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Doku zu Austrias Meistertitel 1991 - Nostalgie pur

LAOLA1 hat mit Peter Slavin, dem Macher des Films, gesprochen:

Doku zu Austrias Meistertitel 1991 - Nostalgie pur

Herbert Prohaska in seiner ersten Saison als Trainer der Wiener Austria, Ernst Happel auf der Bank des FC Tirol, Hans Krankl als Coach des SK Rapid und Otto Baric in der Verantwortung bei Vorwärts Steyr.

Die Saison 1990/91 war eine ganz Besondere. Und sie ging mit einem unglaublichen Finish zu Ende. Die Wiener Austria fixierte am letzten Spieltag gegen die Admira den Meistertitel. Das Spiel war ein Krimi sondergleichen.

Peter Slavin, der im Brotberuf bei "TV Media" arbeitet und mit "Fussball verbindet: Prominente über den beliebtesten Ballsport" auch schon ein Fußballbuch auf den Markt gebracht hat, hat eine Doku über die Meistersaison der Veilchen gedreht.

Im Juni und Juli 2022 ist der Film im "Filmcasino" zu sehen. Hier gibt's Tickets >>>

Eine sensationelle Zeitreise

Slavin ist es gelungen, zahlreiche Protagonisten von damals vor die Kamera zu bekommen. Herbert Prohaska, Andreas Ogris, Peter Stöger, Christian Prosenik, Franz Wohlfahrt, Manfred Zsak, Evgeniy Milevskiy, Ernst Aigner, Peter Pacult, Wolfgang Knaller und Alfred Dorfer geben spannende Einblicke in eine Fußballwelt, die es so nicht mehr gibt.

Die vielen Spielszenen von damals sind eine großartige Zeitreise - die Stadien der 90er-Jahre, die Anfänge der Ultra-Kultur in Österreich, die Mode,...

"Mir war der Nostalgie-Faktor extrem wichtig. Einige Freunde hatten fast Tränen in den Augen, als ich ihnen den Film gezeigt habe", sagt Slavin im LAOLA1-Interview.

Der Familienvater erzählt über seine Arbeit an der Doku, die schwierige Finanzierung und einen Kameramann mit grüner Jacke.

LAOLA1: Warum dreht man einen Film über diese Saison?

Peter Slavin: Im Zentrum steht dieses 2:2 in der Südstadt. Das Spiel war so spannend, dass es sich in mein Hirn eingebrannt hat. Das war dramaturgisch einfach so geil! Irgendwann bin ich mit einem Bier auf der Südtribüne gesessen, da ist mir eingefallen, dass sich dieses Spiel zum 30. Mal jährt. Ich habe mir gedacht: Warum mach‘ ich nicht einen Film? Heutzutage kann ja jeder einen Film machen.

LAOLA1: Was sind deine Erinnerungen an den Tag dieses Spiels?

Slavin: Ich war 14 Jahre alt, bin mit ein paar Freunden mit der Badner Bahn in die Südstadt gefahren. Der Ausgleich von Christian Prosenik war ein unglaubliches Gefühl. Nach dem Schlusspfiff war ich am Spielfeld und habe Franz Wohlfahrt auf die Schulter geklopft. Mein Vater hat mich mit dem Auto dann vom Bahnhof Meidling abgeholt. Wir haben im 15. Bezirk gewohnt, ich hatte ein Austria-Dress an und mir ist ein langhaariger Typ entgegengekommen und hat gesagt: „Wos wü‘ der do?“ Das war offensichtlich ein Rapidler.

LAOLA1: Das ist über 30 Jahre her. Im Laufe der Zeit verklärt man so manche Erinnerung. Wie groß war die Übereinstimmung deiner Erinnerungen mit dem, was tatsächlich passiert ist?

