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Bundesliga-Finanzen: TV-Gelder am Plafond, 50+1 als Chance?

Wirtschaftlich und organisatorisch stehen die Liga nach außen hin gut da, meint Georg Pangl. Er sieht aber noch reichlich Potenzial.

Bundesliga-Finanzen: TV-Gelder am Plafond, 50+1 als Chance? Foto: © GEPA

1985 durfte sich der DSV Alpine als Zuschauermagnet der Fußball-Bundesliga rühmen. 5.733 Fans begrüßten die Donawitzer im Schnitt im Stadion und hielten damit sogar Rapid (5.520) auf Distanz. Es sind Zahlen, über die man heute schmunzeln darf.

Die Bundesliga hat sich zum Millionengeschäft entwickelt, sportlich braucht sich Österreichs Oberhaus europaweit nicht verstecken. Der TV-Deal, Ralf Rangnicks Andenken einer 16er-Liga oder 50+1 bieten aber Diskussionsstoff.

Georg Pangl stellt der Bundesliga vor dem Start in ihre 50. Saison seit der Gründung 1974 ein gutes Zeugnis aus. "Die Bundesliga hat in der UEFA einen guten, verlässlichen Namen. Wirtschaftlich und organisatorisch steht die Liga nach außen hin gut da", meint der Burgenländer im APA-Gespräch.

Mediale Rechte sind ein zentrales Thema

Pangl stand der Liga von 2004 bis 2014 rund zehn Jahre als Vorstand vor. 100 Millionen Euro erhielt die Liga damals von den TV-Partnern Sky und ORF für fünf Jahre. Nun sind es kolportierte 40 Mio. Euro pro Saison, bis 2026 läuft der Deal mit Sky. Aktuell scheint der Plafond erreicht.

"Dass die Steigerungsraten nicht unendlich sind, liegt auf der Hand. Man wird froh sein, wenn man das Niveau halten kann", sagt Pangl dazu. Sky setzt derzeit den Sparstift an, der Montag als Produktionstag für Liga-Inhalte wird gestrichen. Wer in zwei Jahren ins Bieterrennen um die TV-Rechte an der Liga einsteigen wird, scheint ungewiss.

Abseits von Sky scheint kein Sender bereit, ein solches Paket stemmen zu wollen. Hier offenbart sich eine große Lücke zu Nationen wie den Niederlanden, Belgien oder auch Polen: Die Eredivisie nimmt ähnlich wie die belgische Pro League jährlich mehr als 100 Mio. Euro an TV-Geldern ein. Die Ekstraklasa aus Polen bekommt von Canal+ 270 Mio. Euro für vier Jahre.

Für Christian Ebenbauer sind die medialen Rechte ein zentrales Thema. "Die Marktmöglichkeiten zeigen, dass es nicht leichter wird. Gerade in Österreich sind wir nicht mit Wettbewerb überhäuft", sagt auch der Liga-Vorstand.

Grundsätzlich gelte es, die Liga ins beste Licht zu rücken. Denken müsse man dabei in alle Richtungen. "Man braucht auch Worst-Case-Szenarien, und wir haben schon in der Vergangenheit den Klubs fertige Angebote vorgestellt." Eigenproduktion sei eine Möglichkeit. Bisher sei man aber mit Sky gut gefahren, so Ebenbauer.

"Lokomotive" Salzburg lässt Wirtschafts-Kennzahlen emporschnellen

Bei Sponsoreinnahmen steht die Bundesliga im kontinentalen Vergleich gut da. Laut dem jüngsten UEFA Benchmark Report sind Sponsorgelder im Schnitt für 34 Prozent der jährlichen Einnahmen der Klubs verantwortlich.

Was jedoch auffällt: Die diesbezüglichen Einnahmen sind im Vergleich zum Vor-Corona-Jahr 2019 um fast 30 Prozent zurückgegangen. Ein Plus gibt es bei den Stadionbesuchern: Nach der abgelaufenen Saison jubelte die Liga über den höchsten Zuschauerschnitt seit zwölf Jahren. Pro Partie waren durchschnittlich 7.551 Fans in den Stadien.

