Frage: Im Vorfeld der Vancouver-Spiele haben sie in einer TV-Dokumentation Doping-Mutmaßungen über deutsche Sportler aufgestellt. Bach, damals noch ihr deutscher Amtskollege, forderte Aufklärung. Sind alle Differenzen zwischen Ihnen ausgeräumt?

Stoss: "Es ist alles ausgeräumt und auch nichts zurückgeblieben. Das Österreichische Olympische Komitee hat selbst auch viele Hausaufgaben gemacht, hat sich auch zum Teil neu ausgerichtet. Wir haben auch viel getan im Austausch mit anderen nationalen olympischen Komitees. Wir haben einen Vertreter im IOC und es wäre auch für die Zukunft natürlich ganz, ganz wichtig, dass eine österreichische Vertreterin oder ein Vertreter auch weiterhin im IOC ist. Österreich spielt doch eine gewisse Rolle in der olympischen Sportbewegung. Das sieht man allein, wenn man die Medaillenränge bei Winterspielen anschaut, wo wir unter den fünf besten Nationen dieser Welt sind. Und mit den Austragungen in Innsbruck haben wir unsere Beiträge für die olympische Familie auch schon geleistet."

Frage: EX-ÖOC-Präsident Leo Wallner ist Österreichs IOC-Mitglied. Wie ist das Prozedere nach seinem Ausscheiden?

Stoss: "Es gibt eine Altersbegrenzung, die ist 80 Jahre. Er wird nächstes Jahr 80. Von da her liegt es natürlich auch an ihm, jetzt Kontakte zu den IOC-Mitgliedern aufzunehmen und zu sagen, meine Funktion läuft aus, mir würde es sehr am Herzen liegen, dass diese oder jene Person ins IOC kommt. Es gibt eine ziemlich lange Warteliste, es gibt ja nur 115 IOC-Mitglieder, aber 205 nationale olympische Komitees. Da kommt man nicht automatisch rein. Die nächsten Entscheidungen fallen 2015 bei der IOC-Session in Kuala Lumpur."

Frage: Was geben Sie den Sportlern mit auf den Weg nach Sotschi?

Stoss: "Dass die sportliche Fairness in erster Linie im Vordergrund zu stehen hat und dass wir respektvoll den anderen Sportlerinnen und Sportlern zu begegnen haben. Aber das muss man nicht explizit sagen, weil das unsere Sportler tun und unsere Fahnen und unser Ansehen hochhalten. Das andere ist, dass ich mir durchaus wünschen würde, dass es eine gegenseitige Unterstützung gibt von Athletinnen und Athleten, dass man nicht nur seine Bewerbe unter Anführungszeichen abspult, sondern auch bei den anderen dabei ist und die anfeuert. Das ist natürlich toll für die Stimmung. Und dass uns möglichst viele im Österreichhaus besuchen kommen."

Frage: Wann reisen Sie als zufriedener ÖOC-Präsident wieder nach Hause?

Stoss: "Ich reise sehr zufrieden ab, wenn es friedliche Spiele und verletzungsfreie Spiele waren, das steht bei mir ganz oben. An zweiter Stelle natürlich, wenn es auch entsprechende sportliche Erfolge gibt. Aber für die bin ich nicht zuständig, weil ich nicht trainiert habe für die Sportler, ich weiß aber, wir haben hoch professionelle, toll eingestellte Sportler. Das hängt aber oft an Millimetern oder Hundertstelsekunden. Wenn wir die eine oder andere Medaille erringen, freue ich mich riesig. Wenn wir ein ähnliches Ergebnis wie in Vancouver (16 Medaillen/Anm.) erziele, freue ich mich noch mehr."