Eigentlich hatte die Austria durch den 2:1-Heimsieg gegen Altach Grund zur Freude.
Trotzdem fiel der Jubel von Raphael Holzhauser nach dem verwandelten Elfmeter zum zwischenzeitlichen 1:0 eigenwillig aus.
Mehrmals tippte er sich mit dem Zeigefinger auf den Mund und vermittelte damit: Seid ruhig!
Doch wem galt die Kritik und der Ärger? "Das ist egal, die Person weiß das schon." Auf "Sky"-Nachfrage, ob es nur eine Person sei, meinte er: "Ich glaube schon, es ist auf jeden Fall nicht so wichtig."
Damit startete der Austria-Kapitän ein Rätselraten, wer ihn denn so in Rage gebracht hat, dass er selbst nach diesem Tor noch daran denken musste.
Reaktion auf Wohlfahrts öffentliche Kopfwäsche?
Tatsache ist, dass die Austria seit Wochen unter Druck steht. Nach dem Abschied von Trainer Thorsten Fink kehrte mit zwei Siegen unter Neo-Coach Thomas Letsch wieder Ruhe ein, die mit dem 0:5 bei RB Salzburg erschüttert wurde.
Sportdirektor Franz Wohlfahrt war daraufhin stinksauer und kritisierte in der "Krone" die Mannschaft. "Ich frage mich, wozu der Trainer, ich und andere mit den Spielern reden, ihnen versuchen, klar zu machen, um was es für den Verein in den letzten Runden geht. Wenn ich dann sehe, was einige auf dem Platz bieten, dann bleibt mir nur die Erkenntnis, dass einige uns nicht zuhören, es sie gar nicht mehr interessiert, sie mit dem Kopf nicht mehr dabei sind. Anders kann ich mir die Vorstellung einiger Spieler nicht erklären! Das alles ist schon ein Fingerzeig für die nächste Saison - wer zieht mit, auf wen können wir verzichten? Wenn einige nicht mehr wollen, werden sie bald nicht mehr das Austria-Leibchen tragen!"
"Dass 'sie mit dem Kopf nicht mehr dabei sind' könnte schon auch eine Anspielung auf Holzhauser gewesen sein, der die Austria im Sommer definitiv verlassen wird.
Galt der Finger etwa dem Sportchef? Und war Holzhausers Tor die Antwort darauf, weiterhin alles für die Austria zu geben? Fragen, die am Samstag nicht beantwortet wurden.
Trainer Thomas Letsch sah zwei Wochen nach dem Salzburg-Debakel keine direkte Reaktion auf die Kritik von Wohlfahrt, sondern "eigentlich ist es ja eine Grundvoraussetzung, dass man das Spiel gewinnen will. Ich hoffe, der 'Bad Cop' (Anm.: "Sky" verglich Letsch und Wohlfahrt mit dem "Good Cop" und "Bad Cop") ist auch zufrieden."
"Spieler aufmerksam machen, was zu tun ist, um Job gut zu machen"
Der Sportdirektor antwortete: "Das Ergebnis war positiv, die Mannschaft hat auch bis zum Schluss gezeigt, dass sie unbedingt den Sieg einfahren will. Es war aber auch sichtbar, dass wir große Probleme im Spielaufbau hatten, viele Unsicherheiten. Der Druck ist sehr groß, das war klar sichtbar. Der Druck bleibt auch groß. Wir haben heute gewonnen, das war der erste Schritt."
Wohlfahrt glaubt noch an die Erreichung eines internationalen Startplatzes. Ob seine Kopfwäsche den Druck auf die Mannschaft noch erhöht hat? "Ich sehe es nicht als Kopfwäsche, sondern als Pflicht, hin und wieder Spieler darauf aufmerksam zu machen, was zu tun ist, um ihren Job gut zu machen. Das ist keine Kopfwäsche, sondern das sind Diskussionen, die einfach dazugehören."
Aktuell ortet er aber noch Probleme: "Es liegt sehr viel am Selbstvertrauen. Wir sind nicht in der Lage, befreit aufzuspielen, weil der Druck zu groß ist."
Letsch: "Es war heute ein dreckiger Sieg"
Es war zwar wieder keine souveräne Vorstellung der Wiener, jedoch zählte gegen Altach nur der Sieg und das Wahren der Chance auf einen Europacup-Platz. Aktuell beträgt der Rückstand auf die Plätze vier und fünf noch sieben Punkte.
Letsch analysierte: "Für uns zählt das Ergebnis, es war heute ein dreckiger Sieg. Wir haben in der ersten Halbzeit viele Dinge gut umgesetzt, sind nicht unverdient mit einer Führung in die Pause gegangen. Die zweite Halbzeit war phasenweise nicht gut, da waren wir zu weit weg, zu passiv. Der Ausgleich war verdient, es war Glück, dass das Spiel nicht in die andere Richtung kippt. Aber wir haben dann Siegeswillen gezeigt und konnten körperlich noch einmal zulegen. Es sind wichtige drei Punkte."
"Das war das Glück des Tüchtigen heute"
Auch wenn die zweite Halbzeit nicht gut war, haben wir bis zum Ende daran geglaubt. Ich habe auch am Platz das Gefühl gehabt, dass da heute noch was geht. Wir haben uns belohnt, es waren wichtige drei Punkte."
Eine Erklärung für die schwache zweite Hälfte hatte jedoch keiner so richtig, auch nicht Kevin Friesenbichler, der aber ehrlich zugab: "Tüchtig waren wir, das war das Glück des Tüchtigen heute."
Ob es trotz Sieges diesmal eine Kopfwäsche von der sportlichen Führung geben wird? "Ich weiß nicht, ob es eine Kopfwäsche geben muss, wenn wir gewonnen haben. Wir können darauf aufbauen, müssen uns aber natürlich auch verbessern, das hat man heute gesehen", so Friesenbichler.