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Freund: "Es gibt Prioritäten"

Salzburg-Sportchef Christoph Freund bei LAOLA1 über Bernardos Abgang und Oscars Worte:

Freund:

Meister Salzburg holte im Schlager der Runde bei Rapid im Allianz Stadion ein 0:0.

DAS Thema rund um Red Bull Salzburg ist aber der überraschende Abgang von Bernardo zu RB Leipzig. Einmal mehr wurde Ralf Rangnick beim Schwestern-Klub fündig.

Im LAOLA1-Interview spricht Sportchef Christoph Freund (39) über den kurzfristigen Abgang, die Position des Klubs, Oscar Garcias Wortwahl und wer vielleicht doch noch gehen könnte.

LAOLA1: Starten wir mit dem Spiel: 0:0 bei Rapid. Ist der sportliche Leiter zufrieden?

Christoph Freund: Die Leistung war sehr gut, wir waren vor allem zweite Hälfte klar besser, müssen aber die Chancen machen. Von dem her schade, dass wir nicht gewonnen haben, aber ich bin stolz auf das Team, vor allem nach dem bitteren Ausscheiden. Wir waren nicht immer besser in Wien.

LAOLA1: Das gute alte Thema Chancenverwertung. Was kann man tun?

Freund: Die ist leider momentan so. Wir haben in dieser Saison schon in vielen Spielen die Chancen nicht gemacht, dann reicht auch eine 1:0-Führung nicht. Das wird aber sicher wieder kommen. Aber es hat mich sehr positiv gestimmt, wie sich die Mannschaft heute präsentiert hat.

LAOLA1: Kommen wir zu Bernardo: Wie hat sich dieser Transfer so plötzlich entwickelt?

Freund: Es hat Gespräche mit Bernardo und mit Leipzig gegeben. Der Spieler wollte dann dort hingehen, das ist für uns bitter, weil es auch sehr kurzfristig war. Bernardo hat sich bei uns in den vergangenen Monaten super entwickelt und ist zu einem wichtigen Spieler geworden. Jetzt lassen wir den Nächsten aus der Pipeline mehr Spielzeit zukommen, wir sind natürlich ein Ausbildungsverein. Das sieht man auch daran, welche Spieler wir in den vergangenen Monaten verloren haben. Das ist Priorität Nummer eins, aber es ist auch wichtig, erfolgreich zu sein. Man kann jedoch nicht davon ausgehen, dass man immer Meister wird und alle Titel gewinnt. Wir haben in den letzten Jahren um die zwölf Spieler verloren, hatten aber auch gute Transfereinnahmen und junge Spieler sind nachgerückt. Wir haben richtig coole, junge Spieler da, auch in unserer zweiten Mannschaft. Natürlich muss man dann immer wieder die Mannschaft umkrempeln und immer wieder Spieler neu einbauen.


LAOLA1: RB Leipzig suchte bei Salzburg offenkundig einen Innenverteidiger, holte sich von Martin Hinteregger einen Korb. Hat man sich dann gemeinsam auf Bernardo geeinigt?

Freund: (Pause) Es ist so entschieden worden.

LAOLA1: Wer entscheidet das letztlich?

Freund: Im Endeffekt muss natürlich auch der Spieler wollen.

LAOLA1: Kommt Leipzig-Sportdirektor Ralf Rangnick und fragt bei Salzburg nach, ob Bernardo zu Leipzig will?

Freund: Das ist auch wie bei anderen Transfers. Da spricht ja auch der Verein mit dem Spieler. Das ist nicht viel anders. Aber heute ist es natürlich schnell gegangen, nachdem es in den letzten beiden Tagen Gespräche gab.

LAOLA1: Salzburg ist für viele eine Art Selbstbedienungs-Laden von Ralf Rangnick geworden. Was entgegnen Sie dem?

Freund: Wir sind ein Ausbildungsverein und entwickeln Spieler. Und Transfers passieren, wenn sich Spieler schnell und gut entwickeln.

LAOLA1: Aber sind die Hände der Verantwortlichen gefesselt, wenn Leipzig einen Salzburg-Spieler haben will?

Freund: Gefesselt sind sie nicht. Aber natürlich gibt es Prioritäten.

