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Schmidt: Feuerwehrmann, der eine dauerhafte Heimat sucht

Kaum ein Fleck in Österreich blieb vom neuen, alten Altach-Trainer unberührt. LAOLA1 skizziert seinen Werdegang:

Schmidt: Feuerwehrmann, der eine dauerhafte Heimat sucht Foto: © GEPA

Klaus Schmidt wird wieder als Feuerwehrmann gebraucht.

Nach der Trennung des bisherigen Cheftrainers Miroslav Klose entschied man sich in Altach, dem 55-Jährigen eine zweite Amtszeit im Ländle zu vergönnen.

Schon in der Saison 2017/18 coachte der Steirer den aktuellen Tabellen-Letzten in 47 Spielen, musste aber nach Rang acht in der damals noch mit zehn Teams gespielten Bundesliga seinen Posten räumen.

Nun kehrt Schmidt wieder an seine alte Wirkungsstätte zurück und soll für die nötigen Impulse im Abstiegskampf sorgen.

In den letzten Jahren machte sich der ehemalige TV-Experte einen Ruf als Retter in der Not, kennt die Knochenmühle Qualifikationsgruppe bestens und schaffte sowohl mit der Admira als auch Hartberg den Klassenerhalt.

Doch nicht nur in der Südstadt oder zuletzt in der Oststeiermark wurden seine Dienste in der Vergangenheit gebraucht, seit Anbeginn seiner Trainer-Karriere im Juli 1997 kommt Schmidt auf 14 verschiedene Stationen.

LAOLA1 zeigt auf, wo der 55-Jährige bereits tätig war:

Die Anfänge im Heimat-Bundesland

Begonnen hat für den damals 30-Jährigen alles in Kapfenberg. Obwohl das Talent des früheren Mittelfeldspielers durchaus für eine Profi-Karriere gereicht hätte, wurde aus dieser nichts.

Stattdessen studierte Schmidt Sportwissenschaften, absolvierte unter anderem eine Ausbildung zum Physiotherapeuten und fing 1997 schließlich als Trainer beim Kapfenberger Nachwuchsmodell an.

Zwei Jahre später zog es ihn in seine Geburtsstadt, wo er ab 1999 beim GAK werkte. Doch anstatt die Marschrichtung auf dem Spielfeld vorzugeben, kümmerte er sich als Physiotherapeut um die Fitness der Spieler.

Im Oktober 2002 wurde er vom damaligen Cheftrainer Christian Keglevits zum Co-Trainer befördert und behielt diese Position auch als der ehemalige ÖFB-Teamspieler nur wenige Tage später entlassen und durch Walter Schachner ersetzt wurde.

Innige (und erfolgreiche) Beziehung mit "Schoko" Schachner

Mit dem inzwischen 66-jährigen Steirer wurde er 2003/04 nicht nur Bundesliga-Meister sondern auch Cupsieger. Kurz darauf wurde er vom Klub vor die Wahl gestellt, hauptberuflich als Physiotherapeut oder Co-Trainer zu arbeiten – Schmidt entschied sich für letzteres und stieg damit endgültig ins Trainergeschäft ein.

Auch wenn er sich diese Entscheidung selbst nicht leicht machte und zu keiner Sekunde bereute, wusste er einst in einem Interview mit der "BVZ", dass er auch ein einfacheres Dasein hätte haben können.

"Wäre ich um die Zeit 2004/2005, als ich mich beim GAK entscheiden musste, hauptberuflicher Physiotherapeut statt Co-Trainer geworden, würde ich heute wahrscheinlich mit einem Range Rover durch die Gegend fahren, hätte fünf Angestellte und keine Sorgen mehr im Leben", meinte er damals.

Doch die Arbeit als (Co-)Trainer wurde zur "Sucht" und ließ Schmidt auch nicht mehr los. Nach Schachners Entlassung im Jänner 2006 verweilte der Assistenzcoach beim GAK und arbeitete fortan unter Lars Söndergaard.

