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Friese: "Will Kayode nicht kritisieren, aber..."

Austria-Stürmer gibt sich im LAOLA1-Interview auch selbstkritisch.

Friese: Foto: © GEPA

Kevin Friesenbichler ist (endgültig) angekommen – und das im doppelten Sinn.

Nach zweimaligem Leihgeschäft mit Benfica Lissabon konnte sich die Wiener Austria im Sommer mit den Portugiesen einigen und den 24-Jährigen fix verpflichten.

Und nach dem Abgang von Larry Kayode zählt der Steirer zum Stammpersonal. Eigentlich Grund genug um richtig happy zu sein, doch der Angreifer gesteht: „Meine Leistungen waren bisher auch nicht so schlecht, aber die Ausbeute passt nicht. Da muss mehr her.“

Im LAOLA1-Interview spricht Friesenbichler neben seiner persönlichen Situation über den Kayode-Abgang, den ungewollt großen Umbruch bei den Veilchen und den EL-Hit gegen Milan.

LAOLA1: Kevin, wie fühlt es sich an, einen langfristigen Vertrag bei der Austria zu besitzen?

Kevin Friesenbichler: Das ist sehr schön. Darauf haben wir die letzten zwei Jahre hingearbeitet. Es war kein leichtes Verfahren, aber irgendwie konnte man sich doch mit Benfica einigen. Wir sind alle sehr froh, dass es geklappt hat – vor allem ich. Ich möchte für das Vertrauen etwas zurückgeben.

LAOLA1: Hast du diese ungewisse Zukunft zum Saisonende in den letzten zwei Jahren ausblenden können, oder hat es dich doch mehr beschäftigt?

Friesenbichler: Bis Winter bzw. März konnte ich mich immer voll auf das Sportliche konzentrieren, aber ab dann ist es legitim, dass im Kopf herumschwirrt, wie es weitergeht. Gut war, dass ich gewusst habe, dass mich meine Familie überall hin begleiten würde. Ich will jetzt aber gar nicht zu viel über die Portugiesen reden – das ist nicht mein Stil. Das Ganze ist jedenfalls nicht schön abgelaufen.

LAOLA1: Laut „Transfermarkt.at“ läuft dein Austria-Vertrag bis 2022 – das ist ein ordentliches Statement.

Friesenbichler: Es ist ein langfristiger Vertrag, aber nicht bis 2022. Mir ist bewusst, dass der Trainer und der Verein mit mir planen, sie wissen, was ich kann. Nun gilt es, mein Können noch mehr am Platz abzurufen. Es läuft heuer schon besser, da ich auch mehr Einsätze bekomme. Denn Kraft für die Spiele bekommt man nur mit Einsatzminuten. Das geht im Training kaum. Jetzt fehlen nur mehr die Tore. Und die werden mit der Zeit bestimmt kommen.

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LAOLA1: In den vergangenen zwei Saisonen war Larry Kayode gesetzt, du hattest meistens nur Kurzeinsätze. Wie bist du damit umgegangen?

Friesenbichler: Das war für mich persönlich natürlich nicht zufriedenstellend, da ich auch nach guten Auftritten und Toren im nächsten Spiel wieder auf der Bank sitzen musste. Doch das ist Vergangenheit. Was zählt, ist das Hier und Jetzt. Mit der Einsatzzeit bin ich sehr zufrieden. Meine Leistungen waren auch nicht so schlecht, aber die Ausbeute passt nicht. Da muss mehr her.

LAOLA1: Deine Bilanz in der Meisterschaft beläuft sich nach sieben Runden auf zwei Tore und zwei Assists. Es gibt Stürmer in der Bundesliga, die eine schlechtere Ausbeute vorweisen.

Friesenbichler: Ja klar, aber es wäre einfach noch mehr drinnen gewesen. Ich hatte zwei Lattenschüsse dabei – mit einem Quäntchen Glück gehen die rein. Aber wie gesagt, ich werde daran arbeiten.

LAOLA1: Im Sommer gab es bei euch doch einen ungewollt großen Umbruch. Hast du bzw. die Mannschaft Verständnis für diverse Abgänge? Immerhin war der eine oder andere Transfer doch sehr kurzfristig.

Friesenbichler: Ich denke, dass wir die Abgänge sehr gut kompensiert haben. Wir haben zwar nicht den größten Kader der Liga, aber viele junge Leute, die unbedingt spielen wollen. Und Einsätze brauchen sie auch. Eine junge Mannschaft entwickelt sich am besten mit vielen Spielen. Das ist jetzt der Fall. Im Jänner werden zwei, drei Jungs nach ihren Verletzungen zurückkehren und dann schaut die Situation schon wieder ganz anders aus. Ich denke, wir sind gut gerüstet und können vorne in der Liga mitspielen. Das ist unser Ziel. Die Meisterschaft hat Vorrang. Das heißt aber nicht, dass wir in der Europa League nur mitspielen wollen – auch dort wollen wir etwas bewirken und unsere Punkte holen.

LAOLA1: Kayode hat seinen Abgang mehr oder weniger erzwungen. International forcierte BVBs Dembele mit seinem Trainings-Boykott einen Wechsel. Wie stehst du zu solchen Aktionen?

Friesenbichler: Auch da gibt es zwei Paar Schuhe. Im Fall von Kayode oder Dembele muss ich klar sagen: Sie hatten dem Verein relativ viel zu verdanken, kamen fast immer zum Einsatz. Da verstehe ich nicht, warum sie so reagiert haben. Sie hätten doch ganz einfach weiterspielen können und dann immer noch wechseln. Der Klub hätte sie doch noch gut brauchen können. Auf der anderen Seite kann ich so ein Verhalten nachempfinden, wenn man vom Verein einfach nie eingesetzt wird – schließlich muss man auch auf sich schauen.

