Kann ER Rapids Stürmer-Sorgen lösen?
Joelinton ist weg, Giorgi Kvilitaia mit einem Knöchelbruch noch länger verletzt und weitere Stürmer-Verpflichtungen sind erst in der Pipeline und noch nicht endgültig fixiert.
Somit ist Neuzugang Andrija Pavlovic aktuell der einzig fitte Angreifer, der den Grün-Weißen zur Verfügung steht. Vom FC Kopenhagen gekommen, will der 24-jährige, großgewachsene Serbe bei Rapid durchstarten.
"Ich verspreche gar nichts! Ich bin ein Stürmer, jeder erwartet Tore von mir. Ich bin der Erste, der das von mir erwartet. Ich kann nur sagen, dass ich jedes Mal hundert Prozent geben werde, wenn ich rausgehe und dass ich mich voll reinhauen werde. Ich denke, dass ist die Art, wie jeder Spieler spielen sollte, der etwas Großes erreichen will."
Der Neuzugang scheint sich in Hütteldorf bereits pudelwohl zu fühlen, spricht in einwandfreiem Englisch zu den Medien und hat gleich am ersten Trainingstag mit Manuel Martic einen Ansprechpartner gefunden.
"Ich habe seit der Kindheit Englisch gelernt. Meine Mutter ist Lehrerin und wir hatten viel Unterricht darin. Wir mussten es lernen und ich bin wirklich dankbar dafür. In Dänemark haben auch alle Englisch gesprochen und ich habe Interviews auf Englisch gegeben. Das ist der Grund, warum es besser und besser wird."
Schlechte Erfahrungen, aber keine schlechte Zeit in Kopenhagen
Der 1,89-Meter-Mann strahlt und erledigt auch Medientermine professionell. Lieber würde er jedoch die ganze Zeit am Platz stehen, denn dies war in den vergangenen Monaten sehr selten der Fall.
Rapid schrieb in der Transferbestätigung von "vereinspolitischen Gründen", die dazu führten, dass Pavlovic und andere namhafte Teamkollegen nicht mehr eingesetzt und sogar in die zweite Mannschaft verbannt wurden. Interne Streitigkeiten waren verantwortlich, dass Pavlovic im Februar zuletzt für die Profis auflief.
Es folgten zwei Einsätze für die zweite Mannschaft, danach war Schluss. "Im Fußball geht es nicht immer nur ums Spielen, aber ich kann nichts Schlechtes über diese Zeit sagen. Ich hatte zwei schöne Jahre, habe eine Menge tolle Leute kennengelernt und es ist ein großer Klub. Ich habe in der Champions League gespielt, ich habe in der Europa League gespielt. Wenn du diese Dinge erreichst, kannst du nicht unglücklich sein."
"Ich habe keine Zweifel an mir"
Die genauen Hintergründe bleiben im Verborgenen. Viel wichtiger ist aus Rapid-Sicht die Frage, in welchem Fitnesszustand sich der Stürmer befindet und ob er nach der doch längeren Pflichtspielpause von Anfang an sein Potenzial ausschöpfen kann.
"Man verlernt Fußball nicht. Ich habe jetzt vielleicht zwei Monate nicht gespielt, das ist keine gute Sache. Aber ich fühle mich wirklich gut und zufrieden. Ich liebe Fußball und ich kann es nicht erwarten, auf dem Platz zu stehen und zu spielen. Ich habe keine Zweifel an mir. Das ist ein großer Klub und ich denke, wir können diese Saison Großes erreichen", schließt Pavlovic aus, noch Nachholbedarf zu haben.
Wie er sich in der Zwischenzeit fit hielt? Bis zum Saisonende bei Kopenhagen, danach in seiner Heimat in Belgrad mit individuellem Training. "Somit braucht man sich keine Sorgen über meine körperliche Verfassung machen."
Dadurch, dass der Wechsel und der Vertrag bis 2021 bereits Ende April offiziell wurde, blieb genug Zeit, sich auf die neue Herausforderung vorzubereiten.
