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Ilzer: In unserem Stadion macht kein anderer Musik

Wie der Sturm-Coach in der Pause mal "richtig Energie reingeblasen" hat:

"In der Pause haben wir mal richtig Energie reingeblasen in die Mannschaft", grinst Christian Ilzer.

Und wie? "Verbal."

Die gute, alte Kabinenpredigt mag abgedroschen sein, aber im konkreten Fall hat sie ihre Wirkung nicht verfehlt.

Sturm Graz legte beim 2:2 gegen die Austria eine erste Halbzeit mit vielen Unzulänglichkeiten hin, kam jedoch wie verwandelt aus der Pause zurück.

Aus einem 0:1-Rückstand wurde durch ein Traumtor von Manprit Sarkaria (47.) und einen Treffer von Kelvin Yeboah (51.) umgehend ein 2:1-Vorsprung.

"Eine Predigt war es vielleicht nicht, aber es hat ein paar emotionale Worte gebraucht, damit wir zeigen, dass das unser Stadion ist und hier kein anderer Musik macht", verdeutlicht der Sturm-Coach, der betonte, dass man diesmal in der Halbzeit nicht wirklich taktische Dinge mitgeben musste.

Jedenfalls habe man laut Ilzer "die richtigen Knöpfe gedrückt".

VIDEO: Wildes Spiel bei Sturm gegen Austria

(Text wird unter dem Video fortgesetzt)


Das war nach dem Seitenwechsel besser

Was folgte, war trotz des Austria-Ausgleichs ein zufriedenstellender Auftritt in den zweiten 45 Minuten.

"Wir sind dann viel energischer geworden, haben kürzere Lösungen gefunden, die Austria-Spieler viel mehr bewegt und auch viel mehr in die Rückwärtsbewegung gebracht. Gerade der Beginn der zweiten Halbzeit war - getragen von unseren Fans - so, wie ich mir das vorstelle", schwärmt Ilzer, der zwei Punkten ein wenig nachtrauert:

"Wir haben das Spiel gedreht und hatten Chancen auf das 3:1. Wenn wir in dieser Phase das 3:1 machen, wäre die Austria nicht mehr zurückgekommen. So ist es in der Schlussphase ein gutes Spiel gewesen, das hin und her gegangen ist mit Chancen auf beiden Seiten."

Das Fazit des 43-Jährigen: "Unterm Strich bleibt ein Unentschieden. Wir hätten wahnsinnig gerne gewonnen, aber aufgrund dieser ersten Halbzeit müssen wir auch mal den Punkt mitnehmen."

Warum vor der Pause so schwach?

Besagte erste Halbzeit lässt das schwarz-weiße Lager durchaus mit einigen Fragezeichen zurück. "Wir waren zu passiv, zu inaktiv. Die Austria hat mit der Raute und auch spielerisch dominiert", analysiert Ilzer.

Die Frage nach dem Warum ist schnell gestellt, die Antwort nicht allzu leicht gefunden. Der erste Reflex ist, es auf die Rotation zu schieben.

Hier kann man darauf verweisen, dass ein weitestgehend eingespielter Stamm diesmal auseinander gerissen wurde - vor allem die Viererkette war völlig neu formiert - drei der fünf Wechsel im Vergleich zum EL-Auftritt am Donnerstag gegen Mura waren in der Defensivreihe zu finden.

Ob fehlende Eingespieltheit, fehlende Matchpraxis bei den neu in die Startelf gerückten Akteuren oder mentale Müdigkeit der verbliebenen Stammkräfte - diskutieren lässt sich die Rotation in alle Richtungen.

Die Austria-Performance als Hauptgrund

Ilzer gratuliert Schmid zur Leistung
Foto: © GEPA

Ilzer denkt ebenfalls intensiv darüber nach, kommt jedoch immer wieder auf einen gänzlich anderen Gedanken zurück: Die Austria hat es diesmal wirklich gut gemacht - obwohl als Schlusslicht ins Spiel gegangen und immer noch Träger der Roten Laterne.

"Man muss der Austria Respekt zollen und nicht sagen, es liegt an der Rotation oder irgendwelchen Dingen", betont der Coach.

Die "Veilchen" gingen diesmal mit einer Mittelfeld-Raute und zwei echten Stürmern ins Spiel und spiegelten somit das System der Grazer. Eine Variante, mit der man bei den "Blackies" nicht unbedingt gerechnet hat.

Entsprechend lobt Ilzer seinen Ex-Arbeitgeber: "Der Gegner war extrem gut. Sie haben ein richtig gutes Spiel gemacht, ein sehr aktives und präsentes Spiel. Was die individuellen Stärken betrifft, waren sie richtig gut vorbereitet. Ich habe schon im Vorfeld gesagt: Die Austria ist viel besser, als es der momentane Tabellenplatz zeigt. Sie haben extremen Speed und fußballerische Qualität in ihren Reihen. Wir haben gebraucht, bis wir das in den Griff gekriegt und begonnen haben, unsere eigenen Qualitäten auszuspielen."

Keine Schiedsrichter-Diskussion - im Gegenteil

Entsprechend findet es Ilzer auch müßig, über die VAR-Entscheidung, die zum Elfmeter geführt hat, zu diskutieren. Vielmehr spricht er Referee Sebastian Gishamer trotz einiger enger Entscheidungen ein Lob aus:

"Der Schiedsrichter hat nicht viele Fehler gemacht. Ich habe es so gesehen, dass diese Start-Phase in Summe ein verdientes 1:0 für die Austria hervorgebracht hat. Ob es auf der Linie war oder nicht, ob es ein Foul war oder Djuricin mit der Zehenspitze im Abseits gestanden ist - die Summe der Präsenz der Austria im Vergleich zu unserer Präsenz hat eine verdiente Führung der Austria gebracht."

Auch den Notbremsen-Verdacht gegen Johannes Handl nach Duell mit Yeboah entkräftet Ilzer, obwohl er während des Spiels noch reklamiert hatte:

"Beim Tackling von Jo Handl ist Yeboah schon sehr weit nach außen abgebogen. Ich habe mich zwar strategisch aufgeregt, aber wäre es auf der anderen Seite gewesen, hätte ich mich umso mehr aufgeregt, wenn es da Rot gegeben hätte."

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