Für Trainer Goran Djuricin beginnt eine richtungsweisende Phase, um den SK Rapid wieder in höhere Gefilde zu befördern.
Vergangenes Jahr reichte es nur zu Platz 3, ohne Europa League. Dieses Jahr will man in die Gruppenphase, und das Umfeld fordert auch in der Liga eine Verbesserung.
Aufgrund einiger personeller Rochaden und Neuzugänge wird sich auch am Spiel einiges ändern, Djuricin ist taktischen Veränderungen nicht abgeneigt: "Es gibt genug zu trainieren."
WM-Erkenntnisse fließen dabei mit ein.
Mit Knasmüllner wird es Veränderungen geben
Mit Christoph Knasmüllner hat Rapid etwa einen spielstarken, torgefährlichen Mittelfeldspieler geholt, der von den Grün-Weißen auch klar als Zehner bzw. Achter angesehen wird. Somit ist er kein Eins-zu-Eins-Ersatz für den zum 1. FC Köln gewechselten Louis Schaub.
Viel deutet darauf hin, dass der Ex-Admiraner die Hoheit in der Zentrale einnehmen wird und der im Frühjahr herausragende Thomas Murg auf rechts wandert. Nur eine von mehreren neuen Möglichkeiten, die sich den Grün-Weißen bieten.
"Das bringt automatisch Umstellungen mit sich, wenn du keinen Louis Schaub mehr in der Mannschaft, sondern eventuell einen Rechtsfuß auf der rechten Seite hast. Dann brauch' ich als Trainer gar nicht mehr viel sagen, weil der wird automatisch eher nach außen gehen und über die Flanken kommen. Solche Dinge kommen oft von allein", überrascht der Rapid-Trainer.
"Wir werden natürlich unsere Philosophie fortführen"
Eine komplett neue Ausrichtung wird es jedoch nicht geben. Schließlich hat sich Rapid erst mit Fortlauf der abgelaufenen Saison an die vorgegebene Spielweise gewöhnt und damit erste Erfolge erzielt.
Deshalb hält Djuricin fest: "Wir werden natürlich unsere Philosophie fortführen, die wir seit Winter begonnen haben. Wir wollen schauen, dass wir noch effizienter werden. Ich glaube, mit 26 Stangen- und Lattenschüssen sind wir in Europa wahrscheinlich ganz oben dabei. Das ist natürlich eine Top-Sache! Aber es bringt nichts, wenn du keine oder zu wenige Tore schießt. Wir haben auch zu viele bekommen, daran werden wir unbedingt arbeiten müssen."
Über die Neuzugänge zeigt sich der 43-jährige Wiener erfreut, mit Andrija Pavlovic und Manuel Martic waren zwei beim Trainingsauftakt dabei, Christoph Knasmüllner und Marvin Potzmann steigen kommende Woche ein.
So denkt Djuricin über die bisherigen Neuzugänge:
Andrija Pavlovic: "Er ist ein sehr interessanter Spieler, ein Linksfuß, der weiß, wo das Tor steht. Er ist ein sehr intelligenter Spieler."
Manuel Martic: "Wir haben ihn geholt und ihm gesagt, dass er der Backup für Dejan Ljubicic sein wird. Auf der anderen Seite hat er so viel Selbstvertrauen – was uns freut –, dass er sagt, er nimmt es auch mit Ljubicic auf. Das ist natürlich herzlich willkommen! Wir haben ihn geholt, weil er einen anderen Typ darstellt. Er ist sehr, sehr groß, kopfballstark und hat einen wuchtigen Schuss. Ich glaube, dass es wichtig ist, die Balance zu finden, dass du nicht nur die gleichen Spielertypen hast. Mit ihm haben wir einen, den wir bisher nicht in unserem Kader hatten. Ich glaube, dass seine Verpflichtung sehr wichtig war."
Marvin Potzmann: "Er ist einer, der sich irrsinnig entwickelt hat die letzten zwei Jahre. Wir holen einen Teamspieler – da gibt es nichts Besseres für österreichische Verhältnisse. Einer, der mehrere Positionen spielen kann, ein positiver Typ ist und eine super Einstellung hat – also auf den freuen wir uns sehr."
Christoph Knasmüllner: "Mit ihm haben wir einen, der spielerisch voriges Jahr gezeigt hat, was er drauf hat und der mit den meisten Scorerpunkten im Rücken nach England gewechselt ist. Dort konnte er sich leider nicht durchsetzen, aber ich denke, dass er eine große Stütze sein wird. Auch er ist so ein Spieler, den wir bisher nicht hatten, der so torgefährlich ist und der das Auge hat für den letzten Pass, was sehr wichtig ist und der nicht nur Zehner, sondern auch Achter spielen kann. Mit ihm haben wir einen Spieler gewonnen, der sehr viel Qualität für österreichische Verhältnisse mitbringt."
"Von der WM kann man sich sicher einiges abschauen"
Wie derzeit wohl alle Fußballbegeisterten, verfolgt auch Djuricin begeistert die WM. Welche Trends ihm besonders aufgefallen sind und ob auch etwas Brauchbares für Rapid dabei ist?
"Die WM ist sehr interessant, weil du von A bis Z alles siehst. Ich sehe, wie Brasilien mit sieben Spielern in die eigene Hälfte kommt, wo du als Gegner dann natürlich ganz schwer Zugriff bekommst. Eine ganz interessante Variante! Ich sehe, dass Deutschland zu dritt aufbaut und ich glaube, zehn bis zwölf Sekunden das Zentrum überhaupt nicht besetzt ist, also nicht einmal ein 3-1 sondern ein 3-0-Aufbau, wo sie dann im letzten Moment kommen. Wir sind glaube ich einmal dafür kritisiert worden, weil wir sechs Sekunden das Zentrum nicht besetzt haben. Ich habe bei Deutschland zehn Sekunden gezählt. Das ist nur ein Beispiel! Es ist alles dabei, sehr, sehr interessant, alles hat so seine Vor- und Nachteile. Und man kann sich sicher einiges abschauen."
Ein Aufbau mit kaum einer Absicherung, die schon Jerome Boateng nach Deutschlands 0:1 gegen Mexiko kritisierte? Wohl eher nicht. Welche Mannschaft Djuricin bisher überrascht bzw. enttäuscht haben?
"Wir wissen alle, dass Deutschland jetzt nicht so gespielt hat, wie wir uns das erhofft haben. Sie haben sehr viele Ballfehler gehabt, was sehr verwunderlich ist. Aber ich traue ihnen zu, dass sie jetzt den Schalter umlegen können, das ist trotzdem eine Top-Mannschaft. Von Brasilien war nach nach dem 3:0 gegen Österreich fasziniert. Sie haben dann gegen die Schweiz eine Halbzeit gut gespielt, eine Halbzeit eher nicht so gut. Das hängt dann auch von der Tagesverfassung einiger Mannschaften ab. Ich sage, es werden sicher noch einige Überraschungen kommen."
VIDEO: Austria-Coach Thomas Letsch und Rapid-Trainer Goran Djuricin über ihre bisherigen WM-Erkenntnisse: