Dreieinhalb Jahre lang durfte Franz Wohlfahrt die sportlichen Geschicke der Wiener Austria verantworten, unumstritten war der Kärntner seit dem Tag seiner Bestellung zum Sportdirektor nie, jetzt ist er seinen Job los.

Es war ein Abschied auf Raten, der sich in den vergangenen Wochen abgezeichnet hat. Der Widerstand gegen Wohlfahrt hinter den Kulissen wuchs zuletzt stetig, eine Gruppe im Aufsichtsrat soll sich zuletzt offen für eine Ablöse ausgesprochen haben, auch potenzielle Geldgeber sollen Investitionen mit der Bedingung eines Wechsels in der sportlichen Leistung verknüpft haben. Mit Ralf Muhr wurde deshalb ein – nicht nur innerhalb der Austria-Familie hoch angesehener – Technischer Direktor installiert. Die Beurlaubung Wohlfahrts war nach der vorübergehenden Entmachtung der nächste, logische Schritt.

Dass der Vertrag des ehemaligen Teamtormanns erst im Jänner für drei Jahre verlängert wurde, tut in diesem Zusammenhang tatsächlich nicht viel zur Sache. Offenbar hat die Austria die Möglichkeit, den Vertrag mit Frist zu kündigen, wird Wohlfahrt also dem Vernehmen nach nicht drei Jahre lang weiter bezahlen müssen.

Für seine Verhältnisse ungewöhnlich offen spricht AG-Vorstand Markus Kraetschmer nach Wohlfahrts Aus über die Beweggründe. Im LAOLA1-Interview (Hier Nachlesen!) sagt er: „Auch wenn du einen längerfristigen Vertrag unterschreibst, ist das auf der einen Seite Vertrauen, das du bekommst, auf der anderen Seite musst du aber dennoch weiterarbeiten, gewisse Entwicklungen einleiten.“ Zwischen den Zeilen gibt Kraetschmer damit zu verstehen, dass Wohlfahrt die Zügel im Frühjahr offenbar ein wenig schleifen ließ, sich abseits der Kaderplanung wohl zu wenig um definierte Ziele in Sachen medizinischer Betreuung, Scouting-Abteilung und Trainerteam gekümmert hat. Dass das einem Mann wie Kraetschmer – Multi-Funktionär, getrieben von der ständigen Suche nach innovativen Ideen, Arbeitstier – sauer aufgestoßen hat, ist keine Überraschung.

Während der Zeitpunkt der Ablöse mitten in der Transferzeit auf den ersten Blick ein wenig seltsam erscheint, hat sich der FAK de facto damit ein wenig Druck von den eigenen Schultern genommen. Nach dem enttäuschenden Abschneiden in der Vorsaison sind die Erwartungen nach dem großen Umbau im Kader und mit der Rückkehr in die noch größer umgebaute Generali Arena riesig. Sollte der Saisonstart misslingen, ist in der öffentlichen Wahrnehmung jedoch Wohlfahrt für einen Großteil der Neuzugänge verantwortlich – da wird es gar keine allzu große Rolle spielen, dass der Ex-Sportdirektor in Wahrheit in den vergangenen Wochen nur noch ein eingeschränktes Mitspracherecht gehabt haben dürfte.

Die Frage, wer den Job des Sportdirektors in Zukunft übernimmt, wird die Austria kurzfristig nicht beantworten. Vorerst würden Kraetschmer, Muhr und Coach Thomas Letsch die Agenden übernehmen, verlautbarten die Veilchen. Zudem gibt es mit Christian Peischl noch den Sportkoordinator der Amateure, die seit kurzem Young Violets heißen, der seit über einem Jahrzehnt als unaufgeregter Mitarbeiter im Verein ist und Erfahrung in Sachen Transfers mitbringt. Was die mittelfristige Neubesetzung des Sportdirektor-Postens angeht, erscheint es aktuell als unwahrscheinlich, dass die Austria neben Muhr einen zweiten starken Mann positioniert, vielmehr wird es wohl auf einen eher unerfahrenen Teamplayer hinauslaufen.

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