Admira Wacker gilt seit Jahrzehnten als Goldschmiede.
Waren es vor vielen, vielen Jahren Spieler wie Manfred Zsak, Gerhard Rodax oder Didi Kühbauer, die sich bei den Südstädtern ihre ersten Sporen verdienen konnten, hießen jene Leute in der etwas jüngeren Vergangenheit Marc Janko, Erwin Hoffer oder Marcel Sabitzer.
Patrick Schmidt ist der nächste Junge aus der Talenteschmiede im Süden Wiens, der in Zukunft in dieser Auflistung erscheinen könnte.
Der 20-Jährige ist mit sechs Saisontoren der Top-Torschütze der Niederösterreicher. Was den Mittelstürmer auszeichnet: Sein Tiefgang, sein Zug zum Tor und sein Abschluss.
Und vor allem seine Bodenständigkeit. „Es freut mich, dass es mit dem Toreschießen bisher so gut geklappt hat, aber es ist einfach der Verdienst der Mannschaft. Sie setzt mich immer wieder gut ein“, erzählt der Burgenländer im Gespräch mit LAOLA1.
Mit drei Toren und einem Assist hatte Schmidt jedenfalls maßgeblichen Anteil am beeindruckenden Frühjahrs-Start der Admiraner mit drei Siegen in Folge und einem Remis.
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Ein Geschenk veränderte alles
Seine Quote von 15 Treffern in 59 Pflichtspielen kann sich ebenfalls sehen lassen, damit macht er seinem Spitznamen „Pippo“ alle Ehre.
Wie es zu dieser Namensgebung kam? „Ich habe mich vor zwei Wochen mit dem Herren getroffen, der für meinen Spitznamen verantwortlich ist. Das ist der Herr Maric. Er ist mittlerweile 77 Jahre alt. Als ich fünf oder sechs Jahre alt war, hat er mir ein Trikot von Filippo „Pippo“ Inzaghi vom AC Milan mitgenommen. Ich hatte das Leiberl bei jedem Training an. Und so hat es sich entwickelt, dass alle Pippo zu mir sagen“, berichtet der Stürmer mit funkelnden Augen.
Das Wiedersehen sei ein schöner Augenblick gewesen, denn „wir haben uns acht Jahre nicht gesehen. Er hat sich wahnsinnig gefreut, dass ich mich noch so gut an ihn erinnern kann. Das war ein sehr schöner Moment. Er war damals mein Nachbar. Wir haben uns immer sehr nett unterhalten. Er pendelt zwischen Österreich und Kroatien, deswegen war er nicht so oft erreichbar.“
Schmidts großes Vorbild
Als Vorbild oder Idol würde Schmidt den italienischen Goalgetter aber dennoch nicht bezeichnen. Diese Ehre gebührt seinem Cousin: Philipp Hosiner.
„Hosi war immer mein großes Idol. Die wenigsten Leute nennen einen österreichischen Spieler als ihr Idol, aber er war und ist mein absolutes Vorbild, auch als Gesamtperson.“
"Hosi war immer mein großes Idol. Die wenigsten Leute nennen einen österreichischen Spieler als ihr Idol, aber er war und ist mein absolutes Vorbild, auch als Gesamtperson."
Der Draht zum neun Jahre älteren Hosiner war seit Schmidts Geburt ein sehr enger. „Hosi hat im Nachbarhaus gewohnt. Ich habe nicht einmal gehen können, da hat er mir schon den Ball hingeworfen. Ich wollte alles machen, was er so macht. Ich habe ihn immer bewundert, egal wo er war. Wenn ich jetzt hin und wieder lese, dass ich mit ihm verglichen werde - sei es der ähnliche Laufstil oder der Abschluss - dann ehrt mich das.“
In der Familie wird immer wieder spaßhalber gestritten, welches Elternteil für die guten Fußball-Gene der beiden verantwortlich ist. „Philipp ist auf der Mama-Seite. Ich auf Papas Seite. Ich bin einfach froh, dass wir es beide soweit geschafft haben. Ich hoffe, es ist noch nicht das Ende. Wir sind beide glücklich.“
Und wirklich sehr glücklich ist der Admiraner, dass die schlimme Tumor-Erfahrung bei seinem Cousin ein Happy End hatte.
