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Rapids Fehlstart-Tradition und Konsequenzen

Auftaktpleite gegen Hartberg kein Einzelfall. Anderes Gesicht im Europacup.

Rapids Fehlstart-Tradition und Konsequenzen Foto: © GEPA

Es geht schon wieder los!

Die Bundesliga zum einen, Rapids Niederlagen gegen die vermeintlich Kleinen zum anderen sowie abermals ein Punkteverlust gegen Angstgegner TSV Hartberg - alles beim Alten könnte man sich im grün-weißen Lager denken.

Mit dem 6:0 im ÖFB-Cup gegen Wiener Viktoria hat man die Spielzeit souverän und ohne Probleme gestartet. Der 2:1-Erfolg in der Champions-League-Quali gegen Sparta Prag löste eine sensationelle Euphorie aus, das Stadion "explodierte".

Doch anstatt diesen Schwung in die Meisterschaft mitzunehmen, musste sich die Kühbauer-Truppe noch dazu daheim im Allianz-Stadion bei der Liga-Rückkehr der Fans Hartberg mit 0:2 (0:1) geschlagen geben (Spielbericht >>>). "Die Spieler glauben vielleicht, da kommt das kleine Hartberg und davor haben wir so gut gespielt", begründete Gäste-Trainer Kurt Russ, dass die Steirer durchaus unterschätzt wurden.

Ein Blick auf die Statistik offenbart, dass der grün-weiße Fehlstart keinesfalls ein Einzelfall war. Viel mehr haben Rapids Fehlstarts in die Saison Tradition - seit vielen, vielen Jahren.

In den vergangenen 15 Jahren ist die Bilanz der Hütteldorfer im ersten Saisonspiel der Bundesliga sogar negativ. Von 15 Spielen konnte man nur sieben gewinnen, acht Mal ging man nicht als Sieger vom Platz (6 Niederlagen/2 Unentschieden).

In den vergangenen 20 Jahren ist die Bilanz zumindest ausgeglichen. Seit 2002/03 gab es zehn Auftaktsiege, zehn Mal durfte man sich zum Start nicht bejubeln lassen (8 Niederlagen/2 Unentschieden).

Gegen Hartberg war es eine Premiere, noch nie zuvor standen die Grün-Weißen den Steirern zum Bundesliga-Start gegenüber. Andere Gegner wiederum bereiteten den Wienern öfters Probleme, in der Liga in die Spur zu finden. In den vergangenen acht Jahren musste man sich RB Salzburg gleich zwei Mal geschlagen geben, einmal mit 0:2 daheim, einmal mit einer 1:6-Abfuhr in Wals-Siezenheim.

In den vergangenen vier Jahren war zwei Mal die Admira Auftaktgegner, mit 4:1 daheim und einem 3:0 auswärts hatte man gegen die Südstädter aber nur selten Probleme. Insgesamt holte man drei Siege in drei Auftaktspielen gegen die Admira in den letzten 20 Jahren. Auch gegen Ried holte man mit einem Torverhältnis von 8:0 souverän zwei Siege (5:0, 3:0).

Dafür stellen Erinnerungen an Mattersburg einen Albtraum dar. In drei Duellen am ersten Spieltag gab es zwei Niederlagen (!) im Burgenland und ein Remis in Hütteldorf. Auch gegen Sturm Graz kassierte man zwei Niederlagen bei nur einem Sieg in den letzten 20 Jahren. Die wohl empfindlichste Pleite: Ein 0:4 gegen Wacker Innsbruck am Tivoli in der Saison 2010/11.

Saison Auftaktgegner Ergebnis Sieg/Unentschieden/Niederlage
2021/22 Hartberg (h) 0:2 N
2020/21 Admira (h) 4:1 S
2019/20 RB Salzburg (h) 0:2 N
2018/19 Admira (a) 3:0 S
2017/18 Mattersburg (h) 2:2 U
2016/17 Ried (h) 5:0 S
2015/16 Ried (h) 3:0 S
2014/15 RB Salzburg (a) 1:6 N
2013/14 WAC (a) 2:2 U
2012/13 Wacker Innsbruck (h) 4:0 S
2011/12 Admira (h) 2:0 S
2010/11 Wacker Innsbruck (a) 0:4 N
2009/10 Mattersburg (a) 1:2 N
2008/09 Sturm Graz (a) 1:3 N
2007/08 Wacker Innsbruck (h) 3:1 S
2006/07 Mattersburg (a) 0:1 N
2005/06 Sturm Graz (h) 2:3 N
2004/05 Bregenz (a) 5:1 S
2003/04 A. Salzburg (a) 2:1 S
2002/03 Sturm Graz (a) 4:0 S