Slavin: Die Ursprungsidee war, einen Film über dieses letzte Spiel zu machen. Bei der Recherche bin ich auf Sachen draufgekommen, die ich schon völlig vergessen hatte bzw. falsch eingeordnet hätte. Der Wechsel von Andy Ogris nach Barcelona etwa. Auch die Spieler haben sich an viele Dinge nicht mehr erinnern können. Es hat bei allen Interview-Partnern eine Weile gedauert, bis die Erinnerungen wiedergekommen sind. Aber es war auch allen anzumerken, wie viel Spaß es ihnen gemacht hat, sich zurückerinnern. Da war viel Glitzern in den Augen.

LAOLA1: Wie bist du zu all deinen Interviewpartnern gekommen?

Slavin: Mein erster Weg war zur Austria. Die haben gesagt: „Total super! Aber wir können dir finanziell nicht helfen.“ Das nehme ich dem Klub nicht übel, ich habe das verstanden. Sonst hat mir die Austria aber mit allen Kontakten geholfen und ich durfte auch im Stadion drehen. Das erste Interview war mit Andy Ogris. Zwei Freunde waren die Kameraleute, einer davon interessiert sich überhaupt nicht für Fußball. Er ist mit einer grünen Jacke aufgetaucht. Mehr hat er nicht gebraucht… (lacht) Beim Interview hat er noch nichts gesagt, als er dann aber fertig war… Die meisten Interviewpartner sind auf der Hand gelegen. Bei Ernst Aigner wusste ich nur, wo er wohnt, ich habe ihn dann im Telefonbuch gefunden.

LAOLA1: Ich nehme an, das eine oder andere Highlight ist der Schere zum Opfer gefallen.

Slavin: Evgeniy Milevskiy hat mir erzählt, dass er kein Foto für seinen Führerschein hatte. Alles, was er hatte, war ein Foto im Austria-Dress. Ich habe es mit meinen eigenen Augen gesehen, auf seinem Führerschein-Foto ist er im Austria-Dress zu sehen.

LAOLA1: Die Anfänge der Ultra-Kultur in Österreich, die Stadien, die Bandenwerbungen, die Mode…

Slavin: Mir war der Nostalgie-Faktor extrem wichtig. Einige Freunde hatten fast Tränen in den Augen, als ich ihnen den Film gezeigt habe. Dieses Retro-Ding ist wieder so groß. Mir war es wirklich wichtig, dass sie kurz über die Mode sprechen. Auch die Vereine – die Vienna, der Sportclub. Otto Baric war Trainer in Steyr, was im Film keinen Platz gefunden hat.

LAOLA1: Von der Idee, den Film zu machen, bis zur Fertigstellung – war der Aufwand so, wie du es dir vorgestellt hattest?

Slavin: Ich hatte keine Ahnung, was auf mich zukommt. Ich hatte nicht mal eine Kamera. Es ist dann relativ entspannt verlaufen. Die Postproduction nach dem Abdrehen des letzten Interviews war viel Aufwand. Durch Corona hat sich alles in die Länge gezogen. Ich hatte null Budget. Ich habe versucht, die Kosten so gering wie möglich zu halten, sonst hätte mich meine Frau rausgeschmissen. Mir war aber natürlich von Anfang an klar, dass ich damit kein Geld machen werde.

LAOLA1: Würdest du es nochmal machen?

Slavin: Die Doku endet so, dass eine Fortsetzung möglich wäre. Die darauffolgende Saison war auch extrem spannend. Ich würde es aber nur dann machen, wenn man mir Geld in die Hand geben würde. Ich kann niemandem raten, es selbst zu finanzieren. Ich würde es aber sofort machen, es ist nur eine Geldfrage.

LAOLA1: Der Film läuft im Kino. Wie soll es dann damit weitergehen?

Slavin: Es soll ein einmaliges Event im Filmcasino werden. 250 Menschen passen da rein. Wenn aber viel mehr Leute ein Ticket haben wollen, wird es mehr Vorstellungen geben (Anm.: Inzwischen sind zumindest zwei weitere Vorstellungen geplant). Danach bin ich für alles offen. Ich selbst kann keine DVD finanzieren, mein Plafond ist erreicht. Mir wäre wichtig, dass den Film so viele Fans wie möglich sehen. Es ist ein Film für alle Austria-Fans.

Der Trailer:


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