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Thanos Petsos: "Viele Jungs träumen von Rapid"

Selbstkritik! Nach hartem Jahr ist Rapid für Petsos kein Rückschritt. LAOLA1-Interview:

Thanos Petsos: Foto: © SK Rapid

Greuther Fürth, Werder Bremen, SK Rapid - Thanos Petsos steht auf Grün-Weiß.

Auch wenn der Plan ursprünglich anders aussah, ist er nun zurück in Wien. Als Rückschritt will der 26-jährige Mittelfeldspieler das aber nicht verstanden wissen. "An dem Verein liegt mir sehr viel, ich habe hier eigentlich die beste Zeit meiner Karriere gehabt", gesteht der Deutsch-Grieche im LAOLA1-Interview.

Auch Goran Djuricin ist froh, einen Spieler wie Petsos zu bekommen: "Wir freuen uns alle sehr. Wir wollten ihn unbedingt holen. Ich bin froh, dass das geklappt hat. Er hat ja schon einmal bei Rapid bewiesen, dass er ein Top-Spieler in Österreich sein kann. Ich denke, das wird heuer nicht anders ausschauen."

Kritiker sahen nicht die unbedingte Notwendigkeit, Petsos an seine alte Wirkungsstätte zurückzuholen, da genug Alternativen vorhanden sind. Vor allem zeigte zuletzt mit Dejan Ljubicic ein junges, aufstrebendes Talent auf.

"Sie werden sich einmal die nächsten ein, zwei Wochen duellieren, weil geschenkt wird niemandem was. Sollte dann Thanos wirklich spielen, werden wir mit Dejan eine Einigung finden, dass er zu Wr. Neustadt zurückgeht, weil er braucht Spiele. Aber entweder er spielt bei uns oder in Wr. Neustadt. Ich will nicht, dass er auf der Bank sitzt", erklärt Djuricin seinen Plan mit Petsos und Ljubicic.

Während Petsos vorerst nur einen Leihvertrag für ein Jahr besitzt (plus Kaufoption), sieht man in Ljubicic die Zukunft. Doch niemand schließt aus, dass auch Petsos länger in Hütteldorf bleiben könnte. Dort, wo er bereits drei Jahre spielte und nun auf sein Comeback brennt.

LAOLA1 gewährte der Defensivspieler das erste offizielle Interview nach seiner Rückkehr: Über seine Liebe zu Rapid, über sein hartes Jahr in Bremen und Fulham, Selbstkritik und wie schnell er Rapid weiterhelfen kann.

LAOLA1: Thanos, zurück bei Rapid. Wie sind die ersten Stunden bei deinem neuen/alten Verein?

Thanos Petsos: Sehr schön! Ich hätte nicht gedacht, dass es mir so einfach fällt, hier wieder Fuß zu fassen. Es fühlt sich echt nicht so an, als wäre ich ein Jahr weg gewesen, sondern als hätte ich im Bus die Augen zugemacht, sie wieder geöffnet und wäre noch immer da. Es war echt ein super Erlebnis, die Fans wiederzusehen und die Rückendeckung zu spüren. Ich denke, ein Spieler wie ich braucht so etwas dann auch ein bisschen.


Thanos Petsos is back beim SK Rapid:


LAOLA1: Dein Vertrag läuft erst einmal leihweise bis Saisonende plus Kaufoption. Kannst du mit dieser Lösung leben?

Petsos: Ja, es wurde so vereinbart. Natürlich liegt es an mir, wie ich mich präsentiere. Ich bin zuversichtlich, dass ich wieder in die Spur finden kann – nach diesem harten Jahr für mich. Ich will der Mannschaft helfen. Am Ende des Tages würde ich gerne hier bleiben, aber das werden wir später noch sehen.

LAOLA1: Rapid will ab kommender Saison noch mehr auf Dejan Ljubicic bauen. Ist das noch mehr Motivation, um dich auch gegen die Jungen durchzusetzen, damit dein Vertrag verlängert wird?

Petsos: Das liegt nicht nur an mir. Dejan ist ein super Spieler, da müssen auch die anderen ein Stück weit um ihren Platz kämpfen. Jeder muss das, das ist auch gut so. Konkurrenz belebt das Geschäft. Ich denke, dass vor ihm eine große Zukunft liegt. Ich halte sehr viel von ihm. Er ist ein sehr guter Spieler, vor allem auf der Sechserposition. Er macht das sehr ruhig und abgeklärt. Vielleicht spielen wir auch zusammen, wer weiß?

