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Fragwürdige Polizei-Strategie

Nimmt die Exekutive bei Fußballspielen bewusst Eskalation in Kauf?

Fragwürdige Polizei-Strategie Foto: © GEPA

Ja, Verbrecher sind manchmal Fußball-Fans. Aber nein, Fußball-Fans sind keine Verbrecher.

Beim Gastspiel des FC Wacker in Wien bei Rapid konnte man wieder einmal den Eindruck gewinnen, dass das die Exekutive nicht ganz so wahrnimmt. Offenbar gilt (auch) in Österreich für Menschen, die ihren Verein zu Auswärtsspielen begleiten, die Schuldvermutung.

Die Schilderungen der Faninitiative Innsbruck zu den Geschehnissen am vergangenen Wochenende (Hier Nachlesen >>>) sind absolut glaubwürdig und gewiss kein Einzelfall. Vom Prinzip der Deeskalation wurde längst wieder abgerückt.

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Vielmehr hat es den Anschein, als ob bewusst eine Eskalation in Kauf genommen würde, um… ja, warum eigentlich? Um die Dimension der Einsätze zu rechtfertigen? Um künftig noch härtere gesetzliche Repressalien durchsetzen zu können? Um keine Langeweile im Dienst aufkommen zu lassen?

Auswärtsfans in Österreich haben keine Lobby. Sie haben kaum die Chance, sich Gehör zu verschaffen. Und kaum Hoffnung, dass ihnen Gerechtigkeit widerfahren könnte. Folgender Satz in der Aussendung der Innsbrucker Faninitiative verdeutlicht das: „Für die Faninitiative Innsbruck ist der Glaube an Konsequenzen für die Verantwortlichen gering, zu sehr erschweren der Corpsgeist innerhalb der Staatsmacht und dessen Deckung durch die Politik eine unvoreingenommene Aufarbeitung der Geschehnisse.“

Auf Anzeigen seitens der Fans wird verzichtet. Das ist schade, aber nachvollziehbar. Wer im Falle von Ermittlungen den Kürzeren ziehen würde, ist leider schon im Vornherein klar.

Auffällig ist, dass es zum zweiten Mal innerhalb kurzer Zeit in Wien zu Unstimmigkeiten gekommen ist. Schon beim Auswärtsspiel von Slovan Bratislava im Europacup gegen den SK Rapid war die Strategie der Exekutive mehr als fragwürdig. Von Überforderung zu sprechen, wäre in diesem Zusammenhang aber falsch.

VIDEO: Fußball Total - Die Highlight Show

(Artikel wird unter dem Video fortgesetzt)


Es lässt sich der Eindruck gewinnen, dass durch die Neubesetzung entscheidender Posten im Innenministerium eine Law-and-Order-Politik Einzug gehalten hat, die durch bewusste Inkaufnahme bzw. Provokation von Eskalation legitimiert werden soll.

Der nächste Einschnitt in die noch wenigen verbliebenen Freiheiten der Fankultur wird das absolute Verbannen von Pyrotechnik aus den Stadien sein. Man kann zu diesem Thema stehen, wie man will. Fakt ist aber auch, dass in den vergangenen Jahren wesentlich mehr Verletzte nach Polizei-Einsätzen zu beklagen waren als durch das Abbrennen von Pyrotechnik.

Nicht zuletzt ist auch die Bundesliga gefragt, die Zusammenarbeit mit der Exekutive zu nutzen, um derartigen Geschehnissen wie am Sonntag Einhalt zu gebieten. Wer volle Stadien und Stimmung will, muss auch Auswärtsfans wollen. Aktuell kann es aber niemandem verübelt werden, lieber davon abzusehen, in eine andere Stadt zu fahren, um sich das Auswärtsspiel seines Herzensvereins im Stadion anzusehen.

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