Im großen LAOLA1-Interview verrät Dober, was bei seinem Abschied in St. Pölten schieflief, welche Ex-Kollegen Rapid gefährlich werden könnten, wer schuld an der Rapid-Krise ist und warum trotz Krise viel richtig gemacht wird.
LAOLA1: Wie ist es, wieder den grün-weißen Dress zu tragen?
Andreas Dober: Einfach ein Traum, es ist einfach etwas ganz anderes. Rapid ist einfach eine andere Fußballwelt, vor allem in Österreich – und ich habe jetzt schon einiges gesehen. Das ist einfach höchstes Niveau.
LAOLA1: Tut es gut, wieder zurück im vertrauten Umfeld zu sein - auch wenn es „nur“ bei Rapid II ist?
Dober: Auf jeden Fall. Wieder die ganzen alten Gesichter zu sehen, auch wenn die Mannschaft fast neu ist und ich nur mit zwei, drei Spielern zusammengespielt habe. Aber so im Verein mit Stefan Ebner (Direktor Sportmanagement), Kurt Deringer (Teammanager), den zwei Masseuren Wolfi Frey und Wolfgang „Bertl“ Skalsky. Es ist schön, wieder zu Hause zu sein und es macht mir irrsinnigen Spaß.
LAOLA1: Du hast dich mit dem Aus beim SKN St. Pölten arrangiert, mit Rapid eine für dich passende Lösung gefunden. Aber: So möglicherweise die Bundesliga-Karriere zu beenden, ist sicher nicht spurlos an dir vorbeigegangen, oder?
Dober: Naja, es war halt schon sehr bitter. Ich hatte eine ganz normale Trainingswoche hinter mir, habe 14 Bundesliga-Einsätze gehabt, von dem her habe ich nicht damit rechnen können, dass es soweit kommt. Ich glaube, da waren schon andere Sachen im Spiel, auf die ich nicht näher eingehen will. Im Endeffekt bin ich sehr froh über die Entscheidung, weil ich jetzt wieder zu Hause bin, dort, wo ich hingehöre. Jetzt macht mir Fußball wieder enormen Spaß, wir haben Großes vor mit Rapid II, wollen nächstes Jahr unbedingt aufsteigen. Im Nachhinein bin ich froh darüber, dass St. Pölten nicht mehr mit mir geplant hat.
LAOLA1: Das hast du damals aber noch nicht gewusst, dass dich Rapid auffängt.
Dober: Natürlich war es damals ein Schlag ins Gesicht. Vor dem Testspiel gegen Mannsdorf am 14. Jänner ist Jochen Fallmann zu mir gekommen und hat gemeint, dass er mit mir danach in der Kabine reden will. Ich habe mir gedacht, dass es um meine Rolle geht, ich mir mit David Stec die Position rechts hinten ausmachen werde. Nach dem Vorfall mit Keita und Segovia wollte er erst am Montag mit mir reden, deshalb dachte ich, dass es nicht so wichtig sein kann. Ich wollte aber nicht mit dem Ungewissen ins Wochenende gehen. Dann hat er mir mitgeteilt, dass der Verein über den Sommer hinaus nicht mehr mit mir plant und ich auch das halbe Jahr keine Rolle spielen werde. Ich habe es akzeptiert, ihm aber gesagt, dass der Zeitpunkt, eine Woche nach Trainingsbeginn, alles andere als fair ist, und er es mir jetzt noch zwei Tage später sagen wollte, wo ich wieder Zeit vergeudet hätte und die Transferperiode nur bis 31. Jänner geht. Somit war das nicht ideal. Dann habe ich mich mit Rapid in Verbindung gesetzt.
LAOLA1: Der Trainer hat es dir mitgeteilt. Ist das nicht auch eigentlich die Aufgabe des Sportdirektors?
Dober: Ich weiß es nicht, so ist es passiert, und so lasse ich das jetzt auch im Raum stehen. Ich bin einfach froh, dass ich eine gewisse Person jetzt nicht mehr jeden Tag sehen muss. Also es hat schon auch seine Vorteile, dass ich nicht mehr bei St. Pölten bin.
LAOLA1: Aber diese Person ist nicht Jochen Fallmann?
Dober: Diese Person ist nicht Jochen Fallmann und auch nicht Manager Andreas Blumauer.
LAOLA1: In offiziellen Statements ist dann immer die Rede von „beiderseitigem Einvernehmen“, auch bei dir. Das war es dann aber eigentlich nicht, oder?
