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Petar Filipovic: "Das ist ein Traum für mich"

Der LASK-Akteur über seine bunte Karriere und den Nationalteam-Traum:

Petar Filipovic: Foto: © GEPA

Seit erst sieben Monaten ist Petar Filipovic ein Teil des LASK.

Nach einer schwierigen Zeit in der Türkei hat sich der Abwehrspieler vergangenen September dazu entschieden, "von einem auf den anderen Tag mit meiner Familie von der Türkei nach Linz umzuziehen". 

Im ausführlichen und tiefgründigen Interview mit "lask.at" erklärt Filipovic, was den Ausschlag für den Wechsel gab und warum er sich beim LASK so wohl fühlt. Außerdem gewährt der Deutsch-Kroate interessante Einblicke in seine bunte Karriere, die ihn auch schon nach Ried und zur Wiener Austria führte. 

 

 

Frage: Du bist seit September fixer Bestandteil des LASK-Kaders. Welches Resümee ziehst du zu deiner bisherigen Saison?

Filipovic: Was sich bisher ereignet hat, kommt einer Traumvorstellung gleich und entspricht dem, was man sich unter einer fast perfekten Saison vorstellt. Das betrifft sowohl die Resultate als auch die Art und Weise, wie ich hier aufgenommen wurde. Ich habe mir das irgendwo gewünscht, dass es dann so eintreten würde, konnte man sich vorab nur schwer vorstellen. Auch hat mir geholfen, dass ich bereits vor meinem Engagement beim LASK Freunde und Bekannte in Linz hatte. Das hat nochmal alles abgerundet, meine Frau, mein Sohn und ich sind sehr glücklich.

Frage: Bei dir hatte man von Anfang an den Eindruck, du würdest schon ewig beim LASK spielen. Warum hat der Einstieg derartig gut geklappt?

Filipovic: Dieses positive Feedback habe ich von vielen erhalten, das freut einen natürlich sehr. Es war bei mir so, dass ich zuvor in der Türkei viel Verletzungspech hatte. Nicht zuletzt deshalb habe ich wieder gebrannt, wollte einfach wieder Fußball spielen und Kontinuität. Hinzu kam, dass ich von Mannschaft, Trainerteam, Vorstand, Betreuerstab sowie generell dem gesamten Verein von Beginn an vollstes Vertrauen gespürt habe. Das hat mich so sehr überzeugt, dass ich mich dazu entschieden habe, von einem auf den anderen Tag mit meiner Familie von der Türkei nach Linz umzuziehen. Aufgrund dieses Vertrauens, das man in mich gesetzt hat, hat es mir hier von Anfang an einfach gefallen. Auch war mir das System schon bekannt, zudem kannte ich Gernot Trauner und Thomas Gebauer von früher, es hat mir von den Abläufen her durchaus geholfen, in der Vergangenheit bereits einige Spiele neben Gernot absolviert zu haben.

Frage: Besonders das Spiel gegen Austria Wien ist in Erinnerung geblieben. Du hast gegen deinen Ex-Klub prompt getroffen und hattest generell sehr viele Offensivaktionen. Kann man als Profi in solchen Spielen mental noch einmal zwei, drei Prozent freisetzen?

Filipovic: Ich bin, egal gegen welchen Gegner es geht, zu 100 Prozent motiviert und fokussiert und möchte jedes Spiel für den LASK gewinnen. Wenn man das erste Mal gegen seinen Ex-Klub spielt, ist es natürlich möglich, dass dir das noch einmal ein paar Prozentpunkte gibt. Dass es mit einem Tor geklappt hat, hat mich umso mehr gefreut. Einen speziellen Hintergrund gibt es dazu aber nicht, wir hatten damals bei der Austria eine gute Saison.

Frage: Vor deiner Zeit beim LASK hast du bei Konyaspor gespielt. Inwiefern unterscheidet sich der türkische vom österreichischen Fußball?

Filipovic: Man muss schon sagen, dass das Umfeld in der Türkei größer ist. Das fängt etwa bei den Stadien an, aber auch beim Standing des Sports und der Art und Weise, wie dort Fußball gelebt wird. Durch den hohen Zuschauerzuspruch wirken die Dimensionen auch ganz anders, das Spiel erscheint dadurch in einem anderen Bild. Was jedoch klar für den österreichischen Fußball spricht, ist der Umstand, dass hier mit einem oft geringeren Budget maximale Arbeit abgeliefert wird. Vor allem im taktischen Bereich kann ich das feststellen. Es wird mit maximalem Fokus gearbeitet und das Optimum ausgereizt. Das muss man schon ganz klar hervorheben.

(Interview wird unter dem Video fortgesetzt)

Frage: Du bist in der Saison 2014/15 erstmals nach Österreich gekommen. Würdest du sagen, die Liga hat sich seit damals weiterentwickelt?

Filipovic: Ja, das denke ich schon. Zu meiner Zeit in Ried und bei der Austria war es an der Spitze sehr monoton. Red Bull Salzburg war vorne, die Mannschaften dahinter weit entfernt. Dass wir in der aktuellen Saison tabellarisch bislang auf Augenhöhe agierten, macht die Liga unberechenbarer und damit auch attraktiver. Du hast darüber hinaus aber immer noch weitere Gegner, wie beispielsweise Rapid, die Austria und Sturm, die für attraktive Duelle bürgen. Alle Mannschaften versuchen, das Maximum herauszuholen.

Frage: Du wurdest einmal für die kroatische U21-Nationalmannschaft einberufen. Ist das Nationalteam für dich heute eigentlich noch ein Thema, beziehungsweise in welcher Form hat es dich in deiner Karriere bislang begleitet?

Filipovic: Ich habe damals noch in Deutschland gespielt, als der Anruf des kroatischen U21-Teams kam. Konkret wurde ich zu einem Freundschaftsspiel eingeladen, das daraufhin jedoch abgesagt wurde. Zuvor hatte ich an Lehrgängen der U19 teilgenommen. In Kroatien ist das Ganze natürlich etwas komplizierter. Es wird erstmal auf die Talente der heimischen Liga geachtet. Diese werden weiterentwickelt und ins Ausland verkauft, ein absolut legitimer Weg.

Wir sind Kroaten, meine Eltern sind jedoch in Bosnien geboren und aufgewachsen. Ich hätte dadurch auch theoretisch die Möglichkeit, für Bosnien-Herzegowina zu spielen. Hier gab es auch tatsächlich bereits intensiveren Kontakt. Ganz stark aufgekommen ist die Thematik, als ich mit Austria Wien gegen AS Rom und Edin Dzeko gespielt habe. Da haben das die bosnischen Medien aufgegriffen. Man hat dann in der Türkei das eine oder andere Spiel von mir und einem anderen Kollegen beobachtet. Just an dem Tag, an dem ein Mitglied des Trainerstabs meine Telefonnummer wollte und unser Spiel von Konyaspor beobachtet wurde, habe ich mir in der 90. Minute gegen Malatyaspor einen Kreuzbandriss zugezogen. Der ebenfalls beobachtete Kollege wurde dann einberufen. Ich denke, dass auch ich die Chance dazu gehabt hätte. Das wäre natürlich eine super Sache gewesen, vielleicht war es Schicksal. Für mich ist es immer noch ein Traum, in die kroatische Nationalmannschaft einberufen zu werden, ich würde aber auch gerne für die bosnische spielen. Für den DFB (Petar Filipovic besitzt auch die deutsche Staatsbürgerschaft, Anm.) hingegen ist es eher unwahrscheinlich, so ehrlich muss man sein.

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