Auftaktpleiten unabhängig von Doppel- oder Dreifachbelastung

Große Zusammenhänge mit Doppel- oder gar Dreifachbelastung sind jedoch nicht zu orten. Denn Saisonen wie heuer hat Rapid schon einige hinter sich.

Neben dem Sieg im Cup und dem Erfolg im Hinspiel gegen Sparta Prag konnte auch im Vorjahr nach einem Cup- und zwei CL-Quali-Siegen die Auftakthürde Admira bewältigt werden - ohne die Südstädter beim 4:1 zu unterschätzen.

Die Jahre mit RB Salzburg waren wieder ganz andere Hausnummern gleich zum Saisonstart. Einige Jahre fand nur ein Cup-Spiel vor dem Bundesliga-Spiel statt und etwa kein Europacup-Auftritt. Auch in diesen Jahren mischten sich Niederlagen darunter, ebenso in Jahren, in denen der Bundesliga-Auftakt überhaupt die Pflichtspiel-Spielzeit einläutete.

In Meistersaisonen Auftaktspiel jeweils gewonnen

Dass das erste Spiel nicht unbedingt eine Formkurve für die komplette Spielzeit hochrechnen lässt, zeigen die Rechenspiele auf Kosten der Hütteldorfer ebenso.

2019/20, 2014/15, 2013/14 und 2008/09 wurde Rapid auch ohne Sieg bei der Premiere am Ende noch Vizemeister. Andersrum gesehen gewann Rapid in den beiden Meistersaisonen 2007/08 und 2004/05 auch jeweils die Auftaktpartie souverän.

Zudem wurden die Grün-Weißen alleine in den vergangenen sechs Jahren nach vollen Erfolgen zum Start am Ende sogar einmal nur Siebenter (Erster in der Qualifikationsgruppe) und einmal Fünfter.

Fakt ist, dass Trainer Didi Kühbauer und sein Team wieder einmal den Spagat zwischen Top-Niveau auf der internationalen Bühne sowie dem oft zitierten "täglichen Brot" in der Bundesliga meistern muss.

Sparta Prag hat nun Priorität, doch LASK ist schon in den Köpfen

Wobei eine Parallele schon zu erkennen war: Auch gegen Sparta Prag tat sich Rapid in den ersten 45 Minuten schwer, kam dann erst auf Hochtouren. Auch gegen Hartberg traten die Grün-Weißen in Hälfte zwei besser auf, ließen aber jene Effektivität wie gegen die Tschechen vermissen.

Am kommenden Mittwoch in Prag zählen keine Ausreden mehr. Kein vermeintlich kleiner Gegner, der unterschätzt werden kann, kein tägliches Brot als Pflichtaufgabe, sondern ein weiterer Galopp auf europäischem Geläuf.

Das 2:1 aus dem Hinspiel mag auch aufgrund der nicht mehr geltenden Auswärtstorregel als guter Polster gelten, mit einer Leistung wie gegen die Oststeirer wird Rapid dem tschechischen Vizemeister aber nicht zusetzen können. Es geht um mehr. Ein Aufstieg in die 3. CL-Quali-Runde würde gleichzeitig die fixe Qualifikation für die Europa-League-Gruppenphase bedeuten - für Rapid unverzichtbar.

Bleibt aus rot-weiß-roter Sicht zu hoffen, dass der österreichische Vizemeister seine Lehren aus dem Bundesliga-Fehlstart zieht. Und selbst, wenn man die Hürde Sparta nimmt und tatsächlich den Einzug in die 3. CL-Quali-Runde gegen AS Monaco schafft, wird feiern auf der Strecke bleiben. Denn nach dem Fehlstart gegen Hartberg heißt die Pflicht am kommenden Wochenende LASK auswärts. Und das wird mit Sicherheit auch kein Zuckerschlecken aus grün-weißer Sicht.

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