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Meister? Absteiger? EC-Plätze? Die Szenarien

Auf die Verantwortlichen der höchsten Spielklasse warten harte Entscheidungen:

Meister? Absteiger? EC-Plätze? Die Szenarien Foto: © GEPA

Zurzeit deutet wenig darauf hin, dass in Österreich so schnell wieder Fußball zu sehen sein wird. Die Corona-Pandemie hält die Republik sowie die ganze Welt in Atem, an eine Austragung von professionellem Sport im Allgemeinen ist so schnell nicht zu denken.

Das stellt bei zehn ausstehenden Runden in der österreichischen Bundesliga und elf Spieltagen in der HPYBET 2. Liga nicht nur finanziell riesige Probleme dar, wie Christoph Peschek ausführt (Alle Infos>>>), auch logistisch kommen auf die Entscheidungsträger harte Zeiten zu.

Neben Meister, Absteiger und Aufsteiger müssen auch die Europacup-Plätze verteilt werden. Dass dies unter fairen Bedingungen geschieht, erscheint aktuell kaum möglich, eine Konferenz, in der die wichtigsten Fragen bezüglich der Zukunft der österreichischen Bundesliga geklärt werden sollen, wurde erst kürzlich von dieser Woche auf "einen späteren Zeitpunkt" verschoben.

LAOLA1 versucht, die möglichen Zukunfts-Szenarien, wie es im österreichischen Fußball weitergehen könnte, vorzuzeichnen:

Szenario 1: Die Liga kann fortgesetzt werden

Der Best Case, aber gleichzeitig auch das unrealistischste Szenario nach den Entwicklungen der letzten Tage. Wenig spricht aktuell dafür, dass die Bundesliga und die 2. Liga wie geplant nach der Länderspielpause Anfang April fortgesetzt werden können. In England, wo ähnliches angedacht ist, wurde erst am Samstag eine Expertenmeinung laut, wonach es erst im September 2020 überhaupt möglich wäre, wieder den Premier-League-Betrieb aufzunehmen (Alle Infos>>>).

Auch wenn eine Verschiebung der Europameisterschaft 2020 immer wahrscheinlicher wird und so theoretisch deutlich länger bis in den Sommer gespielt werden könnte, könnten einigen Klubs die in Österreich am 31. Mai auslaufenden Spielerverträge zum Verhängnis werden. Zum Vergleich: In den Top-Ligen laufen die Arbeitspapiere standesgemäß bis Ende Juni. Alleine der WAC würde bei einer Fortführung der Meisterschaft über den Mai hinaus gehörige Probleme bekommen, nur sieben Spieler der ersten Mannschaft der Lavanttaler besitzen über den 31. Mai 2020 hinaus einen Vertrag bei den Kärntnern.

Möglich ist aber weiterhin, dass die Saison mit Geisterspielen und vielen englischen Wochen doch noch durchgeboxt wird, neben dem finanziellen Schaden würde aber auch der sportliche Wert ein großes Thema werden. Aktuell muss man aber leider damit rechnen, dass die Saison 2019/20 nicht fertig gespielt werden kann, zu drastisch verschlechterte sich die Lage im ganzen Land in den vergangenen Tagen.

Szenario 2: Die Liga wird gestoppt und nach aktuellem Stand gewertet

Offenbar empfiehlt die UEFA am Dienstag bei ihrem Meeting den nationalen Verbänden die Meisterschaften nach aktuellem Stand der Dinge zu werten, sollte nicht weitergespielt werden können. Die Bundesliga muss sich allerdings nicht daran halten.

Da es ausgerechnet mit Ende des Grunddurchgangs in der Bundesliga zu dem Liga-Stopp gekommen ist, würde allerdings vieles darauf hindeuten, dass der aktuelle Tabellenstand der Bundesliga und der 2. Liga über Meister- und Absteigerfrage entscheiden würde. Sowohl rechtlich als auch aus Gründen der sportlichen Fairness würde es in diesem Fall aber ordentliche Herausforderungen zu bewältigen geben.

Alleine in der Bundesliga würde der SKN St. Pölten nicht nur aufgrund der extrem engen Ausgangslage im Abstiegskampf einen Gang in die 2. Liga nicht einfach so hinnehmen, auch Red Bull Salzburg wird nicht kampflos auf den siebten Meistertitel in Folge und den damit verbundenen deutlich einfacheren Weg in die Champions League verzichten, zu viel Geld steckt hinter solchen Entscheidungen.

Überhaupt kommt auch der Verteilung der Europacupplätze eine gewichtige Rolle zu. Würde man die Liga abbrechen und nach aktuellem Stand werten, würde der LASK als Meister im Playoff der Champions League antreten, Salzburg müsste im Nichtmeister-Weg ab der zweiten Runde ran.

