Endstand
1:1
1:1, 0:0
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Ungewöhnlich viel Salzburg-Lob für Rapid nach 1:1

Und das trotz aller Rivalität! Worauf Rapid stolz ist, woran es bei RBS haperte.

Ungewöhnlich viel Salzburg-Lob für Rapid nach 1:1 Foto: © GEPA

Alles begann mit einem Gong und endete mit versöhnlichen Gesichtern auf beiden Seiten.

Der Schlager zwischen Red Bull Salzburg und dem SK Rapid hat wieder einmal die Erwartungen erfüllt. Am Ende steht ein 1:1, mit dem beide Seiten nicht gänzlich zufrieden sein können, die Hütteldorfer können mit dem Punkt aber gut leben.

Denn trotz Chaos im Westen Wiens zeigten die Grün-Weißen wohl eine der besten Leistungen in dieser Saison. Und das, obwohl nach 19 Sekunden alles nach einer Abfuhr in Wals-Siezenheim aussah, das 0:1 Rapid wie ein Blitz traf.

"Es war schon vor dem Spiel ein Charaktertest, nach 19 Sekunden noch mehr. Wie wir reagiert, wie wir danach agiert haben in der ersten Halbzeit, hat mir sehr gefallen", war Trainer Ferdinand Feldhofer sichtlich begeistert, auch über die vielen spielerischen Anteile in der gegnerischen Hälfte während der ersten 45 Minuten.

"In den letzten Spielen hatten wir oft Probleme nach Gegentoren, aber heute war das großartig."

Querfeld: "Wir haben das richtig gut weggesteckt"

Im Mittelpunkt stand dabei Leopold Querfeld. Nach wenigen Augenblicken war sein Stellungsfehler entscheidend für den Gegentreffer, in der 21. Minute bügelte er diesen mit dem Ausgleich zum 1:1 aus.

Der erst 18-jährige Wiener strahlte im Gespräch mit LAOLA1: "Wir sind natürlich nicht sehr gut reingestartet. Wir hatten uns viel vorgenommen, aber wir haben das richtig gut weggesteckt und trotz Rückstand bewiesen, dass wir als Mannschaft auftreten."

"Wir haben es Salzburg in jeder Situation richtig schwer gemacht, haben viele Zweikämpfe gewonnen und den verdienten Ausgleich gemacht." Durch Querfelds ersten Bundesliga-Treffer, der ihm aufgrund des Patzers beim 0:1 besonders gut tat.

"Ich freue mich, dass ich ein Tor beisteuern konnte, nach dem Gegentreffer war das sehr erleichternd für mich. Ich konnte das im Kopf gut wegstecken, die Teamkollegen haben mir auch geholfen. Ich freue mich, mein erstes Tor gemacht zu haben. Hoffentlich kommen noch mehr dazu", so der Fußball-Profi aus der Kaffehaus-Familie.

Jaissle warnte Spieler eindringlich vor Rapid

Allerdings musste der Innenverteidiger, der diesmal an der Seite von Michael Sollbauer agierte, doch zugeben, dass es "zum Schluss noch unruhiger wurde, aber wir haben das als Mannschaft richtig gut verteidigt."

Zum Leidwesen von Salzburg, das mit wütenden Angriffen reagierte, aber den Ball nicht mehr im Tor unterbrachte. Das Resümee von Trainer Matthias Jaissle: "Ich bin mit der zweiten Halbzeit sehr zufrieden, wir haben uns leider nicht belohnt für den Aufwand und eine Vielzahl von hochkarätigen Chancen leider nicht genützt. Erste Halbzeit sah das anders aus. Wir haben uns 30 Minuten sehr schwer getan, nicht die gewohnte Intensität und Aggressivität an den Tag gelegt."

Anhand der zweiten Halbzeit hätte sich RBS den Sieg verdient gehabt. Eine Phase von 30 Minuten in der ersten Halbzeit, als Rapid dem Gegner trotz Traumstart die Schneid abkaufte, gefiel ihm aber gar nicht. Was da in den Spielern vorging?

