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Das Wiener Derby der Generationen

Rapid glänzte in der bisherigen Saison mit Jugendlichkeit, die Austria setzt auf Erfahrung. Ein Derby-Sieg wäre für fast alle Hütteldorfer eine neue Erfahrung.

Das Wiener Derby der Generationen Foto: © GEPA

Wenn sich der FK Austria Wien und der SK Rapid am Sonntag zum Wiener Derby ein Stelldichein geben, wäre ein Sieg für beide Seiten wichtig wie ein Bissen Brot (ab 17:00 Uhr im LIVE-Ticker>>>).

Während sich die "Veilchen" in einer veritablen Krise befinden, konnte Rapid zuletzt leistungstechnisch meist überzeugen, fuhr aber zu wenig Punkte ein. Damit wird das erste Saison-Duell in der Generali Arena zu einem des Zehnt- mit dem Siebtplatzierten der Admiral Bundesliga.

Bei der Notwendigkeit von Zählern enden die Gemeinsamkeiten in dieser Saison aber schon fast. Nicht nur, dass sich die Austria zuletzt gegen den Erzrivalen deutlich leichter tat und derzeit schon seit elf Derbys ungeschlagen ist, ist eine auffällige Statistik.

Auch, dass beide Wiener Vereine derzeit auf unterschiedliche Ansätze in der Kadergestaltung setzen, ist offensichtlich. Bei Rapid sinkt das Durchschnittsalter der Elf derzeit von Woche zu Woche, unterstritt gegen Sturm gar die Marke von 23 Jahren. Die Austria setzt hingegen auf Routine.

Wie groß der Unterschied in Zahlen ausgedrückt ist, fasst LAOLA1 zusammen:

Alter des Kaders

FK Austria Wien SK Rapid
Altersschnitt 24,3 24,2
Kaderspieler insgesamt 29 30
Spieler bis inkl. 20 Jahre 8 6
Spieler bis inkl. 25 Jahre 18 19
Spieler ab 30 Jahre 3 4
jüngster Spieler* Silva Kani (20) Nikolas Sattlberger (19)
ältester Spieler* James Holland (34) Guido Burgstaller (34)

*beschränkt auf Spieler mit Bundesliga-Saisoneinsätzen

Auf den ersten Blick präsentieren sich beide Mannschaften in Sachen Altersstruktur ihres Aufgebots völlig gleichauf.

Bei 29 zu 30 Spielern in den Kadern der Kampfmannschaft (alle Angaben in diesem Artikel laut "transfermarkt.at") hat die Austria sogar einen höheren Anteil an Spielern, die höchstens 20 Jahre alt sind, vorzuweisen - und einen geringeren bei den "Oldies", die ihren 30. Geburtstag schon gefeiert haben.

Allerdings finden sich bei Rapid unter den Spielern dieser untersten Alterskohorte mit Nikolas Sattlberger und Leopold Querfeld bereits zwei absolute Leistungsträger, die noch dazu der eigenen Talenteschmiede entstammen.

Der Fairness des Vergleichs halber muss hier aber herausgestrichen werden, dass der Austria mit Ziad El Sheiwi und Florian Wustinger zwei Youngster mit Kreuzbandrissen langfristig fehlen.

Altersschnitt der Startaufstellungen in dieser Saison

Durchschnittsalter Austria Durchschnittsalter Rapid
Runde 1 27,9 (Sturm/h, 0:3) 25,5 (LASK/a, 1:1)
Runde 2 25,6 (Lustenau/a, 2:0) 25,5 (Altach/h, 4:0)
Runde 3 26,3 (Salzburg/a, 0:2) 25,4 (Hartberg/h, 0:1)
Runde 4 25,8 (WAC/h, 0:0) 25,4 (Blau-Weiß Linz/a, 5:0)
Runde 5 26,3 (LASK/a, 0:2) 24,4 (WSG Tirol/h, 1:1)
Runde 6 26,4 (Klagenfurt/h, 2:2) 24,1 (Salzburg/a, 0:2)
Runde 7 27,1 (Hartberg/a, 1:2) 23,5 (WAC/h, 3:3)
Runde 8 27,4 (Altach/a, 1:2) 22,9 (Sturm/h, 1:1)

Differenzierter wird das Bild erst bei der Frage, welche Spieler von den beiden Vereinen tatsächlich eingesetzt werden.

Und da klaffen die beiden Klubs speziell in den letzten Runden weit auseinander. Die jüngste Startaufstellung der Austria in den bisherigen acht Runden war sogar knapp älter als die älteste Rapids, zwischen der jüngsten und der ältesten Elf klafft ein Unterschied von heftigen fünf Jahren.

Während die Austria mit einem auffällig hohen Durchschnittsalter ihrer Startelf in die Saison ging und sich zuletzt wieder über die Grenze von 27 Jahren bewegte, wurde die Formation bei Rapid von Runde zu Runde kontinuierlich jünger. Gegen Sturm rutschte die Truppe sogar unter ein Durchschnittsalter von 23 Jahren.

Rapid-Youngster sind Stamm, Jungveilchen nicht

Die gegenwärtige Verjüngungskur ist zum Teil auch dem verletzungsbedingten Ausfall der beiden Routiniers Guido Burgstaller und Thorsten Schick geschuldet, aber nicht die einzige Erklärung.

