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Vogel warnt Sturm vor "Identitätsverlust"

Fehlende Kontinuität führe zu Identitätsverlust, warnt der Ex-Coach.

Vogel warnt Sturm vor Foto: © GEPA

Vergangenen Mai durfte Heiko Vogel mit dem SK Sturm noch den Cupsieg bejubeln, knapp sechs Monate später wurde der Deutsche als Cheftrainer der Schwarz-Weißen entlassen.

Aktuell ist Vogel einer von sieben Trainern, die in dieser Saison in der Bundesliga wegen sportlichen Misserfolgs beurlaubt wurden.

Als Gast der "Big Show" des Sport-Podcasts "Sportradio360" lässt Vogel seine Zeit in Graz Revue passieren und äußert Bedenken im Hinblick auf die Entwicklungen durch die Liga-Reform.

"Der Druck ist selbstauferlegt"

Auch als Vogel in einer Zehnerliga gearbeitet hat - als Trainer des FC Basel in der Schweiz - seien ihm bereits die "unglaublich vielen Trainerwechsel" aufgefallen.

"Dann ist es auch systemimmanent, dass man auf einer Zehnerliga verteilt vier europäische Startplätze hat. Das heißt, dass fast 50 Prozent der Mannschaften europäisch spielen können, wenn sie sich qualifizieren. Das heißt, dass sich viele Vereine diesbezüglich etwas ausrechnen. Und entsprechend ist dann der Druck selbstauferlegt, weil man glaubt, man muss einen europäischen Wettbewerb erreichen", so Vogel.

Er meint weiter: "Ich sehe darin einen kleinen Trugschluss, weil man schlichtweg die Möglichkeit erreicht, nicht den Wettbewerb an sich." 

"Wie soll etwas Dauerhaftes entstehen können? Für welche Philosophie steht ein Verein?"

Im Hinblick auf die aktuelle Situation in der Bundesliga, auch bei seinem Ex-Klub Sturm, könne Vogel die Vereine und Verantwortlichen verstehen - aber: "Ich glaube, dass es ganz klar zu Lasten der Kontinuität geht. Und Kontinuität ist für mich auch ein Inbegriff einer wachsenden Qualität."

"Wenn ich aber andauernd Trainerwechsel habe, wie soll etwas Dauerhaftes entstehen können? Für welche Philosophie steht ein Verein? Ich glaube, dass die positiven Beispiele wie Red Bull und LASK zeigen, dass Mittel- und Langfristigkeit auch zum Erfolg führen können. Aber das ist das Format", so der Deutsche.

Als Opfer des neuen Systems sieht er sich aber nicht: "Ich sehe mich als entlassenen Trainer. Die Zeit wird zeigen, ob sich das durchsetzt dauerhaft. Ich kann mir aber vorstellen, dass eine Philosophie ein bisschen Zeit braucht."

Seine Philosophie konnte er nach einem erfolgreichen Frühjahr und einem Umbruch im Sommer, der in einen verkorksten Herbst mündete, nicht mehr fortführen.

"Ich glaube, dass das vielleicht auch zum Identitätsverlust von Vereinen führen kann. Wenn ich mich nur von der Tabelle führen lasse, dann vergesse ich eigentlich, wofür ich stehen will."

Heiko Vogel

"Ich glaube, dass das vielleicht auch zum Identitätsverlust von Vereinen führen kann. Weil wenn ich mich nur von der Tabelle führen lasse, dann vergesse ich eigentlich, wofür ich stehen will", ist sich Vogel sicher.

Seine Zeit in bei den Schwarz-Weißen will er dennoch nicht missen: "Schlussendlich lässt sich die Zeit mit einem Titel zusammenfassen. Wir sind Cupsieger geworden und darum geht es immer. Diesen Titel wird man nie vergessen. Der steht auf jedem Revers der Spieler, des Trainers und des Vereins. Und insofern bleibt für mich immer das Positive in Erinnerung."

Wo er in Zukunft tätig sein wird, lässt sich der 43-Jährige, der auch schon als Nachwuchsleiter des FC Bayern gearbeitet hat, offen: "Ich halte es so wie ich es immer gehalten habe. Ich lege mich nicht fest. Das Projekt und die Situation ist entscheidend. Es gab mit Sicherheit schon Angebote, aber es war noch nie etwas, wo ich gesagt habe, da bin ich mit 100 Prozent dabei. Die Tendenz geht aber zum Profibereich." 

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