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Die neue Hierländer-Rolle: "Bin kein Freigeist"

Sonder-Rolle als Sturm-Erfolgsfaktor. Wie lange bleibt er noch in Graz?

Die neue Hierländer-Rolle:

Es gibt Verteidiger, Mittelfeldspieler, Angreifer - und es gibt Stefan Hierländer.

Der 26-Jährige nimmt in der aktuell so erfolgreich spielenden Mannschaft des SK Sturm Graz eine spezielle Rolle ein. Eine, die er selbst nur schwer erklären kann.

"Es ist eine Position, die schwierig zu definieren ist. Für mich passt sie aber komischerweise", sagt der Kärntner im Gespräch mit LAOLA1.

Gegen den Ball spielt Hierländer im 5-4-1 rechts in der Fünferkette, im Spiel nach vorne wird daraus ein 3-4-3, in dem er Zug zum Tor beweist.

Und eben seine Vielseitigkeit, für die nicht nur er ein gutes Beispiel im Trikot der Grazer ist.

Hierländer nützt Freiheiten anders

"Wir können viele Systeme spielen, das ist ein großer Pluspunkt, der sich in den letzten Wochen herauskristallisiert hat. Wir haben mit einer Vierkette angefangen, dann gegen die Austria eine Art Fünferkette gespielt, die zu einer Dreierkette wird. Dazu sind wir auch spielerisch einen Schritt weiter als letztes Jahr", findet Hierländer.

In neun Pflichtspiel-Einsätzen hat der Ex-U21-Teamspieler bereits drei Tore und zwei Assists verbucht. Dazu zählt Hierländer regelmäßig zu den Spielern mit den meisten Ballaktionen im Trikot der Grazer - beim 2:1-Sieg gegen Rapid hatte er sogar die meisten (86).

Warum Hierländer derzeit im Sturm-Spiel so gut funkioniert? "Weil ich Freiheiten habe, die ich anders nütze als ein Spezialist auf dieser Position. Ich bewege mich viel nach Instinkt in die Räume. Gleichzeitig habe ich auch meine Aufgaben nach hinten."

Warum "Freigeist" nicht stimmt

Die wird Hierländer auch nicht müde zu betonen. Mit der Bezeichnung "Freigeist" kann er nämlich gar nichts anfangen: "Ich habe offensiv natürlich meine Freiheiten, aber defensiv sehr viele Aufgaben. Zum Beispiel lange Bälle zu verhindern oder Zweikämpfe zu gewinnen (Quote: 56% gew. [37/29], Anm.)."

Nach einem Jahr im Sturm-Trikot hat der ehemalige Salzburger und Leipziger seine Rolle bei den Steirern offensichtlich gefunden. Über seine Entwicklung spricht er trotzdem nicht gerne. "Ich bin ein Typ, der gar nicht gerne gelobt wird und sehr hart mit sich selbst ins Gericht geht. Ich habe sicher noch einiges zu lernen und zu verbessern", gibt er sich selbstkritisch.

Die Zahlen sprechen für den gebürtigen Villacher, nicht zuletzt schaffte er es erneut auf die Abrufliste von Teamchef Marcel Koller für die WM-Qualifikationsspiele gegen Wales und Georgien. Im kommenden Sommer läuft sein Zweijahres-Vertrag aus. Wie groß ist der Reiz, sich noch einmal im Ausland beweisen zu wollen?

Vertrag läuft aus: "Andere Herausforderungen interessant"

"Als Fußballprofi kann man nie sagen, wie es weitergeht, also muss man für alles offen sein. Natürlich sind andere Herausforderungen interessant", sagt Hierländer. Nachsatz: "Aber ich kann nur sagen, dass ich mich in Graz sehr wohl fühle. Man muss offen sein für Neues, aber zur Zeit ist das kein Thema."

Sehr wohl ein Thema in Graz war hingegen zuletzt der Wechsel von Romano Schmid zum FC Red Bull Salzburg.

Hierländer, der einst bei Austria Kärnten dem Ruf der "Bullen" folgte, kann die Entscheidung des Supertalents verstehen: "Ich war damals vor meinem Wechsel zu Salzburg in einem ähnlichen Alter und kann mich daher gut in seine Situation hineinversetzen. Ich hoffe, dass er seinen Weg in Salzburg genauso weitergeht wie in Graz. Er ist ein Riesentalent und ich wünsche ihm nur das Beste."

Erinnerungen an die Vorsaison: "Wir haben noch nichts erreicht"

Dass Schmid auch in Graz gute Entwicklungsmöglichkeiten gehabt hätte, ist für Hierländer unbestritten: "Er hätte eine Mannschaft gehabt, die ihn akzeptiert, wo er seinen Platz in der Hierarchie gehabt hätte und auf Einsatzminuten gekommen wäre. Mittlerweile ist das Ganze aber eine Woche her, da ist schon Gras drüber gewachsen. Das Thema Romano ist erledigt."

Was zählt ist der Schlager am Sonntag gegen den Meister (ab 16:30 Uhr im LAOLA1-LIVE-Ticker) und die Verteidigung der Tabellenführung vor wohl ausverkauftem Haus in der Merkur Arena. Nach dem Traumstart grassiert die Fußball-Euphorie in der Murstadt - wie schon in der Vorsaison. Damals riss aber im Verlauf des Herbsts der Faden. Die Erinnerungen daran sind noch präsent.

"Ich habe das Gefühl, dass jeder in der Mannschaft die Situation gut einschätzen kann. Wir haben eigentlich noch nichts erreicht", sagt Hierländer. Gegen Salzburg sei aber der sechste Sieg im sechsten Spiel drin: "Mit unserer Qualität können wir Salzburg schlagen, wenn wir hundert Prozent abliefern. Das muss unser Ziel sein."

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