Im Juli 2007 war seine Zeit bei den "Rotjacken" schließlich zu Ende, als der GAK in Konkurs ging. Die Beziehung zu Walter "Schoko" Schachner war nach wie vor in Takt, gemeinsam heuerten sie daraufhin bei Austria Kärnten an.

Die ersten Spiele als Profi-Trainer und ein gewagtes Auslands-Abenteuer

Die Zeit des Kulttrainers in Kärnten war jedoch befristet, schon im folgenden November ging die Liaison zu Ende – und Schmidt wurde erstmals zum Trainer einer Profi-Mannschaft befördert.

In den verbleibenden Spielen vor der Winterpause gab es je einen Sieg (1:0 in Altach) und eine Niederlage (0:4 beim LASK), danach folgte nach weiteren Pleiten gegen Rapid (0:2) und in Ried (0:3) das jähe Aus seiner Amtszeit. Ersetzt wurde er in Kärnten durch Frenkie Schinkels.

Schmidt nahm daraufhin eine kurze Auszeit und heuerte im Sommer 2008 schließlich in Österreichs zweithöchster Spielklasse beim FC Magna Wiener Neustadt gemeinsam mit dem nunmehrigen WAC-Coach Manfred Schmid als Co-Trainer von Helmut Kraft an.

In der daraufhin über die Bühne gegangenen Spielzeit sollte den Niederösterreichern der Aufstieg in die Bundesliga gelingen, Schmidt ging diesen Schritt allerdings nicht mit und nahm stattdessen die Chance wahr, beim bahrainischen Nationalteam Co-Trainer von Josef Hickersberger zu werden.

Mit dem ehemaligen ÖFB-Teamchef trainierte er kurz darauf auch den FC Al-Wahda, ehe ihn das Heimweh packte.

An mehreren Stellen gebraucht

Im Juli 2011 folgte die Rückkehr nach Kapfenberg, wo er einerseits als Leiter der Nachwuchsabteilung arbeitete, ab Februar 2012 allerdings auch die Position des Assistenztrainers beim ÖFB-U21-Nationalteam einnahm. Dort wurde Ex-KSV-Coach Werner Gregoritsch angestellt, der Vater von ÖFB-Teamspieler Michael Gregoritsch leitet auch heute noch Österreichs U21-Auswahl.

Neun Monate später wurde bei den "Falken" nach dem Aus des bisherigen Übungsleiters Thomas von Heesen der Trainer-Posten frei, den Schmidt übernehmen sollte. Seine Funktion als Nachwuchsleiter füllte er noch bis Jänner 2013 aus.

Im folgenden Mai erfolgte bereits wieder die "einvernehmliche Trennung", Amateur-Trainer Kurt Russ übernahm die Steirer infolgedessen.

Der Name Klaus Schmidt verschwand dagegen bis Juni 2014 von der österreichischen Trainer-Landkarte, bis er bei Regionalligist Austria Salzburg als Nachfolger von Meister-Trainer Miroslav Polak präsentiert wurde, mit dem sich der Klub auf keinen neuen Vertrag einigen konnte.

Die längste Amtszeit

Der Herbst wurde äußerst erfolgreich gestaltet und verschaffte Schmidt ein Angebot von Zweitligist Wacker Innsbruck, der zu diesem Zeitpunkt nur den neunten Rang belegte.

Der Steirer konnte den Lockrufen des damaligen Sportdirektors Florian Klausner – mit dem er gemeinsam die Trainer-Ausbildung absolvierte - nicht widerstehen und schloss sich den Innsbruckern an. Damit war Schmidt zurück im Profi-Geschäft.

"Ich hoffe der ergänzende Baustein für die unmittelbar anstehende Aufgabe Klassenerhalt zu sein."

Klaus Schmidt bei seinem Amtsantritt in Altach

Die Amtszeit beim Traditionsklub sollte die bislang längste seiner Profi-Trainer-Karriere sein, von November 2014 bis Mai 2016 war der 55-Jährige beim FC Wacker angestellt.