"Die Ablöse bewegt sich in einem Bereich, der für Österreich nicht üblich ist."

LAOLA1: Salzburg kommuniziert keine Ablösesummen. Auch wenn es sich um Leipzig handelt, muss über das FIFA-Transfersystem eine Summe fließen. War diese zumindest zufriedenstellend?

Freund: Die bewegt sich in einem Bereich, der für Österreich nicht üblich ist. Wir haben das aber zuletzt oft gehabt, dass wir für Spieler gute Transfersummen bekamen. Das ist auch der Weg für die Zukunft, dass wir Spieler finden und schnell ausbilden. Bernardo hat im Winter niemand gekannt und es gab jetzt auch andere Anfragen von großen Vereinen für ihn. Das hat ihn natürlich auch zum Nachdenken angeregt.

LAOLA1: Oscar Garcia hat im ORF-Interview vor dem Spiel gesagt, man habe nun zwei Ausbildungsteams, Liefering A und Liefering B. Was sagen Sie zu dieser Aussage?

Freund: Ich habe schon gesagt, dass wir ein Ausbildungsverein sind.

LAOLA1: Weiß das auch der Trainer? Am Mittwoch sagte er, seine Zukunft hänge auch von den Ambitionen des Vereins ab...

Freund: Natürlich ist es für einen Trainer nicht immer einfach und er will immer das beste Spielermaterial zur Verfügung haben. Er hat eine richtig gute Entwicklung mit der Mannschaft genommen. Es ist natürlich auch eine kurzfristige Enttäuschung da, wenn ein Spieler geht und wir einen ganz wichtigen Herbst haben. Es war ein Sonderfall, weil es auch kurzfristig war. Das ist für den Trainer nicht so einfach. Aber wir haben auch die letzten Tage darüber gesprochen: Wo steht der Verein, wo wollen wir hin und was wollen wir erreichen?


LAOLA1: Aber wird Oscar Garcia auf diese Aussage angesprochen?

Freund: Wir sind dauernd im Austausch und reden über die Situation. Natürlich haben wir auch in den letzten drei Tagen sehr viel gesprochen, was passieren könnte.

LAOLA1: Was kann denn noch passieren? Gehen Soriano und Hinteregger?

Freund: Stand ist, dass Soriano bleibt, es gibt auch keine Anfrage. Wir gehen davon aus, dass er bei uns bleibt. Bei Hinteregger werden wir sehen, da gibt es noch ein Gespräch.

LAOLA1: Bei der Pressekonferenz nach dem Rapid-Spiel bekannte sich Oscar Garcia auf seine Weise zum Verein und sprach davon, dass einige Spieler auch wegen ihm nicht nach Leipzig gegangen sind und er wegen denen auch hier bleibt und sie nicht im Stich lässt. Wen meint er?

Freund: Das weiß ich nicht. Vielleicht Hinteregger.

LAOLA1: Abschließend: Wie zufrieden sind Sie mit der Eingebundenheit der neuen Spieler bislang? Im CL-Playoff war bis auf Wanderson, den Oscar Garcia als „seinen“ Neuzugang präsentiert hat, keiner ein Faktor...

Freund: „Ratsche“ (Marc Rzatkowski, Anm.) hat sich leider verletzt, Gulbrandsen hat jetzt sieben, acht Spiele gespielt, hatte sich aber vor einem halben Jahr auch verletzt. Er war dann noch nicht in so einem Rhythmus. Natürlich haben wir aber auch viel Qualität schon gehabt, es ist nicht so leicht, hineinzukommen. Im Fall von Stefan Stangl macht es Andreas Ulmer gerade richtig gut und bei Munas Dabbur habe ich überhaupt keine Sorge. Auch Jonatan Soriano hat gebraucht.

LAOLA1: Aber war das der Plan, dass Dabbur im CL-Playoff 210 Minuten auf der Bank bleibt?

Freund: Nein, war es nicht. Aber es war auch nicht der Plan, dass sich drei Spieler während des Rückspiels verletzen. Auch das war für mich ein entscheidender Faktor, dass es nicht gereicht hat.


Das Interview führte Bernhard Kastler




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