener Gretzn-Mentalität, wenn ich das so sagen darf, so wie sie früher Didi Kühbauer oder Andreas Ogris hatten. In Tirol nennen wir es einen Sturschädl. Solche Spieler braucht man in einer Mannschaft, denn wir sind fast noch zu brav."

Auch mal mit Schiedsrichtern, Gegenspielern oder dem Publikum anlegen

Soll heißen, einen Charakter, wie ihn Kirchler selbst in der aktiven Karriere dargestellt hat?

"Ich war auch ein Typ, aber nicht so aggressiv. Ich bin eher über meine Lauf- und Kampfstärke gekommen. Wir brauchen einfach Typen, die vorangehen, sich auch einmal mit einem Schiedsrichter, einem Gegenspieler oder dem gegnerischen Publikum anlegen. Spieler, die einfach resistent sind, bei denen man am Platz die Persönlichkeit sieht. So etwas fehlt uns - und wahrscheinlich nicht nur einer, sondern ein zweiter oder dritter dazu. Solche Spieler nehmen ja auch die Leute mit."

Die Problematik bei der Suche kann man erahnen.

"Solche Typen sind bei allen Mannschaften gefragt, nicht nur bei uns, und sind daher extrem schwer zu finden", so Kirchler.

Der eine oder andere Tausender mehr

Vielleicht wächst Deadline-Day-Verpflichtung Pascal Estrada in die Rolle des gesuchten Typen. Die Verpflichtung des U21-Teamspielers ab der kommenden Saison war bereits länger fix. Nun erfolgte eine Einigung mit Olimpija Ljubljana bezüglich eines vorzeitigen Transfers.

"Ich habe mit unserem Geschäftsführer Christoph Längle schon öfter über das Thema gesprochen, dass wir irgendwann vielleicht den einen oder anderen Tausender mehr in die Hand nehmen, um spezielle Spieler zu bekommen."

Roland Kirchler

Altach bedient sich üblicherweise zumeist am Markt der ablösefreien Spieler, dies gilt auch für den Großteil der 17 von Kirchler im Zuge des Kaderumbaus neu zu den Vorarlbergern gelotsten Akteure.

"Aber ich habe mit unserem Geschäftsführer Christoph Längle schon öfter über das Thema gesprochen, dass wir irgendwann vielleicht den einen oder anderen Tausender mehr in die Hand nehmen, um spezielle Spieler zu bekommen, die das Niveau der Mannschaft heben", grinst Kirchler.

Beim SCRA wurde in den vergangenen Jahren die Infrastruktur bemerkenswert weiterentwickelt, was man gar nicht genug loben kann.

Stein und Bein

Kirchler war als Spieler von Jänner 2007 bis Sommer 2008 in Altach aktiv und erinnert sich, dass es damals einen Platz ohne Rasenheizung und einen "katastrophalen Trainingsplatz" gegeben habe.

Seither ist viel geschehen, und es folgen weitere Maßnahmen. Erst Mitte Jänner wurde bekannt gegeben, dass zusätzliche 15 Millionen Euro in die Infrastruktur investiert werden.


Geld für "Stein statt Bein" ist ein Spruch, der Sportchefs zumeist nicht vollinhaltlich gefällt, wobei es am Ende ohnehin ein Vergleich von Äpfeln und Birnen ist.

"Man kann nicht sagen: 'Da habt's zwei Millionen und jetzt müsst ihr in den Top 6 mitspielen.' So leicht spielt sich das im sportlichen Bereich nicht. Da ist es leichter, einen Campus oder Business-Club zu bauen", verdeutlicht Kirchler.

Finanzielle Fehlentscheidungen sind nicht drin

Entwickelt sich der Verein in die richtige Richtung, geht im Idealfall beides Hand in Hand.

Gelingt im Sommer sportlich der erhoffte nächste Schritt, will man laut Kirchler um den Strich herum mitspielen.

Dass Investments auf diesem Weg wohl überlegt sein und sitzen müssen, ist dem Tiroler bewusst:

"Wir sind ein kleiner Verein, der jeden Cent doppelt und dreifach umdreht, damit er gut investiert ist. Große Fehlentscheidungen dürfen wir beim SCR Altach nicht machen. Denn wir haben nicht das Geld, um Fehler mit weiterem Geld auszubessern."

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