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Marko Raguz: Gesicht eines LASK-Traumjahres

Perfektes 2019! LASK-Aufsteiger bejubelt "sensationelles Jahr":

Marko Raguz: Gesicht eines LASK-Traumjahres Foto: © GEPA

Es wird einem fast schwindlig, wenn man auf den Aufstieg in Lichtgeschwindigkeit des LASK vom Regionalligisten zum Europa-League-Sechzehntelfinalisten in den wenigen vergangen Jahren zurückblickt.

Einer, der sinnbildlich für den rasanten Aufschwung der Linzer steht, ist Marco Raguz. Der Stürmer ging bis zum Sommer noch für die OÖ Juniors auf Torejagd, wurde von Neo-Coach Valerien Ismael in die Bundesliga-Elf der Athletiker zurückgeholt und bedankte sich mit starken Leistungen und vielen enorm wichtigen Toren.

"Wenn man das 2019er Jahr Revue passieren lässt, ist es schon sensationell. Realisieren werde ich das alles erst ein wenig später", kann der 21-Jährige gegenüber LAOLA1 nur schwer Worte nach einem nahezu perfekten Kalenderjahr finden.

Ein Schritt zurück, zwei nach vorne

Denn für Raguz lief in seiner Karriere nicht immer alles nach Plan. Als der junge Eferdinger 2016/17 erstmals in die Profimannschaft der Linzer hochgezogen wurde, verpasste er gleich mal ein Halbjahr in der Ersten Liga mit einem Mittelfußbruch, konnte im Aufstiegs-Frühjahr der Stahlstädter aber noch entscheidend mitwirken. Bei der Bundesliga-Rückkehr des LASK in der anschließenden Saison durfte der damals 19-Jährige ebenfalls in der ersten Mannschaft ran, blieb in 14 Einsätzen aber torlos.

Raguz nahm daraufhin den Vorschlag von Oliver Glasner an, in der Spielzeit 2018/19 zumindest zeitweise bei den neu aufgestiegenen OÖ Juniors Minuten zu sammeln. Nach einem mäßigen Herbst folgte mit Beginn 2019 ein unglaublicher Lauf, der bis zum Jahresende anhalten sollte. Zwölf Treffer in 14 Partien machten Neo-LASK-Coach Valerien Ismael neugierig, der Raguz wieder zurück in den Bundesliga-Kader holte.

Der Angreifer zahlte das Vertrauen mit starken Leistungen und einigen wichtigen Toren – unter anderem ein Doppelpack gegen den SK Rapid in der fünften Runde – zurück und vergoldete sein nahezu perfektes Jahr mit dem Treffer zum 3:0-Endstand über Sporting Lissabon beim Gruppensieg des LASK in der Europa League.



"Habe immer an mich geglaubt"

"Ich habe immer an mich geglaubt, es war nicht immer einfach für mich. Für mich persönlich ist das jetzt der Höhepunkt", erklärt Raguz nach der denkwürdigen Partie auf der Gugl.

Für den 21-Jährigen war es sein erstes Tor seit fast zwei Monaten, vor dem Spiel gegen die Portugiesen traf er letztmals am 19. Oktober beim Kantersieg über Mattersburg. "Es hat in letzter Zeit nicht so geklappt, wie es vorher schon für mich gelaufen ist. Von dem her freue ich mich, dass ich den Schlag auf die Torte gesetzt habe", ist Raguz erleichtert.

Einzig beim ÖFB-U21-Nationalteam konnte der Oberösterreicher mit kroatischen Wurzeln in der Zwischenzeit Treffer bejubeln. In der neuformierten Mannschaft von Werner Gregoritsch ist Raguz im Sturm gesetzt und konnte bisher fünf Torbeteiligungen in fünf EM-Quali-Spielen verbuchen.

"Werde alles erst in der Weihnachtsstube realisieren"

Der 1,86 Meter große Blondschopf ist aber ohnehin kein klassischer Neuner, viel mehr kommt Raguz über das Spielerische, lässt sich gerne mal fallen und versucht immer wieder, Bälle auf seine Mitspieler weiterzuleiten. Acht Treffer gelangen und zwei Assists gelangen der Nummer 29 der Athletiker bisher in dieser Spielzeit.