Mit Nikolas Sattlberger, Leopold Querfeld, Moritz Oswald, Niklas Hedl, Matthias Seidl, Jonas Auer, Oliver Strunz und Nicolas Kühn waren gleich acht Spieler fast bei jedem einzelnen Bundesliga-Spiel dieser Saison zumindest zeitweise am Platz. Jeder der Genannten erblickte erst in diesem Jahrtausend das Licht der Welt. Der stark überwiegende Teil dieser Einsätze war von Beginn an, einzig Strunz griff fast immer als Joker ein.

Die einzigen beiden kompletten Ausnahmen dieses beeindruckenden Fakts: Oswald musste in der ersten Runde beim LASK von der Bank aus zusehen, Kühn war bei Blau-Weiß Linz nicht im Kader.

Bei der Austria kamen mit Christian Früchtl, Aleksandar Jukic, Matthias Braunöder, Manuel Polster und Muharem Huskovic zwar auch fünf Spieler in zumindest sieben Liga-Partien dran, allerdings handelte es sich nur bei Früchtl (8) und Braunöder (6) beim Großteil der Einsätze um welche von Beginn an.

Die Derby-Erfahrung

herangezogen: Alle in der 8. Runde eingesetzten Spieler

Spieler gespielte Derbys Siege Unentschieden Niederlagen
Christian Früchtl 4 3 1 0
Marvin Martins 6 3 3 0
Lucas Galvao (für die Austria)* 3 1 2 0
Lucas Galvao (für Rapid)* 3 2 1 0
Johannes Handl 6 1 4 1
Reinhold Ranftl 3 2 1 0
James Holland 14 6 5 3
Matthias Braunöder 7 3 4 0
Hakim Gouenouche 0 0 0 0
Manfred Fischer 8 3 5 0
Dominik Fitz 11 4 6 1
Andreas Gruber 3 2 1 0
Manuel Polster 3 2 1 0
Fisnik Asllani 0 0 0 0
Marvin Potzmann (für die Austria) 0 0 0 0
Marvin Potzmann (für Rapid) 2 0 0 2
Aleksandar Jukic 9 3 6 0
Muharem Huskovic 3 1 2 0
Spieler gespielte Derbys Siege Unentschieden Niederlagen
Niklas Hedl 5 0 2 3
Neraysho Kasanwirjo 0 0 0 0
Leopold Querfeld 3 0 1 2
Maximilian Hofmann 18 8 6 4
Jonas Auer 4 0 2 2
Moritz Oswald 2 0 2 0
Nikolas Sattlberger 0 0 0 0
Nicolas Kühn 1 0 0 1
Matthias Seidl 0 0 0 0
Marco Grüll 8 0 5 3
Fally Mayulu 0 0 0 0
Lukas Grgic 0 0 0 0
Oliver Strunz 4 0 2 2
Patrick Greil 4 0 1 3
Ante Bajic 4 0 1 3

Die Kombination eines sehr jungen Aufgebots mit einer längeren Sieglosserie in Spielen gegen den Erzrivalen offenbart auch im Vergleich der Derby-Erfahrung und -Erfolge Zahlen, die ins Auge springen.

Die 15 gegen Sturm Graz eingesetzten Spieler Rapids bringen es zusammen nur auf eine Derby-Erfahrung von dünnen 56 Spielen gegen die Austria.

Was das grün-weiße Herz aber schlimmer schmerzen lässt: Ein einziger dieser Akteure weiß überhaupt noch, wie sich Derbysiege gegen Violett überhaupt anfühlen - Maximilian Hofmann hat dafür sogar eine positive Bilanz aus seinen 18 Derbys vorzuweisen.

Eine Rückkehr von Guido Burgstaller und Thorsten Schick würde diese Statistik übrigens nur unwesentlich aufhübschen: Burgstaller hat bei 13 Auftritten gegen die "Veilchen" zwei Siege, fünf Unentschieden und sechs Niederlagen in der Bilanz.

Schick wartet nach neun Derby-Beteiligungen wie alle seiner jungen Kollegen noch auf einen Jubeltag (sieben Remis, zwei Niederlagen).

Galvao gewann Derbys mit Rapid, fehlt aber

Dass die umgekehrte Rechnung für Rapidler genauso unschmeichelhaft aussieht, ist die logische Konsequenz.

Kurios: Damit es die Austria auf sieben kombinierte Derby-Niederlagen bringt, muss man schon die zwei Niederlagen von Marvin Potzmann einrechnen, die dieser allerdings im Trikot des anderen Klubs erlitt. Die drei Derby-Pleiten von James Holland stammen zudem aus grauer Urzeit (Saison 2013/14 bzw. 14/15).

Letzten Sonntag gab es noch einen zweiten Mann bei den beiden Klubs im Einsatz, der weiß, wie sich ein Derby-Sieg für Rapid gegen die Austria anfühlt. Lucas Galvao steht mittlerweile allerdings auch in der Abwehrkette der Favoritner und muss im Duell um Wien darüber hinaus eine Gelb-Rot-Sperre absitzen.

Eine grün-weiße Schreckensbilanz, die sich am Sonntag aber mit einem Schlag hübscher gestalten ließe. Ansonsten gäbe es schon ein Dutzend Derbys en suite, in denen Rapid auf einen Sieg warten muss.

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