LAOLA1: Also sorgt das Verhalten von Kayode, der gesagt hat, er kann wegen psychischer Probleme nicht für die Austria auflaufen, bei dir für Unverständnis.

Friesenbichler: Ich will Larry nicht kritisieren, aber ich weiß nicht, ob es wirklich psychische Probleme waren. Da er schon mit dem Transfer spekuliert hat, war er scheinbar nicht bereit, sich voll reinzuhauen bzw. hatte Angst, sich zu verletzen. Er wollte kein Risiko eingehen, um den Wechsel nicht in Gefahr zu bringen.

LAOLA1: Themenwechsel: Du bist für das UEFA Tor des Jahres nominiert worden. Eine große Ehre oder?

Friesenbichler: Auf jeden Fall. Wenn man sieht, welche Leute da dabei sind, dann ehrt es mich sehr. Es war ein sehr schönes Tor, wahrscheinlich das schönste meiner Karriere, aber definitiv nicht mein emotionalster Treffer. Da gab es andere. Als Kevin Friesenbichler von der Wiener Austria rechne ich aber nicht damit, die Wahl zu gewinnen (lacht).

"Jeder Fußballer muss sich das Ziel setzen, einmal Meister werden. Das ist auch meines. Wir hatten in den letzten zwei Jahren auch immer die Chance dazu, aber es hat immer etwas gefehlt."

Friesenbichlers ehrgeiziges Ziel

LAOLA1: Vor zwei Jahren, als du gerade frisch zur Austria gekommen bist, hast du bei in einem deiner ersten Interviews bei uns gesagt, dass du Meister mit den Veilchen werden willst, weil du immer nach dem Höchsten strebst. Ich schätze, das gilt noch immer?

Friesenbichler: Natürlich. Jeder Fußballer muss sich das Ziel setzen, einmal Meister werden. Das ist auch meines. Wir hatten in den letzten zwei Jahren auch immer die Chance dazu, aber es hat immer etwas gefehlt. In meinem ersten Jahr war Salzburg überragend, letzte Saison waren wir lange oben dabei, doch dann ist der Druck größer geworden und wir sind ins Trudeln gekommen. Heuer haben wir auch andere Ziele. Wir wollen unbedingt in die Champions-Legaue-Quali kommen, dafür reicht Platz zwei. Sollte das nicht klappen, wollen wir zumindest international spielen. Und klar träumt man auch vom Meistertitel, aber man muss auch die Realität sehen. Wir haben viele Ausfälle, dennoch versuchen wir, jedes Spiel zu gewinnen. Und Sturm und Salzburg sind sicher nicht unschlagbar – wobei Salzburg für uns schon (lacht). In zwei Wochen gastieren wir bei Red Bull und wir wollen die Negativserie gegen die „Bullen“ endlich beenden. Das wäre ein richtiger Schritt. Letztes Jahr haben wir in den vier Spielen gegen Salzburg zwölf Punkte auf sie verloren. Und wenn du gegen den direkten Konkurrenten immer verlierst, kannst du nicht Meister werden.

LAOLA1: Der Klub hat zu Saisonbeginn auch öffentlich über den Angriff auf den Meisterteller gesprochen. Ist dies nach dem Umbruch überhaupt noch möglich?

Friesenbichler: Ausgeschlossen ist es nicht. Es sind noch viele Partien und wir haben es daher in der eigenen Hand (lacht). Aber klar muss man realistisch bleiben. Der Umbruch war groß. Derzeit ist von der Achse aus der Vorsaison nicht mehr viel da, weil ja auch Grüni (Alexander Grünwald, Anm. d. Red.) verletzt ist. Aber es sind gute neue Leute wie etwa Jin, Ibrahim oder Ruan gekommen. Wenn sie sich eingelebt haben, werden wir eine richtig gute Mannschaft sein. Doch das braucht natürlich noch ein bisschen Zeit.

LAOLA1: Zuletzt gab es ein Foto-Shooting in der Generali Arena. Das neue Stadion nimmt auch immer mehr Gestalt an. Wie groß ist deine Vorfreude auf die neue Heimstätte?

Friesenbichler: Es ist mittlerweile bekannt, dass das Happel-Stadion für uns nicht optimal ist, aber wir sind eigentlich gut damit umgegangen. Aber alle freuen sich auf die neue Arena. Man sieht zwar auf der Klub-Homepage die Bilder, aber wenn man selbst drinnen steht und sieht, was da entsteht, ist das schön.

LAOLA1: Zum Abschluss: Am Donnerstag (ab 19:00 Uhr LIVE im LAOLA1-Ticker) geht es gegen den AC Milan in der Europa League. Wie groß ist die Vorfreude?

Friesenbichler: Der Name Milan sorgt natürlich für Begeisterung. Ich bin aber nicht der Typ, der sich auf einzelne Spieler freut. Rom war letztes Jahr auch eine große Mannschaft. Wir werden versuchen, das bestmögliche Ergebnis zu holen. Wenn Milan in Topform spielt, wird es ganz, ganz schwer. Doch wenn sie keinen guten Tag erwischen und Fehler machen, ist für uns irgendwie etwas drinnen.

LAOLA1: Milan hat nach der 1:4-Pleite gegen Lazio am Wochenende gleich von der Austria gesprochen. Das zeigt, dass ihr einen Namen in Europa habt, oder?

Friesenbichler: Ich denke, sie haben das 3:3 gegen AS Roma in der Vorsaison mitbekommen. Es gibt nicht viele österreichische Mannschaften, die dort einen Punkt geholt haben. Sie werden jetzt zwar nicht mit Angst nach Wien reisen, aber ich denke, wir haben uns den nötigen Respekt verschafft.

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