Beim LASK werden persönlichen Statistiken aber ohnehin keine allzu große Bedeutung beigemessen, viel mehr steht der Teamgeist im Fokus. Auf diese Weise sind die Linzer höchsterfolgreich, wie nur zwei Punkte Rückstand auf Serienmeister Red Bull Salzburg und die Qualifikation für die Zwischenrunde der Europa League bei der allerersten Teilnahme zeigen.

"Realisieren werden wir das alle gemeinsam erst, wenn wir mit der Familie beisammen sind und unseren Urlaub genießen. Bis jetzt war nicht viel Zeit für großes Feiern", meint Raguz, der nach dem letzten Spiel des Kalenderjahres seinen wohlverdienten Urlaub im Oman antrat.


"Freundschaftliches" Duell mit Joao Klauss

Ich sehe das von der menschlichen Seite: Es ist sehr wichtig, dass man sich gegenseitig hilft – auch wenn wir Konkurrenten sind. Wir können beide gemeinsam Erfolg haben.

Raguz über Joao Klauss

Dass der Teamspirit beim LASK hoch im Kurs steht, zeigte auch eine Szene beim 4:1-Kantersieg der Stahlstädter über die PSV Eindhoven Anfang November: Als der für ihn eingewechselte Joao Klauss zum vorentscheidenden 3:1 für den LASK traf, war Raguz der Erste, der jubelnd von der Bank aufsprang, um mit seinem brasilianischen "Konkurrenten" zu feiern.

"Das macht uns als Mannschaft aus. Ich sehe das von der menschlichen Seite: Es ist sehr wichtig, dass man sich gegenseitig hilft – auch wenn wir Konkurrenten sind. Wir können beide gemeinsam Erfolg haben", sieht Raguz den Konkurrenzkampf diplomatisch.

Obwohl es gerade im Stürmersektor immer wieder starke Charaktere geben soll, haben Joao Klauss und Raguz das Beste aus der Situation gemacht: "Es zeichnet uns zwei aus, dass wir auch gute Freunde sind. Dass wir jeden Tag im Training versuchen, uns zu verbessern. Er sagt mir, was ich besser machen kann – genauso umgekehrt. Einmal spielt der, einmal spielt der. Ich vergönne ihm alles und er genauso mir. Dadurch sind wir auch so erfolgreich."

Ismael begrüßt Konkurrenzkampf

Coach Valerien Ismael versucht, den beiden Angreifer im System des LASK, das bisher mit ein paar Ausnahmen gegen Ende eines Spiel immer nur mit einer einzigen richtigen Spitze auf den Platz übersetzt wurde, genügend Spielzeit einzuräumen. Während Raguz in diesem Herbst auf 1.240 Minuten kam, hält Joao Klauss bei 1.651 Minuten. Gemeinsam in einer Startelf stand das österreichisch-brasilianische Sturm-Gespann bisher noch nie.

Ob es für Ismael schwer ist, Woche für Woche zu entscheiden, wer der beiden spielerisch starken Stürmer jeweils den Vorzug bekommt? "Es ist überhaupt nicht schwer. Beide haben den Konkurrenzkampf angenommen. Am Anfang war der eine unzufrieden, dann war der andere unzufrieden. Aber peu à peu hat man gemerkt, dass sie verstanden haben, worum es geht", sieht der Franzose überhaupt keine Probleme im ebenbürtigen Duell seiner beiden Angreifer, viel mehr hebt er das Positive hervor:

"Es schaukelt sich hoch, genau das ist, was wir erreichen wollen. Dass die Leistungsgrenzen immer nach oben geschoben werden und die beiden haben das hervorragend gemacht. Ich erwarte, dass ich immer eine schwere Entscheidung für das nächste Spiel zu treffen habe. Das gehört zu meinem Job, aber das ist kein großes Problem."

Früher oder später könnte wird sich diese Angelegenheit wohl ohnehin von alleine lösen. Während Raguz noch drei Jahre Vertrag beim LASK hat, läuft Joao Klauss' Leihvertrag in Linz mit Saisonende aus. Die Zukunft gehört also Marko Raguz – und das nicht nur beim LASK.

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