Sportlich liegt die Bundesliga als Zehnter der aktuellen UEFA-Fünfjahreswertung im Spitzenfeld und lässt dabei beispielsweise die Schweiz oder die Türkei hinter sich. Ebenbauer spricht von einem "Platz an der Sonne" mit der fixen Champions-League-Teilnahme und einer weiteren Teilnahme an einer Gruppenphase.

Möglich macht dies vor allem die "Lokomotive" (Pangl) Salzburg. Der Serienmeister lässt auch die wirtschaftlichen Kennzahlen der Liga emporschnellen. Die Bundesliga meldete im Geschäftsjahr 2021/22 einen Umsatz von knapp 78,9 Millionen Euro nach 60,8 Millionen im Jahr davor. 2014/15 lag der Umsatz der Liga noch bei 14,8 Mio. Euro.

Möglich gemacht haben diese Zahlen die Klubs selbst. Salzburgs Europacup-Prämien werden von der UEFA auf das Liga-Konto überwiesen, von dort gehen sie freilich umgehend an den Verein weiter. Pangl spricht nicht nur in dieser Rechnung vom "Verwalter" Bundesliga.

Potenzial für 16er-Liga vorhanden, aber Unterbau als Sorge

Der vormalige Generalsekretär der "European Leagues" (EL) würde sich mehr Gestaltung wünschen. Ein Thema, das zuletzt von Teamchef Ralf Rangnick aufgeworfen wurde, wäre das Format einer 16er-Liga. Pangl sagt dazu: "Vor zehn Jahren wäre ich strikt dagegen gewesen. Nun gäbe es schon das Potenzial."

Zu bedenken sei jedoch, wie der Unterbau aussehen würde. Die 2. Liga gilt schon jetzt als finanziell herausfordernd, für einige Vertreter fast überfordernd. "Die Frage ist, ob so viel Wirtschaftskraft da ist, um oben und unten eine 16er-Liga zu unterhalten", führt Pangl an.

Ebenbauer richtet den Blick ebenfalls auf das große Ganze. "Man muss immer die ganze Pyramide von oben nach unten betrachten. Bei der Gründung der Bundesliga wurde entschieden, aufgrund mangelnder internationaler Erfolge auf eine Zehnerliga zu setzen, um das Niveau zu heben. Die Frage ist: Wie viel Potenzial für Profifußball ist in Österreich vorhanden?"

50+1 nicht gekippt - geht der Anschluss an größere Nationen weiter verloren?

Zwiespältig fasst Pangl das jüngste Nein der Bundesliga zum Kippen der 50+1-Regel auf. Damit bleibt die Praxis bestehen, die besagt, dass der Verein in der ausgegliederten Kapitalgesellschaft über die Mehrheit der Stimmanteile verfügen muss. Die Tür zum Einstieg finanzstarker Investoren wurde damit vorerst geschlossen.

Als Fußballromantiker sehe er die Entwicklung, wie sie beispielsweise in England vonstatten ging, als nicht unbedingt erstrebenswert, so Pangl. Doch: "Der Preis dafür wird sein, dass man den Anschluss an die vor uns liegenden Nationen weiter verlieren wird. Und die Frage bleibt: Wie bestehen wir gegen all die Länder, die uns schon jagen?", merkt der Burgenländer an.

Was mit einem finanzkräftigen Investor möglich wäre, zeige Red Bull vor. "Es könnte ein Sog nach oben entstehen", meint Pangl. Salzburg könnte auch sportlich größere Konkurrenz winken. Die Gefahr, sich windigen Geldgebern auszuliefern, sei jedoch ein Problem. "Da bedarf es starker Klubs, das abzufedern."

Vonseiten der Liga stellt Ebenbauer fest, dass man sich in den vergangenen zwei Jahren in Arbeitsgruppen "massiv" mit der Thematik beschäftigt habe. Die Vereine lehnten demnach ein neues Modell ab. "Es wurde lange diskutiert, bei der Sitzung im Juni gab es aber ein einstimmiges Bekenntnis zur jetzigen Regelung."

Für eine Änderung ist eine Zwei-Drittel-Mehrheit notwendig.

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