Dober: In den Gesprächen wurden mir schon Sachen an den Kopf geworfen, wo ich mir gedacht habe: Das kann doch nicht sein! Wie wird mit einem verdienstvollen Spieler umgegangen, der Meister, im Cupfinale und drei Jahre dort war? Ich habe schon einiges erreicht mit St. Pölten. Wir waren im Cupfinale als Zweitligist, wir sind Meister geworden als Außenseiter. Ich glaube, ich habe da wirklich einen großen Teil dazu beigetragen. Es war ja überhaupt nicht alles schlecht bei St. Pölten, ich habe ihnen sehr viel zu verdanken. Sie haben mich in einer sehr schwierigen Phase aufgenommen, damals war noch Christoph Brunnauer der Sportmanager. Ich habe mich von Anfang an pudelwohl gefühlt, weil es eigentlich ein sehr guter Verein ist, von der Infrastruktur, vom Stadion, von den Trainingsmöglichkeiten her. Da ist sehr viel Potenzial, sie stehen auch wirtschaftlich nicht so schlecht da. Aber es passieren einfach teilweise Sachen, die für mich nicht nachvollziehbar waren. Es wäre wohl noch mehr möglich mit dem Verein, darüber hinaus möchte ich mich aber nicht äußern.
LAOLA1: Auf die Rapid-Profis warten nun zwei Schicksalsspiele gegen deinen Ex-Klub – in der Bundesliga und im ÖFB-Cup-Viertelfinale. Wie ist St. Pölten trotz Krise zu knacken?
Dober: Sie sind speziell im Frühjahr eine Wundertüte. Sie haben eine sensationelle zweite Halbzeit gegen Sturm gespielt, aber ein grottenschlechtes Spiel gegen den WAC. Man weiß nicht, was auf Rapid zukommt. Aber Rapid muss sein Spiel durchziehen. Viele sagen, dass Damir Canadi immer das gleiche sagt, wir gut spielen, aber keine Punkte machen. Aber es stimmt ja so! Rapid bestimmt jedes Mal das Spiel, hat Chancen. Aber wenn du in einer Scheißgasse bist, dann machst du halt in der Situation das Tor nicht. Und wenn du in einer Scheißgasse bist, bekommst du halt ein Tor, das du nie bekommen würdest, wenn du vorne mitspielst. Da passieren bittere Dinge. Sie spielen ja einen sehr guten Fußball und müssen weiter hart arbeiten, das machen sie auch. Ich sehe sie drei, vier Mal die Woche, die Stimmung ist trotzdem ganz gut. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis sie aus dem Loch herauskommen. Ich bin mir sicher, dass sie das gegen St. Pölten schaffen werden.
LAOLA1: Du sprichst von St. Pölten als Wundertüte: Haben dich die drei Siege in sechs Frühjahrsspielen überrascht?
Dober: Ja, schon, vor allem der Sieg gegen Sturm war nicht zu erwarten. Was bei St. Pölten auffällig ist: Wenn die Mannschaft Druck hat, wie gegen Ried, wo sie zu Hause gewinnen müssen, dann sind sie immer am Punkt da. Aber wenn sie einen Vorsprung auf den Letzten haben, wo sie sich noch mehr Luft im Abstiegskampf verschaffen könnten, gelingt ihnen der Befreiungsschlag nicht, um nichts mehr mit dem Abstieg zu tun zu haben.
LAOLA1: Traust du deinem Ex-Klub den Klassenerhalt zu?
Dober: Es ist ganz schwierig zu sagen. Bei Mattersburg bin ich mir ziemlich sicher, dass sie das schaffen. Sie haben mit Gerald Baumgartner einen sehr guten Trainer bekommen, beim „Langen“ Stefan Maierhofer sieht man auch, dass er die Mannschaft irrsinnig pushen kann und mit seiner Mentalität einen extremen Ruck reingebracht hat. Und mit David Atanga haben sie einen sehr guten, jungen Flügelspieler, der ganz wichtig ist. Der Abstiegskampf wird wohl zwischen Ried und St. Pölten entschieden, aber da kann man momentan nicht sagen, wer die besseren Karten hat. Natürlich würde ich es mir wünschen, dass es St. Pölten schafft, weil ich doch sehr viele Freunde dort habe, sehr nette Leute in den letzten Jahren kennengelernt habe und es quasi mein zweites Zuhause ist.
LAOLA1: Wer sind für dich die Spieler, die Rapid besonders wehtun könnten?
Dober: Christopher Drazan hat momentan eine sehr gute Form. Er war in den letzten Spielen immer einer der überragenden Akteure, war bei sehr vielen Torchancen dabei, seine Flanken sind brandgefährlich, die kommen punktgenau. Er hat auch das entscheidende Tor gegen Ried vorbereitet. Gegen Rapid fehlt er aber wegen einer Nebenhöhlenentzündung. Auch Cheikhou Dieng mit seiner Technik und Schnelligkeit ist enorm gefährlich. Seitdem er zurück ist, hat er wieder eingeschlagen. Und jeder kennt Ümit Korkmaz und weiß, wie gefährlich seine Dribblings sind, wenn er mal in Fahrt ist. Das sind die drei Schlüsselspieler.