"Wir haben den Deal früh abgeschlossen. Ich bin wirklich glücklich, dass es auf diese Art passiert ist. Ich habe in der Zwischenzeit meinen Kopf freibekommen und mich total auf den nächsten Schritt in meiner Karriere fokussieren können. Ich bin wirklich glücklich hier zu sein, so viel kann ich sagen. Ich habe den Klub ein paar Mal besucht, bevor ich unterschrieben habe. Ich habe schon alle getroffen und ich weiß, wie der Klub arbeitet. Ich schätze die Leute, die hier arbeiten, den Coach, den Staff und alle rundherum. Ich mag die Atmosphäre hier und die Philosophie."
Wiedersehen mit Fast-Nachbar Matic im Derby: Kampfansage an Austria
Auch über Erzrivale Austria Wien weiß der fünffache serbische Teamspieler bereits Bescheid. Wenn es zum Wiener Derby kommt, heißt es in Zukunft nicht nur Grün-Weiß gegen Violett, sondern auch Pavlovic gegen Ex-Kollege Uros Matic.
Der Ex-Sturm-Spieler und nunmehrige Austrianer wurde bei Kopenhagen so wie der Rapid-Stürmer zum Opfer der internen Ungereimtheiten und nahm ebenso Reißaus. Nun sind die beiden in Zukunft Rivalen bei den zwei größten Vereinen Wiens.
"Das ist schon ein bisschen verrückt! Wir haben dort beinahe zusammengewohnt. Ich habe jetzt aber seit zwei Monaten nicht mehr mit ihm geredet. Er ist ein wirklich netter Typ und ich bin froh, dass auch er einen neuen Platz gefunden hat", so Pavlovic, garniert mit einer Kampfansage in Richtung Stadtrivale: "Aber ich hoffe, wir werden die Austria jedes Mal schlagen."
Der neue Mann an vorderster Front bei den Hütteldorfern hatte viel Zeit, sich auf seinen neuen Verein vorzubereiten, außerdem beschäftigte er sich nicht das erste Mal mit Rapid. Schon 2016 gab es einen ersten Versuch, den Offensivspieler nach Wien zu lotsen, dieser war jedoch damals erfolglos.
"Ich denke, ich kann Rapid jetzt mehr geben als 2016"
Ex-Trainer Zoran Barisic wollte seinen Kader mit dem damals noch bei Cukuaricki spielenden Shootingstar aufpeppen, doch die Grün-Weißen konnten und wollten im Endeffekt nicht mit den von Kopenhagen gebotenen zwei Millionen Euro mithalten.
Pavlovic meint, dass es nun ohnehin der bessere Zeitpunkt für ihn sei, um bei Rapid gelandet zu sein. "Für mich ist es jetzt die richtige Zeit, um zu Rapid zu kommen, weil ich schon mehr Erfahrung habe als beim ersten Mal, als Rapid mich hierher holen wollte. Damals habe ich noch in der serbischen Liga gespielt und hatte noch nicht viel europäische Erfahrung. Jetzt hatte ich aber zwei Jahre auf hohem fußballerischen Level. Ich denke, ich kann dem Klub jetzt mehr geben als ich es damals hätte können."
2015/16 erzielte er in der höchsten serbischen Liga 18 Tore in 36 Spielen. In den darauffolgenden zwei Jahren in Dänemark ließ er 2016/17 elf Pflichtspieltore folgen, 2017/18 waren es 14.
Der Mann, der seine Treffsicherheit in der Vergangenheit also durchaus schon unter Beweis gestellt hat und welche Rapid dringendst benötigt. Doch was macht ihn aus? Trainer Goran Djuricin beschreibt ihn als "sehr interessanten Spieler, ein Linksfuß, der weiß, wo das Tor steht. Er ist ein sehr intelligenter Spieler."
Seine Stärken werden von Anfang an gefragt sein. Kann er aber auch Rapids Stürmer-Sorgen lösen? Versprechungen macht er wie betont keine, lieber will er die Leistungen auf dem Platz für sich sprechen lassen.