Deutlich komplizierter wird es dahinter: Eigentlich ist dem Pokalsieger ein Fixplatz in der Europa League sicher, sollte Red Bull Salzburg erneut den Pokal in die Luft stoßen, würde dieser Fixplatz an den Liga-Dritten - aktuell Rapid - übergehen. Das wird Austria Lustenau aber nicht so einfach hinnehmen. Den Vorarlbergern, die bekanntlich sensationell im ÖFB-Cup-Finale stehen, würde die Chance auf einen Millionen-Bonus genommen werden.

Die restlichen zwei österreichischen Vertreter würden in der zweiten Runde der Europa-League-Qualifikation starten. Bei einem Cup-Sieg von Salzburg wären das der Liga-Vierte - aktuell der WAC - sowie der Sieger aus dem Duell des Fünften der Meistergruppe und des Siegers der Qualifikations-Gruppe. Auch hier geht es um ordentliche Summen, weder Sturm, das nach dem Grunddurchgang Fünfter ist, der Sechste Hartberg, noch die Wiener Austria - der Topfavorit der Qualigruppe - würden hier nachgiebig sein.

2. Liga als besonders komplexer Streitfall

Und dann ist da natürlich die 2. Liga. Genauso wenig wie der SKN St. Pölten einen Abstieg akzeptieren würde, würde die SV Ried freiwillig ein weiteres Jahr in der 2. Liga verbringen - die "Wikinger" befinden sich nach 19 Runden klar auf Aufstiegskurs. Ein Szenario mit 13 Bundesliga-Teams bleibt denkbar, doch würde unter anderem auch von Austria Klagenfurt angefochten werden.

Der Grund: Nach 15 Spieltagen lagen die Kärntner noch auf Rang eins, hier würde wahrscheinlich so argumentiert werden, dass der verdiente Aufsteiger der Hinrundenmeister ist.

Auch eine Bundesliga mit gleich 14 Mannschaften wäre dann eine Möglichkeit, die aber kaum in die Realität umzusetzen wäre. Zum einen wäre der Spielplan viel zu voll, zum anderen würden vor allem von den kleineren Teams, die durch einen Abbruch der Meisterschaft ohnehin schon finanziell arg getroffen wären, Einwände kommen, den schon jetzt knapp bemessenen TV-Gelder-Topf durch 14 anstatt durch zwölf teilen zu müssen.

Auch in Sachen Aufsteiger bzw. Absteiger in und aus der 2. Liga würde es in jedem Fall zu Diskussionen kommen. Nach zahlreichen Verzichten wollen zwar ohnehin nur Rapid II aus der Regionalliga Ost und die Amateure von Sturm Graz sowie die WSC Hertha aus Wels aus der Regionalliga Mitte rauf, weder der SV Kapfenberg noch der GAK würden als aktuelle Tabellenschlusslichter aber freiwillig absteigen.

Sollte die Bundesliga tatsächlich auf 14 Teams aufstocken, müsste "nur" geklärt werden, ob die Sturm Amateure oder die WSC Hertha raufdarf.

Ein Szenario, in dem der aktuelle Zwischenstand in beiden Ligen zur Endbewertung herangezogen wird, gilt aktuell wohl als das realistischste aber auch das am schwierigsten durchzuführende Szenario. Der finanzielle Aspekt ist in Sachen Meister-, Absteiger- und Europacup-Fragen einfach zu gewichtig, es würde zu vielen Streitfragen kommen, die nur vor Gericht geklärt werden könnten.

Szenario 3: Die Liga wird gestoppt und annulliert

Ähnlich wie bei Szenario 2 würde es auch hier zu einigen heftigen Streitpunkten kommen. Dem LASK würde die historische Chance auf die zweite österreichische Meisterschaft der Klubgeschichte einfach so genommen werden, zudem müsste mit dem SK Rapid jener Klub mit der wohl größten Lobby Österreichs ein weiteres Jahr auf den Europacup verzichten. Bei einer Annullierung würde zur Verteilung der Europacup-Startplätze 2020/21 wohl die Saison 2018/19 herangezogen werden.

Zur Erinnerung: Im vergangenen Jahr bekam Red Bull Salzburg als Meister den begehrten Fixplatz in der Champions League, der LASK trat als Zweiter in der Qualifikation zur Königsklasse an. Der WAC rutschte als Überraschungsdritter in die Europa-League-Gruppenphase, während die Wiener Austria und der SK Sturm, der Rapid im Playoff um den fünften Europacup-Startplatz bezwingen konnte, in der Europa-League-Qualifikation randurften.

Auch beim Liga-Format würde bei diesem Szenario alles gleich bleiben, es würde wohl weder in der Bundesliga noch in der 2. Liga Auf- und Absteiger geben. Damit würde vor allem die SV Ried wohl nicht einfach so leben können.

Egal welche Entscheidung die Bundesliga trifft und wie schnell die Corona-Pandemie in Österreich und auch global bekämpft werden kann, so schnell wird weder im Fußball noch im öffentlichen Leben aller Bürger so schnell alles beim Alten sein.

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