LAOLA1: Im Abschiedsinterview mit LAOLA1 hast du gesagt: "Ich könnte durchaus irgendwann zu Rapid zurückkehren.“ Hättest du dir das so schnell gedacht?

Petsos: Eigentlich nicht, aber im Fußball weiß man halt nie, was passiert. Die Situation ist halt so entstanden, ich habe in Fulham auch keine einfache Situation mit der Verletzung gehabt. In Bremen habe ich schon nach drei Monaten gesagt bekommen, dass es hier schwer wird. Die Gründe muss jeder für sich selbst herausfinden. Da ist einiges vorgefallen, aber es ist vorbei. Ich freue mich, wieder hier zu sein. Ich wollte eigentlich gleich die Schuhe schnüren und auf den Platz gehen, aber da lassen wir uns noch ein bisschen Zeit.

LAOLA1: Du gingst mit großen Ambitionen, wolltest den nächsten Schritt in Deutschland setzen. Warum ist dir der Durchbruch nie gelungen?

Petsos: Es gibt viele Ansatzmöglichkeiten. Ich habe eigentlich einmal die Chance gekriegt, gegen Schalke zu spielen. Vom Umfeld her war das ein ganz ordentliches bis gutes Spiel. Daraufhin war ich nicht im Kader, dann ging es eigentlich bergab. Warum das jetzt so passiert ist, kann ich auch nicht sagen. Ich habe probiert, Gas im Training zu geben, mich zu empfehlen. Aber es hat irgendwie nicht gepasst. Es sind ein paar Trainerwechsel gewesen, in der oberen Etage hat sich etwas verändert. Das kann alles sein.

LAOLA1: Und was lief speziell bei deiner Leihe nach Fulham schief?

Petsos: Das Gute war, dass ich zwei Tage dort war und gleich im FA-Cup eingewechselt wurde. Da dachte ich mir, das kann gut laufen. Eine Woche später hatte ich diese Probleme mit der Wade, die sich zwei Monate hingezogen haben. Von der Qualität her fand ich das noch einen Tick besser als in Bremen. Dementsprechend war es auch zurecht, dass ich dort nicht mehr in die Spur gefunden habe. Die Mannschaft hat es gut gemacht, es relativ leicht in die Top 6 geschafft und wir hätten eigentlich auch den Aufstieg perfekt machen müssen. Die Qualität war extrem hoch. Nach so einer Verletzungszeit ohne Spielpraxis zurückzukommen, damit konnte ich leben.

LAOLA1: Als dein Name mit Rapid in mit Verbindung gebracht wurde, stellte sich die Frage nach deiner Fitness. Wie geht es der Wade, wie fit bist du?

Petsos: Der Wade geht es gut. Es lag wahrscheinlich am Schuhmodell. Ich habe jetzt wieder die Schuhe ausgepackt, die ich bei Rapid angehabt habe und in der letzten Zeit in Fulham. Ich bin wieder topfit, alles gut, ich fühle mich gut. Die Tests waren auch prima, der Körper ist topfit.

LAOLA1: Siehst du deine Rückkehr nach Österreich als Rückschritt auf deinem Karriereweg oder als Anlauf, um dich wieder für höhere Aufgaben zu empfehlen?

Petsos: Was heißt Anlauf? Viele Jungs träumen davon bei Rapid zu spielen. Es ist nicht selbstverständlich für mich, wieder zurückzukommen. Ich schätze es auch sehr, dass mich der Verein zurückholt und auf mich gebaut wird. Ob das ein Rückschritt oder Fortschritt ist? Ich will wieder so Saisonen erreichen wie zuvor die drei Jahre. Da können wir sicher viel erreichen.

LAOLA1: Gab es für dich auch andere Optionen? Oder war Rapid sofort deine erste Wahl?

Petsos: Es gab sicherlich kleinere Angebote, aber ich habe schon von Anfang an gesagt, dass ich es sehr gerne wahrnehmen würde, wenn Rapid noch einmal anklopfen sollte. An dem Verein liegt mir sehr viel, ich habe hier eigentlich die beste Zeit meiner Karriere gehabt. Dementsprechend habe ich mich dann auch für Rapid entschieden. Ich habe es ein bisschen rausgezögert, gepokert, vielleicht auch ein bisschen darauf gewartet. Im Endeffekt bin ich sehr froh hier zu sein.

