Die emotionale Berg- und Talfahrt, die der FK Austria Wien in der Saison 2024/25 der ADMIRAL Bundesliga durchlebt hat, wurde im finalen Akt der Spielzeit in 92 Minuten noch einmal komprimiert.
Führung gegen Blau-Weiß Linz in der 33. Minute durch einen Fitz-Elfmeter. In der 77. Minute trifft Maurice Malone zum zweiten Mal in dieser Partie das Aluminium. Praktisch im Gegenzug gelingt Ex-Austrianer Alexander Schmidt der Ausgleich aus dem Nichts.
In der 90. Minute bebt das Stadion nach dem 2:1 durch Philipp Wiesinger, unmittelbar nach dem Anstoß kassieren die Veilchen in der 92. Minute den Ausgleich, das ganze Stadion sackt emotional in sich zusammen. Spielbericht >>>
"Das dauert sicher ein paar Tage"
Ein Gegentor zu viel. Dritter statt Vizemeister – Conference-League-Quali statt der Chance auf die UEFA Champions League.
"Wir hatten das Spiel gefühlt schon gewonnen. Das ist so nicht zu begreifen, es ist eine totale Leere in mir. Das ist richtig bitter, dauert sicher ein paar Tage, um das zu verdauen", sagt ein niedergeschlagener Wiesinger.
Die Austria durfte in dieser Saison von zwei Titeln träumen, schied aber im ÖFB-Cup-Halbfinale gegen Hartberg aus und leistete sich in der Meistergruppe zu viele Ausrutscher.
"So dämlich!"
Unmittelbar nach dem Schlusspfiff ärgerte sich ein hochemotionaler Dominik Fitz: "Was wir in den letzten Wochen – in den Derbys, gegen Salzburg – hergeschenkt haben, ist unfassbar. Nur wir selbst sind schuld. So haben wir es nicht verdient, Erster oder Zweiter zu sein. So dämlich!"
Niedergeschlagenheit, Enttäuschung, Tränen. Unmittelbar nach dem Spiel habe er "in viele enttäuschte Gesichter schauen" müssen, sagt Cheftrainer Stephan Helm.
Der Burgenländer weiter: "Dass du nach einem langen Ball direkt das 2:2 kassierst, kannst du nicht erfinden. Wenn du den ganz großen Wurf schaffen willst, darfst du diese Momente nicht hergeben."
"Wir waren zu den wichtigen Zeitpunkten nicht da, das müssen wir uns ankreiden lassen"
Die Fans taten ihr Bestes, um das Team wieder aufzurichten. Die Osttribüne feierte die Mannschaft dennoch.
"Dass die Zuschauer nach dem Spiel schon auch das Gesamte im Auge hatten und gewürdigt haben, was die Mannschaft geleistet hat, hat mich sehr berührt", meint Helm.
Dragovics erstes Interview
Es war ein ambivalenter Abschied von einer ereignisreichen Saison. Goalie Samuel Sahin-Radlinger erklärt: "Es muss schnell in unsere Köpfe rein, dass wir brutal stolz auf das sein können, was wir in dieser Saison als Mannschaft erreicht haben. Keiner hat damit gerechnet, dass wir am letzten Spieltag noch eine Chance auf den Meistertitel haben."
Auch Coach Helm ist es ein Anliegen, am Ende des Tages die positive Entwicklung hervorzustreichen. Er erinnert sich: "Als Aleks Dragovic hier angekommen ist, hat er in seinem ersten Interview gesagt, dass es sein Ziel ist, dass wir zurück in die Top 3 kommen. Wie war damals die Reaktion? Jetzt stehen wir hier, sind Dritter."
Und doch bleibt das Gefühl, es wäre eben noch mehr möglich gewesen. "Wir waren zu den wichtigen Zeitpunkten nicht da, das müssen wir uns ankreiden lassen", gibt Wiesinger zu.
"Wir wollen uns in diesen Sphären etablieren, damit wir es gewohnt werden, in diesen Spitzenspielen zu funktionieren", gibt Helm als Ziel aus.
Eine Duftprobe
Der Prozess ist nicht abgeschlossen. Helm: "Wir haben eine Duftprobe dessen abgegeben, was wir zu leisten imstande sind. Da wollen wir nächste Saison direkt weitermachen."
"Was uns in dieser Saison gelungen ist, ist die Basis, auf der wir nächstes Jahr aufbauen können. Ich bin überzeugt davon, dass wir nächste Saison ganz anders starten können. Diese Mannschaft hat noch lange nicht ihren Zenit erreicht", ist er sich sicher.