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Eine bessere Liga, ein anderer Status

Warum Anel Hadzic Sturm verlässt und was die Grazer jetzt im Mittelfeld vorhaben.

Eine bessere Liga, ein anderer Status

Es war Zeit, zu gehen.

Anel Hadzic hat seine Zelte beim SK Sturm abgebrochen, um zum ersten Mal in seiner Karriere ins Ausland zu wechseln.

Aus Graz geht es für den 26-Jährigen nach Eskişehir, mit 685.000 Einwohnern die zwölftgrößte Stadt der Türkei. Es wartet das Abenteuer Süper Lig.

Die Voraussetzungen beim neuen Arbeitgeber des zentralen Mittelfeldspielers könnten besser sein. Mit nur drei Siegen und einem Remis steht man in Runde 18 am Tabellenende.

Sein Plan war klar

"Auch das war der Reiz, dass ich hierherkomme. Der Verein hat sich sehr um mich bemüht. Jetzt wollen wir den Klassenerhalt schaffen. Diese Herausforderung nehme ich gerne an", gibt sich Hadzic, der einen Vertrag bis Sommer 2018 unterschrieben hat, im Gespräch mit LAOLA1 bereits kämpferisch.

Nach knapp acht Jahren in Ried und zweieinhalb bei Sturm schien es nur eine Frage der Zeit, bis sich der bosnische Teamspieler aus der Bundesliga verabschiedet. Zeit seiner Sturm-Karriere tauchten immer wieder Auslandsinteressenten auf. Darunter befanden sich auch Klubs aus der Premier League.

Lose Gespräche über eine Verlängerung in Graz habe es in letzter Zeit zwar auch gegeben, "aber ich habe klar gemacht, dass, wenn ein konkretes Angebot aus dem Ausland kommt, ich nicht verlängern werde. Das hat Gerhard Goldbrich (Anm., General Manager) gewusst", erklärt Hadzic.

Ablöseverhandlungen zogen Deal in die Länge

Seit Sonntag befand sich der WM-Teilnehmer in der Türkei, am Montag folgte der Medizincheck, ehe am Dienstag die Papiere unterschrieben wurden. Grund für den etwas länger dauernden Vertragsabschluss waren auch Verhandlungen um die Ablöse.

"Sturm ist zwar ein toller Verein, aber nicht wirklich einer, bei dem man reich wird."

Gerhard Goldbrich

"Wenn ein Spieler noch vier Monate Vertrag hat, dann ist es meistens so, dass es keine Ablöse gibt, aber einem ablösefreien Transfer, das war mit Anel ausgemacht, hätten wir nicht zugestimmt", schildert Gerhard Goldbrich auf LAOLA1-Nachfrage. Eine solche Chance wollte man Hadzic prinzipiell aber nicht nehmen: "Sturm ist zwar ein toller Verein, aber nicht wirklich einer, bei dem man reich wird."

Unterm Strich seien auch die Schwarz-Weißen finanziell gut ausgestiegen. "Sonst hätte ich auch nicht zugestimmt. Ich habe ihm gesagt, dass er zu Verhandlungen reisen kann, aber es muss für uns auch passen", so Sturms General Manager.

Das tut es finanziell auch für Hadzic selbst, wie er anklingen lässt: "Es war sehr verlockend und dementsprechend habe ich gehandelt."

"Nicht leicht, in diese Liga zu kommen"

Sportlich gilt es aber weiterhin auf sich aufmerksam zu machen, um beim bosnischen Nationalteam auch in Zukunft eine Chance zu bekommen: "Die Liga ist sehr gut, man muss sich nur ansehen, welche Spieler hier spielen. Es ist auch nicht leicht, in diese Liga zu kommen."

Im Hinblick auf seine Nationalteam-Ambitionen erhofft sich Hadzic klarerweise mehr Beachtung. "Es ist eine bessere Liga, da hat man einen anderen Status. Aber wichtig ist jetzt, dass ich im Verein spiele und dass wir eine Serie starten."

Sechs Zähler fehlen Eskişehirspor auf das rettende Ufer. Schon am Wochenende wartet ein Sechs-Punkte-Spiel gegen Sivasspor, einen direkten Konkurrenten um den Klassenerhalt.

