23 Torschüsse, nur ein Tor! Rapid wusste genau, woran es - neben den zwei Elfmetern und zwei Roten Karten - lag, dass es am Ende eine 1:2-Heimniederlage gegen den SCR Altach setzte.
"Wir sind selber schuld! Heute müssen wir alleine in der ersten Halbzeit Altach rausschießen. Wir hatten fünf Riesen-Möglichkeiten, da müssen wir fünf Tore machen. Wir sind selber schuld. Punkt", ärgerte sich Trainer Goran Djuricin über die Chancenverwertung.
Seine Geduld ist am Ende, jetzt zählt er die Stürmer an.
"Die Chancenverwertung war eine Katastrophe"
Immer wieder stellte sich der 43-jährige Wiener in den vergangenen Monaten vor Giorgi Kvilitaia, Joelinton, Veton Berisha und Co., stärkte diesen den Rücken. Doch eine Verbesserung trat nicht ein. Auch gegen Altach wurden Sitzer leichtfertig vergeben.
"Die Chancenverwertung war heute eine Katastrophe", war Djuricin in Rage. "Wir sind selber schuld! Wir verhauen seit Monaten Riesenchancen, und irgendwann kommt das zurück. Wir können nicht jede Partie immer nur knapp 1:0 gewinnen und hoffen, dass wir kein Tor bekommen."
"Ja, natürlich kann die Geduld bald zu Ende sein"
Angesprochen auf die Schonzeit für Kvilitaia steht der Chefbetreuer dazu, auf Geduld, Ruhe und Vertrauen gesetzt zu haben. Doch diese Zeiten scheinen aufgrund der Erfolgslosigkeit des Angreifers nun vorbei zu sein.
"Ja, natürlich kann die Geduld bald zu Ende sein, das werde ich sicher mit ihm unter vier Augen besprechen. Es ist einmal gut, dass er zu seinen Chancen kommt. Das muss ich ihm hoch anrechnen. Er hat heute drei, vier gute Laufwege gehabt, aber insgesamt war es halt dann doch zu wenig von unserer gesamten Offensive, wenn man nur ein Tor schießt. Das ist nicht nur Kvilitaia. Daran müssen wir arbeiten, darüber müssen wir reden und das müssen wir verbessern."
"Ich kann nicht ewig zuschauen"
Mögliche Konsequenzen könnte es schon bald geben. Nach der zuletzt zufriedenstellenden Erfolgsserie setzte es nun gegen Salzburg und Altach zwei Heimniederlagen in Folge. Auch deshalb, weil die Flaute im Sturm zur Never-ending-Story in Grün-Weiß wird.
"Natürlich kann ich nicht ewig zuschauen, es geht aber nicht nur um Kvilitaia. Es warten andere Spieler, die auch Tore schießen können. Fußball ist ein Männersport, wo viel Druck herrscht und wo man Leistung bringen muss. Wenn die nicht passt, muss man einen Schritt zurück machen oder jemanden auswechseln."
Gegen die Vorarlberger überlegte Djuricin in den Schlussminuten eine Einwechslung von Philipp Prosenik aufgrund seiner Kopfballstärke, Louis Schaub blieb nach der Auswechslung Kvilitaias mit Joelinton ganz vorne. Und gegen Salzburg wurde Philipp Schobesberger aus dem Hut gezaubert.
Es gibt somit mehrere Möglichkeiten, auch mit nicht gelernten Stürmern. Da Rapid aber derzeit keinen Knipser in den eigenen Reihen hat, geht das Probieren über das Studieren. Die Quote der Stürmer ist im Keller: Joelinton hat bisher erst zwei Bundesliga-Saisontore, Kvilitaia erzielte gegen RBS sein erstes und hat eines im ÖFB-Cup vorzuweisen.
Seit Robert Beric herrscht bei Rapid Torflaute
Zu wenig für Rapid, wenn man auf ruhmreiche Stürmer vergangener Tage zurückblickt. Das Problem ist jedoch schon länger bekannt, seit Robert Beric erzielte kein Rapid-Stürmer mehr als acht (!) Liga-Tore (Anm.: Joelinton, Kvilitaia 7, Matej Jelic 6) pro Saison, der Slowene erzielte damals alleine 27 Treffer.
Auch Louis Schaub ist gegenüber LAOLA1 ratlos: "Ich habe es schon so oft gesagt: Wir müssen unsere Chancen nützen! Das ist immer wieder ein großes Problem. Es ist schwierig, an dem Problem zu arbeiten, das ist glaube ich eine Kopfgeschichte. Es ist schon einmal gut, dass wir uns die Chancen herausarbeiten. Aber wir müssen den Ball ins Netz hauen."
Auch Petsos ist nicht klar, wie man dieses Tief überwinden kann: "Ich weiß es nicht! Einfach weiter dran arbeiten. Louis hatte den ersten Torschuss genutzt. Kvilitaia hatte zwei, der eine war schwer aus der Drehung, den anderen hat er auch nicht voll erwischt."
Tatsache ist, dass Rapid nicht länger zuschauen will und kann. Djuricin weiß, dass am Stürmersektor Handlungsbedarf besteht. Obwohl ein Transfer im Winter unwahrscheinlich erscheint, sollten sich die Hütteldorfer zumindest alle Türen offen halten, wenn es mit den vorhandenen Mitteln nicht klappt.