Schlimme Erinnerung
Schmidt kann sich noch genau an den Tag der Nachricht erinnern: „Es war Zeugnistag – welches nicht so gut ausgesehen hat – und als er mir geschrieben hat, dass er zum 1. FC Köln wechselt, war das eine Art Trost für mich. Wir hatten dann am Nachmittag ein Match und als ich danach in die Kabine kam, haben mich alle gefragt, was mit Hosi ist, denn sein Wechsel sei geplatzt. Ich habe ihm dann geschrieben, doch es ist nichts zurückgekommen. Da habe ich mir schon gedacht, dass etwas nicht stimmt. Am Abend hat mir meine Mutter erzählt, dass es Probleme beim Medizincheck gegeben hatte. Als ich dann erfahren habe, dass er einen Tumor hat, sind mir die Tränen gekommen. Es war ein Schock. Doch das Ganze hat ihn definitiv stärker gemacht, er hat daraus privat und sportlich viel lernen können. Er ist menschlich gewachsen.“
"Als ich dann erfahren habe, dass er einen Tumor hat, sind mir die Tränen gekommen. Es war ein Schock."
Trotz des berühmten und erfolgreichen Cousins glaubt der U21-Teamspieler, dass er sich in seiner Karriere alles selbst erarbeitet hat.
„Wir sind 2011 fast gleichzeitig zur Admira gekommen. Er kam von der Vienna zu den Profis, ich ins Jugend-Team. Aber er hat mir immer Tipps gegeben. Bei den Profis hat mir unser Verhältnis ein bisschen geholfen, dass ich viel leichter den Draht zur Mannschaft fand, weil Hosi noch sehr viele Spieler gut kennt.“
Ob ihn sein Weg ebenfalls irgendwann ins Ausland führt, ist für ihn derzeit völlig uninteressant. „Ich habe keine Karriereleiter, wo der Plan ist, früh ins Ausland zu wechseln.“
Dank an die Admira
Schmidt möchte sich zuerst bei der Admira kontinuierlich weiterentwickeln, obwohl es an Interessenten nicht mangelt. „Ich bin erst drei Jahre bei den Profis und froh, dass ich derzeit viel Spielzeit bekomme. Ich fühle mich hier sehr, sehr wohl. Ich weiß, was ich dem Verein zu verdanken habe. Es sind viele Dinge passiert, wo ich nur Danke sagen kann. Der Verein hat mir sehr geholfen. Ich möchte dem Klub etwas zurückgeben.“
Er sieht bei sich auch noch genug Entwicklungspotenzial: „Vor allem im Spiel mit dem Rücken zum Tor oder das Absichern der Bälle. Daran möchte ich hart arbeiten, dass es besser wird.“
Die Gemeinschaft und der Zusammenhalt innerhalb der Mannschaft seien jedenfalls unglaublich. „Wir sind eine Truppe, die immer zusammenhält. Es läuft immer der Schmäh – egal wie es aussieht. Im Winter haben wir aber klar gesagt: Jetzt gehören Punkte her. Wir müssen marschieren ohne Ende.“
In der Vorbereitung wurde gut gearbeitet. „Wir haben umgestellt, da ist es klar, dass es anfänglich Schwierigkeiten gibt. Mittlerweile haben wir die Abläufe aber drinnen. Wir haben uns gut eingearbeitet, stehen hinten richtig gut. Doch im Endeffekt ist es egal, mit welchem System man spielt. Wenn man ohne Ende kämpft, dann wird man immer erfolgreich sein.“
Mit dem Wissen der Punkteteilung nach dem Grunddurchgang „konnten wir eigentlich ohne Druck aufspielen.“
Traum der EM-Endrunde
Keinen Druck macht er sich auch bezüglich seiner möglichen Teilnahme an der U21-Europameisterschaft im Sommer.
Wenngleich er natürlich zugibt: „Die EM ist ein großer Traum von mir – wie von jedem kleinen Kind. Ich bin sehr froh, dass ich die letzten zwei Jahre im Kader dabei war. Teamchef Gregoritsch hat mir immer das Vertrauen geschenkt, auch wenn es im Klub nicht so gut gelaufen ist. Er ist ein richtig guter Trainer und Ansprechpartner. Er will jedem seiner Spieler weiterhelfen. Und ich will mich beweisen, damit ich bei der EM dabei sein darf.“