Das Aus kam, nachdem der Bundesliga-Aufstieg in der Saison 15/16 trotz zwischenzeitlicher Tabellenführung nicht mehr erreichbar war und sich die Tiroler eine 2:5-Niederlage gegen Nachzügler Austria Klagenfurt einhandelten.

Von Linz fast in die Europa League

Im Oktober 2016 übernahm er beim FC Blau-Weiß Linz den Trainer-Posten von Wilhelm Wahlmüller, nach 25 Pflichtspielen war aber wieder Schluss und Schmidt unterschrieb erstmals einen Bundesliga-Vertrag – und zwar beim SCR Altach.

Der trennte sich nach Ende der Spielzeit 16/17 und einer miserablen Rückrunde von Martin Scherb, dem Klub gelang aber dank einer hervorragenden Hinrunde trotzdem der Einzug in die Qualifikation zur UEFA Europa League.

Beinahe hätten es die Vorarlberger sogar in die Gruppenphase geschafft, doch in der vierten Quali-Runde erfolgte gegen Maccabi Tel Aviv (Gesamtscore: 2:3) das bittere Aus. In der Bundesliga lief es nicht nach Wunsch, zum Saisonende stand der eingangs erwähnte achte Tabellenplatz zu Buche und Schmidt war wieder Geschichte.

2018/19 sollte er den SV Mattersburg coachen, mit dem er zwar in die Qualifikationsgruppe musste, diese aber souverän bewältigte und sogar eine Chance auf ein Europacup-Ticket hatte – im Playoff unterlagen die Burgenländer jedoch dem SK Rapid mit 0:2.

Trotz der an und für sich guten Saison und der Hoffnung, in Mattersburg wieder eine dauerhafte Heimat zu finden, gingen der Steirer und die Burgenländer getrennte Wege.

Das emotionale Dasein bei der Admira

Schmidts Reise sollte im September 2019 in der nicht unweit von Mattersburg liegenden Südstadt wieder enden.

Bei der Admira trat er das Erbe von Reiner Geyer an, wurde aber selbst im Februar 2020 wieder entlassen und durch Zvonimir Soldo ersetzt. Eben jener Soldo wurde rund sieben Monate später von Damir Buric abgelöst, dieser wiederum fünf Runden vor dem Ende der Qualifikationsgruppe wieder von Schmidt.

Mit dem drohenden Abstieg im Rücken – die Admira hatte nur zwei Punkte Vorsprung auf NÖ-Rivale SKN St. Pölten – wurde Schmidt erstmals zum Feuerwehrmann berufen. Er löschte das drohende Feuer erfolgreich, musste aber trotz des gerade erst geschafften Klassenerhalts seinen Trainerstuhl wieder räumen – was folgte war ein tränenreicher TV-Abschied.

"Absoluter Experte" für Abstiegskämpfe

Und eine Anstellung im Experten-Team des Pay-TV-Senders Sky, für den er im Rahmen der Champions League Einblicke in die Taktiken verschiedener Mannschaften gab. Im März des Vorjahres wurden seine Dienste als Brandlöscher jedoch wieder benötigt, diesmal in Hartberg.

Nach dem im Fotofinish gelungenen Verbleib in der Admiral Bundesliga wurde der in Aflenz lebende Trainer mit einem neuen Vertrag ausgestattet, welchen der TSV nach dem letzten Platz in der Hinrunde wieder auflöste.

Nun soll er also in Altach den Feuerwehrmann geben.

Geschäftsführer Christoph Längle beschreibt ihn als "absoluten Experten" für solche Situationen. Sportdirektor Georg Festetics hebt den "Spirit" hervor, der ihn zum "richtigen Trainer für unsere Mannschaft" macht. Und Schmidt selbst hofft, "der ergänzende Baustein für die unmittelbar anstehende Aufgabe Klassenerhalt zu sein."

Die Voraussetzungen, das Puzzle zu vollenden, hat er jedenfalls. Nun gilt es diese in die Tat umzusetzen.


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