LAOLA1: Fühlst du dich trotz der fehlenden Spielpraxis im letzten Jahr bereit, Rapid sofort weiterhelfen zu können?

Petsos: Definitiv. Ich habe extra den Trainingsbetrieb schon zwei Wochen vor den Profis gestartet, weil ich dachte, dass noch eine Chance auf mich wartet. Das war leider nicht so. Ich habe dann trotzdem bei der U23 sehr professionell trainieren können. Die sind ja auch sehr gut gestartet, mit vier Siegen und einem Unentschieden. Da war die Qualität schon sehr gut, so dass ich eigentlich voll im Saft bin, was das Fußballerische angeht.

LAOLA1: Rapid hat ohne dich eine Seuchensaison durchgemacht, ist auch diesmal schlecht gestartet. Hast du das verfolgt? Was ist passiert, seit du da warst?

Petsos: Es war ein Seuchenjahr, natürlich auch durch gewisse Umstände. Vielleicht kann man das ein bisschen mit meiner Saison vergleichen. Keiner kann sich erklären, warum das im Endeffekt so passiert ist. Ich habe versucht, so viele Spiele wie möglich anzuschauen, habe alles verfolgt und noch einen sehr guten Draht zur Mannschaft gehabt, zu Schwab, Sonnleitner und vor allem Pavelic. Da leidet man auch ein bisschen mit, wenn man weiß, was eigentlich in der Mannschaft steckt. Deswegen bin ich erst recht guter Dinge, dass wir alle zusammen da raus kommen können.

LAOLA1: Du hast gesagt, deine Rückkehr war so, als hättest du nur im Bus die Augen zugemacht. Doch plötzlich steht ein neues Stadion da. Wie findest du es?

Petsos: Als ich reingegangen bin, hatte ich wirklich Gänsehaut. Ich bin den Trakt auch noch nie, so wie er jetzt fertiggestellt ist, durchgelaufen. Das erinnert mich schon ein bisschen ans Hanappi-Stadion, nur Klassen besser. Ich glaube, das wird schon cool, in dem Stadion zu spielen.

LAOLA1: Wie glaubst du, wirst du von den alten Bekannten und Fans wieder aufgenommen werden?

Petsos: Ich hoffe gut. Ich habe in den drei Jahren, wo ich hier war, probiert, alles in die Waagschale zu werfen. Das hat nicht immer so funktioniert, wie ich mir das vorgestellt habe. In meinem zweiten Jahr hatte ich nicht so einen glücklichen Start, aber mit der ersten und letzten Saison konnte ich schon zeigen, was in mir steckt. Ich habe mich immer fair und korrekt verhalten, habe das auch immer offen kommuniziert, was eventuell die nächsten Ziele in meiner Karriere sein könnten. Ich habe immer gesagt, dass Rapid in meinem Herzen bleibt. Man sieht ja, dass ich sehr gerne hier bin.

LAOLA1: Als du Rapid vor einem Jahr verlassen hast, wurdest du in den deutschen Medien zitiert: „Ich werde unterschätzt“ in Deutschland. Wie glaubst du, schaut es jetzt aus?

Petsos: Das ist mir ehrlich gesagt, vollkommen egal. Es ist halt manchmal so, dass ein Trainer nicht auf dich steht oder gewisse Sachen nicht passen. Wie gesagt: Ich hatte einmal oder zwei Mal in der ganzen Hinrunde die Chance, mich zu präsentieren. Dann nach drei Monaten zu sagen: Es reicht nicht? Ich weiß nicht, ob die Ex-Spieler, die von Österreich nach Deutschland gewechselt sind, auch gesagt bekommen, dass es nicht reicht. Da hatten vielleicht einige Startschwierigkeiten. Ich bin auch praktisch mit einem Innenbandriss hingewechselt, die Vorbereitung war nicht so optimal. Aber jetzt darüber nachzudenken? Also mir ist das egal. Ich weiß, dass ich gewisse Qualitäten habe, ich das Spiel auch mitlenken kann. Ich bin selbstbewusst und froh, dass mir Rapid das Vertrauen schenkt.

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