Immer ein wenig Unruhe

Abstiegssorgen muss sich Hadzic' Ex-Arbeitgeber Sturm zwar keine machen, uneingeschränkt positiv bilanziert er seine Zeit bei den Blackies jedoch nicht. "Wir haben immer eine gute Mannschaft gehabt, aber es ist sehr wichtig, dass das gesamte Drumherum die Mannschaft unterstützt."

"Die Fans standen eigentlich immer hinter uns, aber es war immer ein wenig Unruhe drinnen."

Anel Hadzic

Den Wechsel aus dem Innviertel nach Graz bereut er im Nachhinein aber nicht: "Ich bin durch Sturm ins Nationalteam gekommen und habe die WM als Sturm-Spieler gespielt. Es war eine schöne Zeit, ich fühle mich auch der Stadt sehr verbunden und kann mir sicher vorstellen, meinen Lebensmittelpunkt noch einmal nach Graz zu verlegen."

Fühlte er sich in diesem Herbst in manchen Phasen nicht ausreichend unterstützt? "Es war immer sehr schwer für die Mannschaft. Wenn alle an einem Strang ziehen und in eine Richtung gehen, dann traue ich ihr viel zu."

Den Grazer Fangruppen, deren Unmutsäußerungen zuletzt wieder intensiver wurden, will er nichts vorwerfen, wenngleich er meint: "Die Fans standen eigentlich immer hinter uns, aber es war immer ein wenig Unruhe drinnen."

Was plant Sturm im zentralen Mittelfeld?

Nicht zur Ruhe kommen wird auch die sportliche Leitung wenn es um eine mögliche Nachbesetzung von Hadzic bei Sturm geht. Allerdings gilt fürs Erste das Motto: Jugend forscht.

"Anhand der Aufstellung im Test gegen Wiener Neustadt hat man gesehen, dass wir dem eigenen Nachwuchs die Chance geben wollen. Wir schauen uns die Jungen intensiv an, sind aber immer vorbereitet und es gibt mögliche Kandidaten, wenn wir zum Entschluss kommen sollten, dass wir jemanden brauchen", erklärt GM Goldbrich.

Testkandidat Asiedou spielte 45 Minuten lang beim 1:0 gegen Wr. Neustadt

Als einer dieser Kandidaten wurde zuletzt medial Stefan Hierländer von RB Leipzig ins Spiel gebracht. "Wir sind mit Kamavuaka, Lovric und Offenbacher grundsätzlich gut aufgestellt", so der 48-Jährige.

Entscheidung bei Testkandidat Asiedu

Aktueller Plan sei es, dem aktuellen Kader (siehe unten) in Belek zwei bis vier Tage auf die Beine zu schauen und Varianten auszuprobieren. Parallel wird der Markt sondiert und anschließend eine Entscheidung getroffen. 

Diese ist auch bezüglich des Testkandidaten William Opoku Asiedu, der gegen Wiener Neustadt eine Halbzeit lang im Mittelfeld auflaufen durfte, gefallen. "Er hat einen starken Eindruck gemacht. Sowohl physisch, als auch technisch. Was die Taktik betrifft hat er sicher noch Eingewöhnungsbedarf", lieferte der Ghanaer eine ansprechende Leistung ab.

Allerdings reist der 18-Jährige nicht mit ins Trainingslager nach Belek, sondern wird stattdessen in Graz mit den Amateuren unter der Leitung von Markus Schopp eine Woche lang trainieren. "Das wäre ein ganz klarer Perspektivspieler", so Goldbrich.

Sturm-Kader für das Trainingslager in Belek:

Tor: Esser, Gratzei, Ehmann

Verteidigung: Schoissengeyr, Lykogiannis, Madl, Ehrenreich, Potzmann, Spendlhofer, Klem, Kayhan, Maresic, Skrivanek

Mittelfeld: Avdijaj, Stankovic, Offenbacher, Rosenberger, Gruber, Horvath, Lovric, Kamavuaka, Dobras, Schick, Puster, Schmid, Seidl

Angriff: Klaric, Edomwonyi, Kienast

 

Andreas Terler

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