"Da müssen Sie die Spieler fragen. Wir haben eindringlich gewarnt und sensibilisiert, dass wir die Basics auf den Platz bringen müssen, damit wir gegen Rapid eine Chance haben, mit Intensität und Aggressivität gegen den Ball. Nach dem frühen Tor haben wir vielleicht gedacht, dass wir mit ein paar Prozent weniger spielen können, aber das wird schnell bestraft."

"Mit Messer zwischen den Zähnen die großen Salzburger schlagen"

Deshalb konnte Maximilian Wöber, der erst spät eingewechselt wurde und zu seinem Comeback kam, dem Gegner, seiner alten Liebe Rapid, Respekt für die Leistung zollen.

"Es wäre sicher mehr drin gewesen. Wenn man dann die Chancen sieht, die wir vergeben haben, wo Rapid mit Mann und Maus auf der Linie verteidigt hat, hätten wir auch drei Punkte einfahren können. Aber es ist, wie es ist. Wir haben es in der 1. HZ versäumt. So ist es ein fast gerechter Punkt, aber zufrieden sind wir natürlich nicht damit."

Wobei schon die letzten Duelle eng waren. "Es war immer knapp. Wenn man sich die letzten Spiele anschaut, waren oft Last-Minute-Winner dabei. Für Rapid ist es auch ein gewisses Prestige-Duell, wie wenn es gegen die Austria geht. Da sind sie noch ein bisschen mehr motiviert. Da geht es nicht nur – wie meistens in Österreich – darum Rapid zu schlagen, sondern für Rapid darum, die großen Salzburger zu schlagen. Deshalb kommen sie immer mit dem Messer zwischen den Zähnen her. Das kriegen wir in jeder Partie zu spüren."

Die Krise hat man in Salzburg natürlich aus der Ferne mitbekommen. Wöber gibt im "ORF" zu: "Es war natürlich ein Traumstart von uns. Dann muss man ehrlich sagen, dass Rapid super reagiert hat. Sie waren in der ersten Halbzeit teilweise die bessere Mannschaft am Platz, waren mutiger, haben mehr Ballbesitz gehabt, uns hinten reingedrückt, viele Corner gehabt und sind unangenehm gewesen. Wir waren einfach zu schwach bei zweiten Bällen und Zweikämpfen."

Ulmer: "Rapid hat richtig gut verteidigt - so wie wir in London"

Der beherzte Auftritt der Grün-Weißen in Salzburg, wo zuletzt nichts zu holen war, beeindruckte selbst den Salzburger mit Wiener Wurzeln. "Rapid ist hierhergekommen in einer ganz schwierigen Phase. Sie wollten wohl vor der Länderspielpause alles reinhauen. Gerade gegen uns wollten sie beweisen, dass sie eine gute Truppe sind. Sie haben es direkt nach dem 0:1 bewiesen, dass sie eine super Mannschaft sind, mit viel Kampfgeist und Herz jeder Mannschaft Probleme bereiten können."

So musste sich Salzburg in den zweiten 45 Minuten steigern, und tat das auch. "Zweite Halbzeit haben wir es dann besser umgesetzt und mehr Chancen vorgefunden. Es war ein hart umkämpftes Spiel. Mit ein bisschen mehr Glück hätten wir die Partie wieder mit einem späten Tor entschieden, so war es aber ein gerechtes Unentschieden."

Oder wie es Gegenüber Querfeld sieht: "Mit einem Punkt in Salzburg kann man schon mal zufrieden sein." Aber nur aus Rapid-Sicht.

Denn selbst der langjährige Salzburger Kapitän Andreas Ulmer musste im Rückblick auf das 1:1 bei Chelsea unter der Woche zugeben: "Wir hatten am Ende sehr viele Möglichkeiten, Rapid schlussendlich richtig gut verteidigt - so wie wir vor ein paar Tagen in London." Bei aller Rivalität darf durchaus auch einmal Lob verteilt werden.


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